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Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes

Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes

Titel: Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes
Autoren: Dan Shocker
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schließlich vor dem ›A‹ ein.
    »Za…« murmelte Bobby, griff ein ›N‹ und
legte es an.
    Dann wollte er nach einem ›Ü‹ greifen, zuckte aber
davor zurück.
    Einen Moment schien es, als hätte er es sich anders
überlegt. Aber der Schein trog.
    Bobby Failman erkannte nicht, was er wirklich tat. Seine Hand
wurde geführt… aber das wurde ihm nicht
bewußt…
     
    *
     
    Er reihte insgesamt acht Buchstaben aneinander, die einen Namen
ergaben.
    »Z-a-n-e-r-o-t-h…«, las er leise. »Ein
komischer Name…«
    Er unterbrach sich, weil er im selben Moment draußen im Flur
ein Geräusch vernahm.
    Leise klappte eine Tür.
    Bobby blickte auf.
    Er vernahm Schritte im Haus und erwartete, daß jeden
Augenblick die Tür zu seinem Zimmer aufging.
    Nichts dergleichen geschah.
    Die Schritte entfernten sich nach oben.
    »Missis Hangsley?« rief er laut mit seiner hellen,
klaren Stimme. »Sind Sie da?«
    Sein Ruf verhallten. Eine Antwort erfolgte nicht.
    Alles war wieder still.
    Bobby Failman hielt den Atem an und lauschte.
    Nein, da war nichts. Offenbar hatte er sich getäuscht. Es
wäre auch seltsam gewesen, wenn Mrs. Hangsley, die Nachbarin, so
kurz vor der Lunchzeit noch mal herübergekommen wäre. In
einer Viertelstunde etwa kam seine Mutter nach Hause. Dann
mußte er wieder ins Bett.
    Wie er das haßte!
    Er vergaß, daß er glaubte, ein Geräusch vernommen
zu haben.
    Nachdenklich wendete er sich wieder seinen Buchstaben zu.
    »Z-a-n-e-r-o-t-h…«, wiederholte er noch mal
leise.
    Plötzlich klopfte es ans Fenster.
    Bobby warf den Kopf herum.
    Das Fenster war nur angelehnt, der Blick führte hinaus in den
Garten.
    »Ja?« fragte der Junge. »Wer ist denn da?«
    Erheben konnte er sich nicht. Morgens, nach dem Besuch von Mrs.
Hangsley, ließ er sich meistens auf den Boden setzen, weil er
da mehr Dinge vor sich ausbreiten konnte als im Bett. Und dann
mußte er warten, bis wieder jemand nach Hause kam, um ihm beim
Aufstehen behilflich zu sein. Das Gipsbein durfte selbst nach
wochenlangem Krankenlager noch nicht wieder belastet werden.
    Seine spezielle Krankheit verlangte diese besondere
Rücksichtnahme.
    »Ja? Hallo!« wiederholte er seine Frage. »Ist da
jemand?«
    »Ich bin’s…«, antwortete eine fremde
Stimme.
    »Wer ist ›Ich‹? Ich kann dich nicht sehen, warum
zeigst du dich nicht? Verbirgst du dich unterhalb des
Fensters?«
    »Nein.«
    »Wo dann?«
    »Ich steh direkt zwischen den Bäumen…«
    Bobby Failman war verärgert. Nachdenkliche Falten furchten
seine Stirn.
    Er rutschte auf dem Boden so weit herum, daß er das Fenster
gut im Blickfeld hatte.
    Er sah auch die beiden Bäume. Es waren zwei mächtige
Eichen, mehr als hundert Jahre alt.
    An der Stelle, wo Großvater einst dieses Haus gebaut hatte,
stand vorher ein noch älteres, das man völlig abgetragen
hatte. Von diesem Haus gab es noch einige Steine, die im Fundament
des neuen Gebäudes verwendet worden waren. Und aus dieser Zeit
stammten auch noch die Eichen, zwischen denen eine Schaukel hing, wo
seine Mutter schon als kleines Madchen lustig war.
    »Du lügst«, rief Bobby. »Ich kann dich nicht
sehen…«
    »Noch nicht… ich weiß… Ich bin…
unsichtbar…«
    »Unsinn! Jetzt machst du Quatsch. Komm’ und zeig
dich…«
    »Es geht wirklich nicht. Glaub’ es mir…«
    Bobby atmete tief durch.
    Hörte er die Stimme wirklich – oder bildete er sie sich
nur ein?
    Er mußte einige Jahre zurückdenken, als er noch
jünger war.
    Da hatte er oft mit erfundenen Gestalten und Helden gesprochen, um
sich während langer Krankenlager die Zeit zu vertreiben.
    In seiner Phantasie waren die Helden aus den unheimlichen und
abenteuerlichen Geschichten lebendig geworden. Er hatte sie vor sich
gesehen, und sie nahmen ihn mit in fremde Länder,
rätselhafte Reiche, und er erlebte mit ihnen gemeinsam die
ungewöhnlichsten Abenteuer.
    Früher hatte er oft seiner Mutter davon erzählt.
    Sie lächelte über die Phantasie, die er an den Tag
legte, und hielt das alles für eine Übergangserscheinung.
In diesem Alter ging mit Mädchen und Jungen die Phantasie durch,
das war ganz natürlich so. Bei einem Kind, das krank war, trat
dieser Zustand noch verstärkt hervor. Doch eines Tages legte
sich das.
    Bobby rutschte weiter zum Fenster vor. Die Brüstung war
niedrig, so daß er bequem darüber hinwegsehen konnte. Aber
erheben konnte er sich nicht.
    Der Junge ließ den Blick über die Rasenfläche, die
Beete und vor allem über die Dunkelzone zwischen den beiden
mächtigen
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