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Das Herz des Wolfes (German Edition)

Das Herz des Wolfes (German Edition)

Titel: Das Herz des Wolfes (German Edition)
Autoren: Thea Harrison
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1
Tod
    Keine Bewegung. Einfach vollkommen still.
    Mit der Schnelligkeit eines Tarnkappenbombers stürzte das riesenhafte Monster in die Wohnung. Ein Molotow-Cocktail aus Pheromonen und magischer Energie explodierte in der blutgeschwängerten Luft, die klassischen Anzeichen für einen starken, männlichen Wyr in rasender Wut.
    Alice klammerte sich an ihrem Platz fest, ihr Herz hämmerte so wild, dass sie glaubte, es müsse ihr aus der Brust springen. War der Mörder zurückgekommen?
    Das Monster wurde langsamer. Alice hörte, wie es flüsternd wüste Flüche ausstieß, als es zu Haleys noch warmer Leiche kam. Da sie jeden Tag mit der New Yorker U-Bahn zur Arbeit fuhr, glaubte Alice, eigentlich schon alles gehört zu haben, aber hier lernte sie tatsächlich noch etwas dazu. Fluchte er, weil er die Ermordete zum ersten Mal sah? Oder weil er erkannt hatte, dass er irgendeinen Fehler gemacht hatte?
    Auch Alice war gerade erst in Haleys Wohnung eingetroffen. Die Tür hatte offen gestanden, sie war hereingestürmt und hatte auf dem Bett die Leiche ihrer Freundin entdeckt. Haleys Oberkörper war aufgeschlitzt worden, ihre Organe lagen auf der geblümten Bettdecke verstreut wie die vergessenen Spielsachen eines Kindes.
    Bei dem Anblick war sie erstarrt, und vor Schreck hatte ihr sonst so kühler, einfühlsamer Verstand ausgesetzt. Dann hatte sie jemanden auf der Treppe gehört und es gerade noch rechtzeitig in ihr Versteck geschafft, bevor das Monster aufgetaucht war. Wenn das der Mörder war, der zurückkam, um einen übersehenen Hinweis zu beseitigen, würden später weder Alice noch die Polizei herausfinden können, worum es sich gehandelt hatte.
    Vollkommen lautlos schlich er durch Haleys Wohnung. Nicht einmal das leise Tappen von Schritten war zu hören. Seine Gegenwart war für Alice schier unerträglich, so als striche ihr jemand mit einer Rasierklinge über die nackte Haut und drohte ihr dabei lächelnd, sie zu schneiden. Seine bloße Anwesenheit war eine Verletzung von Haleys Privatsphäre. Nur einen halben Meter von Alice entfernt blieb er stehen, so nah, dass sie aus dem Augenwinkel die Tasche seiner abgewetzten Lederjacke sehen konnte und das kaum wahrnehmbare Geräusch seines gleichmäßigen Atems hörte.
    Sie wollte schreien und auf ihn einschlagen. Wollte weglaufen und die 9–1–1 rufen. Der dunkle Flur war eine Million Kilometer lang, die geöffnete Wohnungstür zu weit entfernt, um sie unbemerkt im Sprint zu erreichen. Sie wagte nicht, sich zu rühren, wagte nicht einmal, die Augen zu bewegen, weil ein Lichtreflex ihr Versteck verraten könnte. Sie wagte kaum zu atmen. Alles, was sie tun konnte, war, sich die Aromen in der Luft einzuprägen, damit sie diesen Mann zumindest an seinem Geruch wiedererkennen würde. Unter der Brutalität roch er warm und sauber, und in jeder anderen Situation hätte sie diesen Geruch sexy gefunden. Sie kämpfte gegen einen plötzlichen Würgereiz an.
    Moment. Wenn sie ihn riechen konnte, welche Spuren hatte dann sie selbst hinterlassen? Würde auch er sie wiedererkennen? O ihr Götter.
    Riehl rang mit seinem Zorn, bekam ihn unter Kontrolle und konnte seinen Körper aus der teilweisen Gestaltwandlung befreien. Er wurde das Gefühl nicht los, dass ihn jemand beobachtete. Eine Hand legte er an das Holster seiner SIG P226, während er in der anderen eine deftige Tracht Prügel bereithielt.
    Eine Leiche mit dem gleichen Modus Operandi : Ausweiden der Bauchhöhle. Der Mörder nahm die Organe nie mit, sondern ordnete sie in einem bestimmten Muster an, wie Sterne in einem finsteren Sternbild. Ein durchschnittlicher Menschenkörper enthielt fünf Liter Blut. Jetzt durchtränkte das Blut dieser Frau ihre einstmals hübsche Bettdecke und tropfte in einen schweren, dickflüssigen See auf den mit Teppich ausgelegten Schlafzimmerboden. Es hätte Riehl nicht überrascht, wenn es bereits durch den Boden in die darunterliegende Wohnung gesickert wäre. Irgendjemand würde sich mächtig abrackern müssen, um das wieder sauber zu machen.
    Gottverdammt, die Leiche der Frau war noch warm. Ihre Schlüssel und die halb geöffnete Handtasche lagen auf dem Boden, ihr misshandelter Körper war auf die Reste ihrer Kleidung gebettet. Anscheinend hatte der Mörder sie überrascht, als sie von der Arbeit nach Hause gekommen war. Es gab keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen, also musste sie geglaubt haben, ihm vertrauen zu können. Hatte sich der Mörder als Hausmeister oder Mitarbeiter der
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