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Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes

Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes

Titel: Macabros 118: Sternenschloß des toten Gottes
Autoren: Dan Shocker
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Lücke
zwischen zwei Fahrzeugen zu steuern und auf den darunterliegenden
Bürgersteig zu rollen.
    Blech wurde verbeult, die Windschutzscheibe platzte, als wäre
sie von einem unsichtbaren Hammer getroffen worden. Tausende kleine
Splitter sirrten durch die Luft, prasselten auf die anderen geparkten
Autos und den Asphaltbelag und landeten noch in zehn Meter Entfernung
auf der hölzernen Verkaufstheke eines um diese Zeit
geschlossenen Zeitungs-Kiosks. Es sah aus, als wäre in
unmittelbarer Umgebung ein Hagelschauer niedergegangen.
    Weitere Autos stoppten.
    Der Fahrer des Chevrolet drückte beiläufig auf die
Taste, die die Blinkanlage einschaltete, und sprang auch schon aus
dem Fahrzeug.
    Schnell näherte sich der große schlanke Mann dem
reglosen Opfer.
    Die Frau lag mit dem Rücken auf der Straße.
    Äußerlich war – auf den ersten Blick zumindest
– keine Verletzung zu erkennen.
    Der Mann ging neben der Liegenden in die Hocke.
    Die Augen der Verunglückten waren weit aufgerissen. Ihr
feucht schimmernden Lippen waren leicht geöffnet, ein kaum
hörbares Stöhnen drang aus der Kehle.
    »… nein… nicht… zurück…
fahren Sie… über mich… hinweg…
bitte…«
    Der Mann glaubte, nicht recht zu hören: Eine
Selbstmörderin, die sich absichtlich in den vorbeifahrenden
Wagen gestürzt hatte!
    »My… ers… ist ein Teufel… er kann jeden
töten…, der ihm im Weg… steht…«
    Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
    »… nur durch… seine… Gedanken… er
quält mich… sehr…«
    Dann erstarb plötzlich die Stimme.
    Aus den haltenden Autos kamen weitere Insassen gelaufen, auch
einige neugierige Passanten fanden sich schnell ein.
    »Einen Arzt, schnell!« rief der Mann, vor dessen
Räder die Tänzerin sich geworfen hatte. »Polizei
verständigen… Rettungswagen, schnell!«
    Jemand lief zum Hotel zurück, um von dort aus telefonisch
Hilfe anzufordern.
    Fünf Minuten später trafen Polizei- und Rettungswagen
ein. Die Straße unweit des »The Three Crowns Hotels«
sah aus wie belagert…
     
    *
     
    Der kleine Junge saß in seinem Zimmer mitten auf dem bunten
Teppich, in den Micky-Maus-Figuren und Comic-Helden gewebt waren. Der
Teppich war das Geschenk einer Tante aus Auckland in Neuseeland,
wohin sie mit ihren Kindern vor drei Jahren gezogen war.
    Aber Aunt Liz, wie er die grauhaarige nette Tante nannte, von der
eine große bunte Fotografie an der Wand hing, schrieb goldige
Briefe und schickte zu jedem Fest ein großes Paket.
    Ob Ostern, Weihnachten oder Geburtstag: die Geschenke trafen stets
pünktlich bei Bobby ein, und Aunt Liz verstand es immer wieder,
den Buben zu überraschen.
    Das Paket, das heute aus dem fernen Erdteil in dem kleinen Ort
Tolworth, vierzig Meilen südwestlich von London eintraf,
enthielt wieder eine wahre Überraschung und kam zum richtigen
Zeitpunkt.
    Bobby war krank.
    Vor fünf Wochen war er unglücklich vom Fahrrad
gestürzt und hatte sich das linke Bein gebrochen.
    Es war eingegipst und sah aus wie eine Kalkwand, auf der jedermann
mit farbiger Kreide und Buntstiften herumgekritzelt hatte.
    Strichmännchen, Pferde, Namen und allerlei billige
Sprüche hatten Bobbys Freunde darauf verewigt.
    In den ersten Tagen nach seinem Unfall war der Junge ständig
von Besuchern umlagert gewesen, so daß er oft nicht
wußte, wem er sich zuerst widmen sollte.
    Dann hatte der Besucherstrom nachgelassen.
    Bobby war wieder öfter allein mit seinen Spielen,
Spielzeugen, Büchern – und seinen Phantasie.
    Er hatte schon früh eine blühende Phantasie entwickelt.
Das kam wahrscheinlich daher, daß er oft krank und damit allein
gewesen war. Schon als kleiner Junge hatte er immer Rücksicht
auf seine Gesundheit und seinen Körper nehmen müssen. Die
Ärzte verboten ihm das Herumtoben. Etwas stimmte mit seinen
Knochen nicht. Wenn er stürzte, bestand die Gefahr, daß
sie brachen wie Glas. Deshalb lagen schon langwierige und
schmerzhafte Behandlungen hinter ihm. Es hatte sich einiges
gebessert, doch der letzte Unfall zeigte, daß man die Sache
noch immer nicht im Griff hatte.
    Zwar durfte er das Bett verlassen, aber kaum sein Zimmer.
    In dem kleinen, gemütlichen Haus war er nach wie vor oft
allein.
    Sein Vater kam nur selten, um nach ihm und der Mutter mal zu
sehen. Die Eltern lebten getrennt, und seine Mutter mußte
arbeiten, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Vom Vater kam hin und
wieder eine Zahlung. Das alles wußte Bobby.
    Er vermißte seinen Vater nicht, der jähzornig und
aufbrausend gewesen war,
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