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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling
Autoren: Mary Scott
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diesmal könnte es klappen. Du mußt natürlich noch deinen eigenen Senf dazugeben. Morgen fahren wir nochmal zusammen im Auto hin.« Anschließend erzählte sie ihm lang und breit die Einzelheiten und gab sich Mühe, ihre Schilderung recht verlockend zu machen.
    »Und die Leute dort sind nett«, fügte sie hinzu. »Gleich auf der Hinfahrt hab’ ich einen reizenden alten Herrn im Zug kennengelernt.«
    Matthew winkte schroff ab. »Danke! Ich hab’ den Kanal voll von deinen reizenden alten Herren!« Auf diesen Ausspruch hin lachten sie zum erstenmal beide wie in besseren alten Zeiten, und Matthew nahm die günstige Stimmung wahr, um schnell hinzuzufügen: »Deine Freundin Alice hat sich halbtot geklingelt. Sie ruft um fünf noch mal an. Ich hab’ ihr gesagt, dann würdest du wohl wieder da sein.«
    Alices erste Frage klang sehr vorwurfsvoll. »Wo steckst du denn die ganze Zeit? Wir haben dich ja seit Wochen nicht gesehen!«
    »Ich war auf der Suche nach einer neuen Heimat, und ich glaube, ich habe sie endlich gefunden«, erwiderte Sally schwungvoll.
    »Oh, Liebling...« jammerte Alice, »warum willst du uns alle partout verlassen, statt Judiths Bibliothek weiterzuführen?« Aber Sally ging darüber hinweg und fragte munter, wie es Alister ginge und was er inzwischen wieder angestellt hätte.
    »Der wird allmählich sehr brav und gesetzt, macht kaum noch etwas kaputt... Was sagst du, Trevor? Ja, wenn du deine Pantoffeln so liederlich herumliegen läßt... Hörst du noch, Sally? Am besten, du bildest dir dein eigenes Urteil. Das ist der Hauptgrund meines Anrufs. Wir geben nämlich heute abend eine kleine Party, nur für die allernächsten Freunde — ohne dich geht es also nicht.«
    Sally zögerte. Sie wollte ja gerade vermeiden, es vor dem Abschied noch so recht zu spüren zu bekommen, wie sehr sie an diesen Menschen hing und was sie mit ihnen verlor. Die Aufzählung der Gäste gab ihr den Rest: Judith und Jan, Caroline und Simon, Hugh und Sally. Der eigentliche Anlaß sei das Happy-End von Judiths und Jans Romanze und ihre bevorstehende Abreise. Der alte Mr. Fraser wollte den Abend auf Luthens bei Tante Dorothy verbringen; bei ihnen, den Moores, handle es sich also um eine reine Jugendversammlung.
    »Ich fühl’ mich heute gar nicht jung«, wandte Sally ein. »Ich habe die Nacht in einer schrecklichen Kaschemme verbracht und kaum geschlafen. Wirklich, Alice, du mußt mich entschuldigen — ich bin nicht mehr ganz frisch.«
    Aber Alice entschuldigte diesmal nicht. Sie war gekränkt. Sally hörte es ihrer Stimme an. »Wir haben dich eine Ewigkeit nicht gesehen, und du hast uns gefehlt — ist dir das denn ganz egal? Ohne dich lasse ich lieber die ganze Party schießen. Weißt du noch, wie Alister damals deine Krokodiltasche gestohlen hat...? Nein, bitte, du mußt kommen!«
    Und Sally sah ein, daß sie mußte, wenn sie keine überflüssige Aufregung verursachen wollte. »Bei der Gelegenheit kann ich mich gleich von allen verabschieden«, dachte sie. »Matthew und ich gehen so vielleicht am besten den sonst üblichen Zeremonien aus dem Wege.« Laut sagte sie: »Also gut, ich komme, wenn auch nur deinetwegen und natürlich wegen Alister. Aber nötige mich nicht zum langen Bleiben, Alice, bitte! Ich bin wirklich todmüde und habe eine furchtbare Mattscheibe, und morgen in aller Herrgottsfrühe wollen Matt und ich schon wieder losfahren, damit er sich die neue Farm auch erst mal ansieht.«
    »Gott, wie ich hoffe, daß er sich weigert! Was soll ich bloß ohne dich anfangen, Sally?«
    »Dir wird die Trennung leichter fallen als mir«, dachte Sally, als sie den Hörer auflegte. »Du hast Trevor und Alister, und vermutlich wird auch ein Baby nicht mehr lange auf sich warten lassen. Du brauchst mich nicht unbedingt. Niemand braucht mich — außer Matt.«
    Aber das war nicht die richtige Stimmung für eine Party! Sally zog deshalb das schöne Kleid an, das Alice ihr genäht hatte, und erinnerte sich auch noch rechtzeitig an die glitzernde Stola, die Archie seiner »alten Dame« mitgebracht hatte. Sie legte sie um die Schultern und betrachtete sich nicht ohne Wohlgefallen im Spiegel. Nein, wie ein unglückliches Mauerblümchen, das niemand haben wollte, sah sie nicht aus. Sie sah aus wie das, was sie heute abend zu sein beabsichtigte: Eine Zierde von Alices Party.
    Sogar Matthew zeigte sich beeindruckt — oder er hielt sie im Grunde doch für unglücklich und aufmunterungsbedürftig, denn er sagte: »Nicht schlecht, das Ding
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