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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling
Autoren: Mary Scott
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noch nie irgendwohin mitgenommen. Na, dachte Sally mit Genugtuung, nun merkte er vielleicht, daß man sich ruhig mit ihr sehen lassen konnte!
    Heute abend hatte sie alle lästigen Sorgen weit von sich geschoben. Die Hypothek war ebenso vergessen wie die enttäuschenden Wollpreise und die Geschäftsbriefe, in denen sie immer Quittungen erhoffte, die aber viel häufiger Rechnungen enthielten. »Macht fast gar nichts!« wiederholte Sally in Gedanken, und diesmal waren nicht nur die Pfotenspuren auf ihrem Kleid gemeint, sondern auch die ganze Alltagslast, die es übrigens noch nie fertiggebracht hatte, sie sehr lange niederzudrücken.
    Waren Parties eigentlich immer so nett, oder lag es nur daran, daß sie ewig keine mehr mitgemacht hatte? Natürlich nahm sie manchmal an dörflichen Geselligkeiten teil, aber das war die Sorte, zu der die Damen das Eßbare mitzubringen hatten und die Sally viel Mühe und Angstschweiß verursachten, weil ihre Platten manchmal mißrieten. Hier war nur Alister eine etwas schwierige Zugabe. Er wähnte Sally ebenso überwältigt von seinem Charme wie seine Herrin, folgte ihr infolgedessen auf Schritt und Tritt und kam den Leuten, die sich ihr nähern wollten, unaufhörlich in die Quere. Dr. Moore sah sich das in stiller Verzweiflung mit an, seine Gattin mit liebender Nachsicht. »Sperr doch das Biest ein!« hatte er ihr vor Eintreffen der Gäste gesagt, aber sie hatte dieses Ansinnen lächelnd zurückgewiesen. »Lieber, wer brächte das übers Herz? Er ist doch so gern in Gesellschaft!«
    Hugh Davenport genoß die Gesellschaft jedenfalls weniger als der Hund. Daß Sally die Leute so schnell gewonnen hatte, freute und verdroß ihn zugleich. Schließlich war sie seine Entdeckung. Er hatte vorgehabt, sie ein wenig unter seine Fittiche zu nehmen, die passendsten Freunde für sie auszuwählen, und so weiter. Aber er hatte zu lange gezögert; sie war bereits »Sally« für jedermann und unterhielt sich ebenso angeregt mit Hughs würdigem Seniorpartner wie mit dem jüngsten Bankangestellten.
    Ihre unverbesserliche Menschenfreundlichkeit ist ihr größter Fehler, dachte er. Sie mag gleich jeden — und jeder mag sie. Ob sie wohl jemals lernt, behutsamer und klüger vorzugehen und sich den herrschenden Konventionen anzupassen? Die Frau eines aufstrebenden Rechtsanwalts mußte das können, und die Frau eines künftigen Richters erst recht. Nun, diese Probleme konnte er im Moment auf Eis legen. Brennender war das Problem, wie er sich unwillig eingestand, daß er sich womöglich wirklich in das Mädchen verliebte.
    Der Gedanke verblüffte ihn. Sally war nicht schön, nicht einmal besonders hübsch. Klein, braunes Haar, leuchtende haselnußbraune Augen, gute Figur, angenehme Züge — alles in allem nett, aber keineswegs hinreißend. Aber sie war so ungeheuer lebendig, so durchtränkt von Heiterkeit. Während Hugh quer durch das Zimmer auf sie zuging, fand er, daß jemand in einer derartigen finanziellen Lage einfach nicht das Recht hatte, so heiter zu sein.
    Sally beachtete seine Annäherung nicht, weil im selben Moment ein verspäteter Gast hereinkam, ein großer, dunkelhaariger junger Mann, der dem Aussehen nach mehr im Pferdesattel zu Hause war als in einem Salon. Sally unterbrach sich bei seinem Anblick mitten im Satz, rief »Na so was — Simon Hunter!« und stürzte ihm entgegen, wobei sie Hugh buchstäblich etwas beiseitestieß.
    Der Neuankömmling schien nicht weniger überrascht und erfreut zu sein als sie. »Na so was — Sally!« echote er. »Wie kommst denn du hierher? Was machst du hier?«
    »Ich lebe«, erwiderte Sally fröhlich. »Ärmlich, aber ehrlich. Und du? Ich dachte, du bist auf deiner Landwirtschaftshochschule und erforschst gräßliche kleine Maden und Seuchenerreger?« Sie wandte sich erklärend an die Umstehenden und besonders zu Hugh. »Simon ist nämlich außerordentlich gescheit. Er kann jedem genau sagen, warum Schafe Ekzeme kriegen oder Drillinge werfen. Alice, warum hast du mir nicht gleich erzählt, daß Simon kommt? Wie konntest du das so lange geheimhalten?«
    Alice sagte mit sanftem Madonnenlächeln, sie hätte sich dies als freudige Überraschung für alle beide aufgespart, und Sally fuhr lebhaft fort: »Wieso gibst du die Schätze deines Wissens nicht an Farmer und Studenten weiter? Wir waren Nachbarskinder« — diese Information galt wieder Hugh »lange bevor Vater in diese Ecke Neuseelands kam, und Simon tat sehr erhaben und sagte immer, er hätte keine Zeit für
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