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Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)

Titel: Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
Autoren: Katie Kacvinsky
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Welt gelebt, die nur aus uns beiden bestand.
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, beruhigte ich sie mit einem entschiedenen Nicken.
    »Du solltest mehr essen«, sagte sie besorgt. »Wirklich, du siehst ganz abgemagert aus.« Ich verdrehte die Augen. Das war typisch meine Mom. Als wenn es im Moment nichts Wichtigeres zu besprechen gab als meine Taillenweite.
    »Ich habe dich vermisst«, antwortete ich. Dabei dachte ich an alles, was ich ihr hatte sagen wollen, während ich im Center um meinen Verstand kämpfte und im Schnellboot auf den nahenden Tod zutrieb. Am liebsten wäre ich durch den Bildschirm gekrochen und hätte stundenlang nichts anderes getan, als mit ihr zu reden und ihr von meinem Leben zu erzählen. »Tut mir leid, dass ich euch so viel Sorgen mache. Ich wollte keinem von euch wehtun.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie nickte hastig. »Schon gut, Maddie. Wir haben dich sehr lieb«, sagte sie und griff nach der Hand meines Vaters, um sie krampfhaft zu umklammern. »Ich bin einfach erleichtert, dass es dir gut geht.«
    »Was macht Baley denn so?«, erkundigte ich mich.
    Meine Mutter seufzte. »Sie schläft jede Nacht in deinem Zimmer. Ich verspreche ihr ständig, dass du bald wieder nach Hause kommst«, sagte sie und schaute mich hoffnungsvoll an. Neue Tränen traten ihr in die Augen und jetzt musste ich ebenfalls weinen. Ich konnte ihr nicht sagen, was ich dachte: Nein, ich würde nie wieder zu Hause leben. Weil ich nicht mehr in ihre Welt gehörte.
    Der Blick meines Vaters wurde weicher. »Du siehst viel besser aus als beim letzten Mal, als wir uns getroffen haben«, sagte er.
    »Ich hatte das Glück, dass mir jemand bei der Flucht geholfen hat«, meinte ich vielsagend. Vielleicht konnte mein Vater wenigstens versuchen, Justin nicht länger zu verteufeln.
    »Ich wollte mit dir reden, bevor ich morgen nach Los Angeles fliege«, sagte er.
    »Hältst du eine Rede über die Umerziehungscenter?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    Er nickte. »Die Medien verlangen ein Interview. Es hat sich herumgesprochen, dass ich letzten Monat im DCLA war. Jetzt denken alle, dass ich über die Vorgänge dort Bescheid weiß. Es soll eine offizielle Untersuchung geben.«
    »Nun ja, sie haben recht. Du weißt wirklich Bescheid«, sagte ich. »Du hast gesehen, wie es dort zuging.«
    Er nickte langsam. »Und ich habe meine eigenen Untersuchungen angestellt.«
    »Heißt das, du glaubst uns?«, fragte ich.
    Er zögerte mit seiner Antwort.
    »Wir haben alle nötigen Beweise«, sagte ich, bevor er anfangen konnte, sich aus Prinzip mit mir zu streiten. »Wir haben fast achthundert Zeugen«, fuhr ich fort und meine Stimme wurde allmählich lauter. »Wir haben Blutuntersuchungen, medizinische Daten, Drogentests …«
    Mein Vater hob die Hand, um mich zu unterbrechen.
    »Wirst du uns helfen, oder nicht?«, verlangte ich zu wissen.
    Er starrte mich an. »Das kommt darauf an. Du hast anscheinend ein paar praktische Dinge nicht bedacht.«
    »Nämlich?«, fragte ich. Der Rest des Raums schien zu verschwinden und ich sah nur noch seine Augen.
    »Vielleicht verschwendest du deine Zeit, wenn du von einem perfekten Leben träumst, statt mit dem zufrieden zu sein, was du bereits hast?«
    »Mein Leben gibt mir keinen Grund, zufrieden zu sein«, sagte ich.
    Mein Vater überlegte einen Moment, bevor er sagte: »Die wirkliche Welt, wie du sie nennst, ist auch nicht besser als die virtuelle. Ich habe lange genug darin gelebt, um das mit Sicherheit zu wissen. Du kämpfst darum, eine Wahl zu haben … und rennst dann in dein Unglück. Davor will ich dich und alle anderen schützen. Ich wünschte, das könntest du einsehen.«
    Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber er kam mir zuvor.
    »In deiner wirklichen Welt ist auch niemand zufrieden«, behauptete er. »Sie ist genauso falsch und künstlich. Vor dem Zeitalter der Digital School konnten die Leute ihr Leben nur ertragen, indem sie Psychopharmaka nahmen, wusstest du das? Sie wollten am liebsten alles vergessen. Die vielen Wahlmöglichkeiten haben sie krank gemacht. Ständig mussten sie sich entscheiden … und das hält niemand aus, ohne verrückt zu werden. Deshalb haben die Menschen sich mit Drogen betäubt. Das Leben war für sie nur noch Stress, dem sie entfliehen wollten. Das Ideal der ›Freiheit‹ ist ein Paradox, Maddie. In Wirklichkeit gibt es so etwas gar nicht.«
    »Das ist eine Lüge«, sagte ich.
    »Was genau willst du denn erreichen, Maddie?«, unterbrach Mom unseren
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