Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
ebenso lange kannte wie Sally.
    »Ein Jugendgespiele von dir?« erkundigte sich Hugh in leicht gönnerhaftem Ton. »Sieht ja soweit sehr anständig aus.«
    »Er ist ein Prachtkerl. Er hat gerade die Verwalterstelle auf Luthens bekommen — das ist das große Gut in unserer Nähe — und wird demnächst Elizabeth Gray heiraten. Kennst du sie? Sie fällt allen Leuten gleich auf: schön und geistreich und begabt... Sie malt oder spielt Harfe oder webt, möglicherweise alles zusammen. Weißt du jetzt, wen ich meine?«
    Hugh bejahte, und seine Achtung vor Simon stieg sichtlich. Wenn der Bursche ein so schönes und talentiertes Mädchen für sich gewonnen hatte, mußte schon etwas an ihm dran sein, was seiner Aufmerksamkeit entgangen war. Inzwischen sagte Sally: »Meine Nase glänzt. Ich seh’s ganz deutlich, wenn ich schiele. Erlaube, daß ich mich mal einen Moment pudern gehe.«
    Aber das war zum Teil nur ein Vorwand, Hugh stehenzulassen und sich schnell zu Alice zu schlängeln, die in dieser Sekunde zufällig allein war. Sally hatte nämlich etwas auf dem Herzen.
    »Alice, kommst du mal fix mit mir in dein Zimmer? Ich muß dir doch die phantastische Handtasche zeigen, die meine englische Patentante mir geschickt hat. Ich habe sie extra mitgebracht und auf deine Frisierkommode gelegt.«
    »Wie nett! Eine Abendtasche?«
    »Nein, Gott sei Dank. Ich geh’ ja abends so gut wie nie aus. Es ist etwas wirklich Brauchbares, eine tolle Krokodiltasche, die zu allem paßt. Außer zum Abendkleid natürlich. Aber ich konnte einfach nicht widerstehen, sie dir gleich zu zeigen. Heute früh ist sie gekommen, und ich bin noch immer ganz verdreht vor Freude.«
    Alices Zimmer war voll von den abgelegten Mänteln der Gäste, aber auf der Frisierkommode war keine Spur von einer Krokodiltasche. Die Freundinnen sahen einander verdutzt an. »Unsinn«, erklärte Sally dann schnell gefaßt, »sie muß ja hier sein. Irgendwer wird sie woandershin gelegt haben. Vielleicht liegt sie unter den vielen Mänteln.«
    Doch die Tasche fand sich weder unter den Mänteln noch unter dem Bett noch auf dem Bücherschrank. Eine trübe Vorahnung beschlich Alice. Sie rief ihren Mann zu Hilfe, der sofort sagte: »Dieser verdammte Hund! Nun überleg dir mal, wo er’s wohl hingeschleppt hat!«
    Dieser Ausspruch verursachte eine kleine Panik unter den Gästen, die herbeistürzten, angeblich, um mitzusuchen, in Wirklichkeit aber, um sich zu vergewissern, daß ihre eigenen Sachen noch da waren. Nein, sonst fehlte nichts. Mit satanisch sicherem Geschmack hatte sich Alister unter den vielen verlockenden Gegenständen ausgerechnet die Krokodiltasche ausgesucht, die Sally in ihrem törichten Übereifer mitgebracht hatte. Alles machte sich nun auf die ziemlich ungewöhnliche und amüsante Suche nach dem Diebesgut, und die zärtliche Herrin Alisters wurde als »Hehlerin« weidlich aufgezogen. Sally stand unversehens neben Hugh, der zwar zutreffend, aber ziemlich gereizt meinte: »Warum hat Mrs. Moore die Tür nicht fest zugemacht? Und wo sollen wir jetzt suchen? Der Garten ist gut einen Morgen groß!« Das stimmte; Dr. Moores Haus stand nämlich außerhalb der Stadt und hatte eine vielbewunderte Aussicht und einen Garten, der Alices Stolz und Freude war.
    Sally lachte unbekümmert, während sie unter die Kamelienbüsche spähte, was Hugh aus mehreren Gründen höchst unangebracht fand. Erstens war es ihre Tasche. Zweitens war es ein teures Stück; sie hatte ihm natürlich schon alles über das herrliche Geschenk berichtet. Drittens wußte er nicht, was daran komisch sein sollte, daß zirka dreißig Personen in guten Anzügen und Gesellschaftskleidern sich im Garten zerstreuten, um vermittels Taschenlampen und unzulänglichen Feuerzeugflämmchen planlos herumzusuchen. Von allen Seiten ertönten unterdrückte Flüche und albernes Gekicher. Niemand konnte sich wirklich dabei vergnügen, mit Ausnahme Alisters, der verbindlich von einem zum andern schwänzelte und den Wunsch zu hegen schien, gute Ratschläge beizusteuern.
    Viertens war es stockfinster und entschieden kalt. Die Gäste benahmen sich sehr wohlerzogen und taten, als wäre es ihnen einerlei, wenn sie bei diesem neuen und originellen Spiel in den Rosensträuchern hängenblieben oder mit den Abendschuhen plötzlich tief in der weichen Komposterde versanken. Sally protestierte gegen soviel Opfermut und versuchte die Leute zu bewegen, wieder ins Haus zu gehen. Hugh ärgerte sich, daß ihr das Lachen immer noch nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher