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Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes

Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes

Titel: Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes
Autoren: Dan Shocker
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und schluckte.
    »Das glaubt mir keiner«, wisperte er, ohne daß es
ihm bewußt wurde, und er konnte den Blick nicht von der Stelle
wenden. »… wenn ich davon jemand etwas sage, halten sie
mich für verrückt…«
    Eine Flamme sprang aus dem Papierberg draußen vor dem Haus.
Der Rand des ganz unten liegenden braunen Packpapiers wurde schwarz,
das Feuer fraß sich immer weiter und ergriff dann die beiden
Knäuel und die Schnüre.
    Blauer Rauch stieg empor, verteilte sich zwischen den beiden
mächtigen Kronen und zog davon.
    Ein kleiner Ascherest blieb übrig, der kurz nachglühte.
Dann war das Papier vernichtet.
    »Nun, glaubst du mir, daß ich wirklich da bin, auch
wenn du mich nicht siehst?« vernahm Bobby die lauernde Stimme.
Es war etwas in ihrem Tonfall, das nicht so ganz freundlich klang,
aber es entging ihm.
    »Ja!« entgegnete er erfreut und sprach aus dem Fenster,
ohne jemanden zu sehen.
    »Dann kannst du mir auch alles andere glauben«, fuhr die
Stimme fort. »Du kannst dich auf mich verlassen… Es kommt
natürlich ganz darauf an, ob du mich auch sehen
willst.«
    »Und ob ich das will!«
    »Sag’ das nicht so leicht hin… mein Aussehen
könnte dich erschrecken. Ich bin… kein Mensch –
sondern ein Geist…«
    »Weiß ich. Und Geister sehen immer anders aus, als
Menschen sie sich vorstellen.«
    »Klug geantwortet. Woher weißt du das?«
    »Ich lese gern unheimliche Geschichten und Bücher, in
denen etwas über Spukschlösser und Geister steht.«
    »Dann wirst du keine Angst haben, wenn ich im Dunkeln zu dir
komme?«
    »Nein.«
    »Gut. Dann warte auf mich. Morgen, Bobby, ist dein Gips
verschwunden, und du wirst nie wieder krank sein.«
    Es war das letzte, was er von der Stimme hörte.
    Gleich darauf vernahm er Geräusche im Haus.
    Schritte im Zimmer über ihm!
    Bobby Failman starrte zur Decke und konnte in Gedanken verfolgen,
wohin die Schritte sich bewegter!.
    Wer war außer der Stimme noch im Haus, fragte er sich im
stillen.
    Dann waren die Schritte an der Treppe, kamen dumpf und schwer
herunter… Schritte, wie sie am ehesten von einem Mann stammten,
der durch das Haus ging.
    Bobby wurde es mulmig zumute. Er merkte, wie seine
Handflächen feucht wurden.
    Eine halbe Minute waren die Geräusche ganz deutlich zu
hören. Er bekam mit, wie die Haustür geöffnet wurde
und wieder ins Schloß klappte.
    Bobby Failman verstand das alles nicht.
    Er rutschte auf dem Boden vorwärts und wollte gerade, da fast
alles vorbei war, einen Blick in den Hausflur werfen.
    Plötzlich vernahm der Junge Motorengeräusch.
    Ein Auto näherte sich dem Haus, ein dunkelroter Mini Cooper,
gelenkt von Susan Failman, Bobbys Mutter.
    Der Junge kannte das Geräusch des Motors genau. Den Wagen
selbst konnte er nicht sehen, da die Straße auf der anderen
Seite des Hauses entlangführte.
    Wie der Weg zum Haus…
    Da überlief es Bobby eiskalt, als er daran dachte. Seine
Mutter kam genau in dem Moment, als der Fremde das Haus
verließ. Sie mußte ihm direkt in die Arme
laufen…
     
    *
     
    Susan Failmans schnelle Schritte hallten auf dem Plattenweg.
    Die Frau trug ihre Handtasche am Unterarm, in beiden Händen
hielt sie zwei große Speise-Thermoskannen.
    Nur eine Stunde Mittagspause stand ihr zu Verfügung. Davon
abrechnen mußte sie den Fahrweg von insgesamt einer
Viertelstunde, hin und zurück.
    Susan Failman war Anfang Vierzig, wirkte aber älter. Um Augen
und Mundwinkel lagen tief eingegrabene Falten. Die Haut war grau, das
kurze Haar stumpf. Man sah der Frau an, daß sie schwere Zeiten
durchgemacht hatte, daß das Leben sie aufrieb und ihr keine
Zeit zur Erholung ließ.
    Als sie die Haustür hinter sich ins Schloß
drückte, hellte ihre Miene sich auf.
    »Ich bin da, Bobby!« rief sie durch den Hausflur.
    »Schon gehört«, klang es nicht minder fröhlich
zurück.
    Noch bevor sie das Essen in den Teller füllte, suchte sie das
Zimmer auf, in dem Bobby wartete. Sie gab ihm einen Kuß zur
Begrüßung, unterhielt sich mit dem Jungen und war ihm auf
die Beine behilflich.
    Im Zimmer stand ein kleiner, hochbeiniger Tisch mit einer sauberen
weißen Decke.
    Bobbys Stuhl wurde dicht herangerückt, sein steifes,
vergipstes Bein lag ausgestreckt auf einem Hocker, so daß er
bequem sitzen konnte.
    »Heute gibt’s nur Eintopf. Mit viel Fleisch und
Wurstscheiben allerdings… ich denke doch – auch wenn das
nicht deine Lieblingsspeise ist – werden wir dich wohl satt
kriegen…«
    Sie unterhielten sich in der kurzen Zeit, die sie zusammen
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