Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macht nichts, Darling

Macht nichts, Darling

Titel: Macht nichts, Darling
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
sehnsüchtiger Blick traf natürlich mitten in Sallys allzu weiches Herz.
    Trotzdem hätte noch alles gutgehen können, wenn der tückische Zufall es nicht gefügt hätte, daß sie gerade in ihr Wägelchen steigen wollte, als ein fremdes Auto kurz vor dem Mooreschen Grundstück stehenblieb und die Insassen laut die Aussicht bewunderten. »Seht doch mal die schöne Terrasse mit den vielen Tischchen und bunten Sonnenschirmen«, hörte Sally eine der Damen sagen. »Könnte man daraus nicht mit Leichtigkeit ein gutgehendes Ausflugslokal machen?«
    Sally stand stocksteif, bis der fremde Wagen verschwunden war, warf dann mit einem entschlossenen Ruck den Kopf zurück und murmelte: »Ich hab’s. Welch eine Inspiration!« Wer diese Worte gehört und den dazugehörigen Ausdruck gesehen hätte, wäre nicht ohne Grund auf ziemliche Verwicklungen gefaßt gewesen.
    Sally fuhr in die Stadt weiter, ging ins größte Textilgeschäft und fand dort eine sogenannte »Gelegenheit« für die vier Pfund, mit denen sie eigentlich die Telefonrechnung hatte bezahlen wollen. Aber der Stoff war wirklich ein Gedicht, und die Verkäuferin, die Sally kannte und schätzte, versicherte, der Preis sei drastisch herabgesetzt und sie habe einen selten guten Einkauf getätigt. Hierauf begab sich Sally, um ein Ferngespräch von der Farm zu sparen, in die nächste Telefonzelle und rief Alice an, um ihr von dem Stoffkauf zu berichten und zu fragen, ob es ihr wirklich recht wäre, wenn sie nächsten Samstag käme und über Nacht bliebe.
    »Selbstverständlich, Sally. Paßt wunderbar. Komm recht früh, ja? Ich muß zwar eine Stunde auf so einen blöden Vormittagsempfang, aber vor dem Essen bin ich wieder da, und Alister wird entzückt sein — da macht es ja weiter nichts, wenn ihr ein Weilchen allein bleibt.«
    »Im Gegenteil«, dachte Sally, »besser könnte es gar nicht klappen.« Am Abend hörte sie die Radio-Wetternachrichten und spann ihre Gedanken weiter: »Wenn es am Samstag schön ist, soll ich es tun — der Himmel will es.« Dann fragte sie Matthew, ob er sie am Wochenende entbehren könnte, und erhielt die erwartete Antwort, daß er es ohne sie einfacher hätte als mit ihr.
    Dies kränkte Sally nicht im geringsten, denn Matt pflegte sich so oder ähnlich auszudrücken, solange sie zurückdenken konnte. Matt war ein langer, hagerer alter Mann mit einem lahmen Bein vom Weltkrieg her, Pessimist von Natur und Neigung, ehemaliger Bursche ihres Vaters, der dann die schweren Nachkriegszeiten mit ihm durchgemacht hatte. Er war beim frühen Tod von Sallys Mutter, Millicent Leigh, dabeigewesen — Sally war damals erst vier Jahre alt — , war später mit auf die Farm gezogen und hatte die wachsenden Probleme dieses unrentablen Betriebes treulich mit Vater und Tochter geteilt.
    James Leigh hatte sich mit der Farm jede erdenkliche Mühe gegeben, aber er war nie ganz über den Verlust seiner jungen Frau hinweggekommen, und das lähmte seine Kräfte. Der Umzug war ohnehin ein Fehler gewesen, weil er die neue Gegend nicht vorher kannte und sich nicht recht umzustellen verstand. Außerdem hatte er seinem einzigen Kind große finanzielle Opfer gebracht und sie erst auf eine teure Schule und dann in ein Fachinstitut für Physiotherapie geschickt. Als sein plötzlicher Tod Sallys Ausbildung ein Ende setzte, entdeckte sie, daß die Hypothekenlast, die er so unklug und liebevoll ihretwegen angehäuft hatte, nun die ganze Farm zu ersticken drohte.
    Sie war damals sofort nach Hause gekommen, um Matt zu helfen. Sie hielten auf der Zweihundert-Morgen-Farm Schafe und Rinder, aber keines von beiden gedieh besonders gut. Vor einem halben Jahr hatten sie sich — sehr zögernd — dazu durchgerungen, die Farm zum Verkauf auszubieten. Die Käufer hatten sich jedoch nicht darum gerissen. Das alte, baufällige Haus mit seinen großen Zimmern und seinem Mangel an Komfort machte die Farm nicht eben attraktiver. So war alles noch in der Schwebe, die Hypothek lastete weiter, die Zinsschulden stiegen, und Matt wurde von Tag zu Tag verzweifelter. Seine hingebende Liebe zu Sally war mit Mißbilligung gemischt; ihre unverwüstliche Heiterkeit und ihr Optimismus schienen ihm angesichts ihrer wirtschaftlichen Lage völlig ungerechtfertigt. Er hätte sich für sie umbringen lassen, aber er schimpfte sie von früh bis spät aus.
    Sally war daran gewöhnt und lachte nur zu Matts verbissener Schwarzseiherei. »Also dann fahr ich Samstag früh hin und komme Sonntagabend zurück«, sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher