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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling
Autoren: Mary Scott
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besser, wenn wir einen glatten Schlußstrich ziehen. Man möchte von einem Ort weg, wo man letzten Endes versagt hat... Tausend Dank für das Angebot, Judith. Es ist in fast jeder Hinsicht verlockend, aber... irgend etwas in mir sträubt sich dagegen. Ich habe das Gefühl, es würde wieder nicht gut ausgehen.«
    Was sträubte sich in ihr? Warum sollte es nicht gut ausgehen? Es lag an den bevorstehenden Veränderungen in ihren menschlichen Beziehungen. Sie würde natürlich immer mit Caroline und Simon befreundet bleiben; aber wenn zwei nahe Freunde sich ineinander verlieben, wird der dritte zwangsläufig zum Außenseiter. Und auch Alice hatte ihren Mann — ganz zu schweigen von Alister — , und Sally hatte nicht vor, dort bis zum Überdruß die Hausfreundin zu spielen. Und was Hugh betraf... diese Freundschaft, wenn sie je bestanden hatte, lag ohnehin im Sterben. Hugh war lieb und nett, wenn sie sich zufällig trafen; erst kürzlich hatten sie wieder miteinander Tee getrunken, aber es war nicht mehr so, wie es eine Zeitlang gewesen war. Sally hatte das Gefühl, allem auf rätselhafte Weise plötzlich fernergerückt zu sein.
    Judith versuchte mit vielen Bitten und Vernunftgründen, sie noch umzustimmen, mußte aber schließlich enttäuscht zurückfahren. Ihr letztes Wort war: »Sagen Sie nicht endgültig Nein, Sally. Überlegen Sie es sich noch einmal in aller Ruhe.«
    Abends, als sie die Sache mit Matthew durchgesprochen hatte — er meinte ebenfalls, wenn auch zögernd, die Bibliothek sei wohl nicht das Rechte für sie fuhr zu ihrer Überraschung Simon vor. Er sei auf dem Wege in die Stadt, erklärte er, um den Film zu sehen, von dem alle Welt soviel Aufhebens machte. Aber was sei denn das für ein Unsinn, den er gerade von Judith erfahren hätte? Warum wollte Sally all ihre Freunde vor den Kopf stoßen und die angebotene Bibliothek zurückweisen? Reichtümer seien damit ja gewiß nicht zu erwerben, aber es wäre doch eine Existenz, und wenn der Garten Matthew nicht genügte, könnte er in der Nachbarschaft noch massenhaft zusätzliche Beschäftigung finden. Jedenfalls sei die Bibliothek tausendmal besser als ihre verrückte Idee, ins Ungewisse zu ziehen, wo sie keinen Menschen kannte.
    Seine Vorstellungen ärgerten Sally auf unvernünftige Weise. Er wollte natürlich mit Caroline ins Kino gehen, dafür sprachen schon sein guter Anzug und sein erwartungsfreudiges Gesicht. Sie hingegen steckte in einem verwaschenen Fähnchen und einer geflickten Jacke und war ohne eine Spur von Make-up, was ihre Laune nicht verbesserte. »Um Himmels willen, laß mich in Ruhe!« fertigte sie ihn kurz ab. »Es ist schließlich meine Angelegenheit, und außer Matthew hat da niemand dreinzureden. Wir wissen, was wir wollen und brauchen. Eine Leihbücherei liegt einfach nicht in meiner Linie, und daher würde ich nie einen Erfolg daraus machen.«
    »Der Erfolg würde sich einstellen, ob du willst oder nicht. Du bist hier beliebt, und die Leute würden schon deshalb kommen.«
    »Ach, du meinst, weil alle mit der armen pleitegegangenen Sally Mitleid haben und gern ihr Scherflein beitragen, um ihr wieder auf die Beine zu helfen? Danke bestens!«
    Simon gab noch nicht nach. »Lieber ziehst du in die Einsamkeit? Alle deine Freunde sind hier — «
    »Ich werde schon neue finden.«
    »Das sicher. Aber uns wirst du fehlen, Sally.«
    »Ihr werdet es überleben«, erwiderte sie schnippisch. »Und für dich ist es doch überhaupt die Ideallösung! Ich bin dir weggelaufen. Du brauchst mich nicht erst sitzenzulassen. Vor Mr. Ford bist du fein ’raus.«
    Nun funkelte auch er sie mit harten und zornigen Augen an. »Wenn du es so meinst... Wenn das dein Wunsch und Wille ist...« Er beendete den Satz nicht, sondern drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Haus.
    Erst als das Motorengeräusch in der Ferne verklungen war, sagte Matthew müde: »Gröber ging’s wohl nicht, was? Na ja — Schwamm drüber.« In Sallys Ohren klang es wie ein Totengeläut.
    Die Erinnerung, wie Simon in seinem guten Anzug dagestanden hatte, unterwegs ins Kino, gönnerhaft zuredend, spornte sie in der nächsten Zeit zu verbissenen Anstrengungen an. Sie steckte Geld und Zeit in mehrere Besichtigungsreisen, die sie mit dem Zug oder dem Bus unternahm, um wenigstens Benzin zu sparen. Die Farm, von der sie zuerst gehört hatte, erwies sich als undiskutabel, und auch hinterher tat es ihr noch oft um das hinausgeworfene Geld und die vertane Zeit leid. Warum wurde in den
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