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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling
Autoren: Mary Scott
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Inseraten immer so unverschämt gelogen?
    Vierzehn Tage lang sah Sally keinen ihrer Freunde, und dennoch blieb ihre Suche erfolglos. Kleinfarmen waren schwer zu finden, und wenn sie zum Verkauf standen, so deshalb, weil — wie in ihrem eigenen Fall — die bisherigen Besitzer nichts herauswirtschaften konnten. Sallys Hoffnungen sanken von Tag zu Tag.
    Matthew wagte eines Tages die schüchterne Frage, ob sie nicht doch die Bibliothek übernehmen wollte, aber Sally schüttelte den Kopf. Jede neue Pleite bestärkte sie in ihrem Entschluß, ihre Probleme selber zu lösen. »Morgen sehe ich mir das Grundstück an, von dem der neue Makler mir erzählt hat. Es ist ziemlich weit weg; ich werde dort übernachten müssen. Kommst du allein zurecht? Dieser Makler scheint mir vertrauenswürdiger als die andern.«
    Matthew versicherte, sie brauchte sich seinetwegen keine Sorgen zu machen, aber sie fand beim Abschied, daß er gealtert und verzagt aussah. Während der langen, ermüdenden Eisenbahnfahrt kam Sally mit einem alten Mann ins Gespräch, der aus dem Distrikt stammte, wo sie hinwollte, und ihr alles Wissenswerte über das Land erzählte. Als er eine Station vor ihr ausstieg, bedankte sie sich sehr für die Aufmunterung.
    »Ich war schon ganz niedergeschlagen, wissen Sie, und Selbstmitleid ist eine Blamage, nicht?«
    Ihr neuer Freund, der sie sehr nett fand, bot ihr für den Fall künftiger Nachbarschaft jede erdenkliche Hilfe an. Sally überlegte beim Weiterfahren, was wohl die Leute neuerdings bewog, ihr dauernd helfen zu wollen. Sie hoffte zu Gott, daß sie nicht schon auffallend ärmlich und mitleiderregend aussah. Bis vor kurzem war sie die Helferin gewesen, die einsame Matrosen und verrückte Elfenforscher ohne weiteres unter die Fittiche nahm... Mit einem Seufzer holte sie ihr Köfferchen aus dem Gepäcknetz und stieg aus.
    Doch die Begegnung mit dem alten Mann schien ihr Glück gebracht zu haben. Die Kleinfarm, die sie heute besichtigte, war kein so hoffnungsloser Fall wie die anderen. Das Haus war dürftig, aber ringsum war lockerer, fruchtbarer Boden. Außer den Überbleibseln eines großen Gemüseackers war ein gutgehaltener Obstgarten vorhanden, und die Weide zeigte kräftigen Graswuchs. Das nächste Dorf war ein Abklatsch von Queensville. Das Beste von allem aber war der Umstand, daß die Farm zweihundert Meilen von dem Ort entfernt war, der ihr keine Heimat mehr bot und den sie deshalb so resolut wie möglich aus ihren Gedanken streichen mußte. Sie nahm sich vor, morgen zurückzufahren und dann Matthew im Auto herzubringen, um auch sein Urteil zu hören. Für heute nacht stand ihr noch das schwelgerische Vergnügen bevor, in einem Bett zu schlafen, das sie nicht machen, und etwas zu essen, was sie nicht kochen mußte.
    Leider war das Bett im Gasthaus ebenso schlecht wie das Essen, und Sally hatte ungewöhnliche Einschlafschwierigkeiten. Nun, da alles glattzugehen schien, kamen ihr plötzlich wieder Bedenken. War es nicht sehr egoistisch von ihr, Matthew aus der Gegend wegzuzerren, wo er vielleicht stärkere Wurzeln geschlagen hatte als sie? Wäre es nicht klüger gewesen, Judiths Angebot anzunehmen und friedlich dortzubleiben, wohlwollend Simons Eheglück zu betrachten, ab und zu die lieben Moores zu besuchen und sich gelegentlich von Hugh einladen zu lassen, bis er eine andere feste Freundin fand? Sie wußte, daß sie beliebt war und auch bei anderen Leuten beliebig viel Anschluß finden konnte. Simon und Caroline würden die Freundschaft bestimmt pflegen wollen, und sie hätte bei jedem Zusammensein das heimliche Hochgefühl, den beiden zu ihrem Glück verholfen zu haben...
    Aber an diesem Punkt, zu dem ihre Gedanken mehrmals zurückkehrten, setzte sich Sally plötzlich im Bett auf und sagte ganz laut: »Nein, kommt nicht in Frage! Wenn Matthew einverstanden ist, ziehen wir her. Der Makler muß uns eine Bedenkfrist von drei Tagen einräumen. In drei Tagen kann man sich endgültig entscheiden. Und wenn ich erst einmal hier bin, lasse ich mich dort nie wieder blicken. Schluß und Schwamm drüber!« In diesem Moment klopfte es an der Wand neben ihrem Bett, und ein milder Männerbaß sagte mit leichtem Zungenschlag: »Aufwachen, Schätzchen, du redest im Schlaf.« Sally lachte, kuschelte sich in das Kissen und schlief endlich wirklich ein.
    Bei ihrer Heimkehr kam ihr Matthew mit besorgt fragender Miene entgegen. »Wieder nichts?« fragte er und schien auch nicht sonderlich beglückt, als sie antwortete: »Doch,
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