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Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling
Autoren: Mary Scott
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aller Frühe müssen wir Schafe verladen«, worauf auch sie mit ihrem alten kleinen Wagen abgefahren war. »Die Party war ein Erfolg, glaube ich«, meinte Alice jetzt, »sonst wären die Leute doch nicht so lange geblieben — oder?«
    Ihr zartes Gesicht, das nun ein wenig blaß und müde war, rührte Trevor. »Es war eine sehr schöne Party«, bestätigte er. »Das einzige Haar in der Suppe war dieser verflixte Hund. Muß er unbedingt auf jeder Schwelle sitzen, damit die Leute über ihn fallen? Und die Sache mit Sallys Tasche war auch eine ganz nette Angstpartie.«
    »Ja, ich war für ein Weilchen auch in großer Sorge, weil Sally ja so gut wie nie etwas wirklich Hübsches bekommt. Aber na, es ist glücklicherweise gut ausgegangen. Es hat die Party sogar noch mehr in Schwung gebracht. War’s nicht ulkig, wie alle unter den Büschen herumgekrochen und gegeneinander gerannt sind?« Sie bemühte sich vergeblich, Alister zu wecken, der auf dem Sofa lag und nach seinen gesellschaftlichen Strapazen in einen tiefen Erschöpfungsschlummer gefallen war.
    »Hoffentlich findest du morgen früh den Anblick deines Gartens ebenso ulkig«, sagte Trevor. »Sie sind herumgetrampelt wie eine Elefantenherde, und Davenport ist mitten in den Goldfischteich gestolpert. Er hatte die Nase voll von der ganzen Party, was man ihm nicht verdenken kann.«
    »Ich fürchte, Mr. Davenport hat keinen Sinn für Humor«, versetzte Alice mit Würde. »Ich kenne ihn ja nicht näher, aber er scheint hinter Sally her zu sein. Findest du ihn sympathisch, Trevor ?«
    So vor die direkte Notwendigkeit gestellt, ein Männerurteil vor Frauenohren zu liefern, wich Dr. Moore lieber aus. »Er ist schon soweit in Ordnung. Sehr tüchtig, wie der alte Lawrence mir gesagt hat. Gewissenhaft und außergewöhnlich ehrgeizig.«
    Alice hörte mit zweifelndem Gesichtsausdruck zu. »Ich kann mir Sally nicht recht als Rechtsanwaltsgattin vorstellen«, sagte sie und gab damit ihre Gefühle löblicherweise nur sehr gemäßigt wieder. »Hoffentlich geht alles gut. Sally ist so glücklich veranlagt...«
    Trevor meinte, er sähe eigentlich keinen Grund, warum nicht auch eine Rechtsanwaltsgattin glücklich veranlagt sein dürfte, und fügte hinzu: »Sind deine Sorgen nicht ein bißchen verfrüht? Oder sind die beiden schon heimlich verlobt?«
    »Nein, nein, das nicht. Ach, Trevor, ist es nicht wunderbar, daß ich dich geheiratet habe und nun wieder so schön in Sallys Nähe wohne?«
    »Jedenfalls ist es wunderbar, daß du mich geheiratet hast. Doch, natürlich habe ich auch nichts gegen Sally als Zugabe; sie ist okay... Aber nun wollen wir endlich schlafen gehen. Laß den Höllenhund, wo er ist. Die Tür steht offen. Jetzt hat’s keinen Sinn mehr, ihn einzusperren. Er hätte schon den ganzen Abend in seinen Zwinger gehört.«
    Alice streichelte das gewaltige Tier zart im Vorbeigehen und erwiderte bewegt: »Damit hätten wir alles verdorben. Er war der Glanzpunkt unserer Party. Das heißt — er und Sally.«
     
     

2
     
    Sally fuhr so selten wie möglich in die Stadt, und daher traf es sich besonders unglücklich, daß sie ein paar Tage nach der Party gerade in dem Moment bei den Moores hereinschaute, als Trevor die Metzgerrechnung studierte. Er war denkbar freigebig und vermutete nicht, daß man folgende Bemerkung ernst nehmen würde. »Dieser verdammte Hund frißt soviel wie wir beide zusammen.«
    Alices Gesicht nahm augenblicklich einen tragischen Ausdruck an, was ihrer bleichdunklen Schönheit sehr gut stand. Dies bezog sich nicht darauf, daß man ihren Liebling einen »verdammten Hund« nannte, denn Trevor nannte ihn selten anders, und Alice wußte, daß er damit nur eine Zärtlichkeit verschleierte, die der ihren fast gleichkam. Nein, es war die Anspielung auf Alisters Futterkosten, bei der sich ihr Gewissen regte.
    »Wie schrecklich, Liebster«, ächzte sie leise. »Ich weiß, ich hätte ihn dir nie zumuten dürfen.«
    Trevor lachte und klopfte beruhigend ihren Arm. »So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Vorläufig sind wir noch nicht pleite. Ich staune bloß immer wieder, wieviel Fleisch das Vieh braucht.«
    Alices Sorgen waren dadurch nicht behoben. Die neue Praxis ihres Mannes brachte bis jetzt keine nennenswerten Überschüsse, weil sie, wie Trevor oft erklärte, erst richtig aufgebaut werden mußte. Sein Vorgänger hatte sich um nichts gekümmert und sich in so zunehmendem Maße dem Suff ergeben, daß die Patienten natürlich nach und nach weggeblieben waren.
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