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Monschau und das Monschauer Land

Monschau und das Monschauer Land

Titel: Monschau und das Monschauer Land
Autoren: Christoph Wendt
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Öde, elend und armselig, Monschau und das Monschauer Land in alten Reisebeschreibungen
    Für jeden Besucher, der heute nach Monschau oder an den Rursee kommt, in eine Region, die zu den beliebtesten und meistbesuchten des Rheinlands gehört, mag es interessant, ja vielleicht sogar belustigend sein, zu hören oder zu lesen, wie das vor rund 100 Jahren war, wie fremde Besucher Monschau und das Monschauer Land damals gesehen und beschrieben haben.
    Die Eifel sei ein rheinisches Sibirien, war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine weit verbreitete Meinung über das Bergland im Westen Deutschlands. Als besonders schrecklich muss den damaligen Zeitgenossen, die sich als Sommerfrischler aufmachten von den nahe gelegenen Städten Aachen, Köln oder Bonn, Trier oder Koblenz, um einige Tage in der Eifel zu verbringen, die Nordeifel gegolten haben. Es war jener Teil des Berglandes, der heute zu Nordrhein-Westfalen gehört, dank seines Reichtums an Stauseen beiderseits der Grenz gerne als 15-Seen-Land bezeichnet. Er ist heute in den deutsch-belgischen Naturpark Nordeifel-Hohes Venn einbezogen und gehört inzwischen zu den beliebtesten Zielen für Wochenendausflügler oder Urlauber.

    Rurberg, Obersee
    Blättert man heute in Reisebeschreibungen oder Reiseführern aus der Zeit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, mag die Wandlung, die gerade die Nordeifel, und speziell Monschau und das Monschauer Land, in gut 100 Jahren durchgemacht haben, als geradezu unvorstellbar erscheinen.

    Hohes Venn
    1903 erschien in bereits neunter Auflage der vom Eifelverein herausgegebene Eifelführer , ein immerhin 250 Seiten starkes Buch, das nach der Zielsetzung seines Herausgebers nicht nur Wegbeschreibungen liefern, sondern auch auf die Schönheiten der Eifel aufmerksam machen und dadurch für sie werben sollte.
    Zu den besonders häufig verwendeten Eigenschaftsworten, die der Verfasser damals gerade Nordeifeler Landschaftsteilen, aber auch manchen Orten und ihrer Umgebung beifügte, gehören Begriffe wie „öde“, „elend“, „armselig“. Besonders krass wird das da, wo vom Hohen Venn gesprochen wird. Diese Hochmoorlandschaft, die heute nur mit Randgebieten im Bereich der Stadt Monschau zur deutschen Nordeifel gehört, wenn sie auch von Monschau aus touristisch mit vermarktet wird, war bis zum Ersten Weltkrieg deutsch, weil zu den preußischen Landkreisen Eupen und Malmedy gehörend. In einem Eifelführer musste sie also mitbehandelt werden.
    „Der Sumpfboden ist vielfach waldleer“, heißt es in dem Buch, „bringt nur spärliches und schlechtes Gras; die einzeln stehenden Häuser der wenigen Ortschaften sind von hohen Hecken von Hainbuchen ganz umschlossen zum Schutz gegen die häufigen Stürme und die furchtbaren Schneeverwehungen im Winter; zahlreiche, nur von einer dünnen Moosdecke überzogene Löcher drohen dem verirrten Wanderer und dem wenigen weidenden Vieh leicht mit Verderben.“

    Winter in Höfen
    Als ähnlich unattraktiv wurde dieses Hohe Venn mit seinen wenigen Siedlungen bereits in dem um 1885 erschienenen Reisebuch Bilder vom Rhein von K. Kolbach beschrieben. „Die hervorstechendste Eigentümlichkeit der Dörfer im Hohen Venn ist die, daß alle die niederen Bauernhäuser von hohen Buchenhecken umgeben sind, welche den Zweck haben, die Gewalt der hier zu Zeiten wütenden Stürme zu brechen und die Wohnungen vor ihren Verheerungen zu bewahren, denen selbst starke Bäume, wenn sie einzeln stehen, unterliegen. Die Häuser selbst sind niedrig; ein ungeheures Strohdach, meist altersmorsch und moosbewachsen, bedeckt dieselben nebst den daranstoßenden Ställen und Scheunen.“
    Die in manchen Gebieten an die Moore Lapplands oder Schottlands erinnernde Vennlandschaft lockt heute alljährlich rund 500.000(!) Besucher an. Damit stellt sie die heute zuständigen belgischen Forstbehörden vor die fast unlösbaren Probleme, eine empfindliche Moorlandschaft mit ihrer eigenartigen Pflanzenwelt davor zu bewahren, buchstäblich zertrampelt zu werden.
    Natürlich gab es auch vor 100 Jahren schon Täler und Orte in der Nordeifel, die die Verfasser von Reisebüchern zu unerwarteten Superlativen der Begeisterung hinrissen. Dazu gehörte für den Verfasser des Eifelführers vor allem Monschau. Während die Umgebung noch als „völlig kahle, unwirtliche Fläche“ beschrieben wird oder als „gänzlich verödete Gegend“, ist die Stadt selbst für ihn ein „Dorado der Romantik“, dessen „großartig engen Felsenkessel“
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