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Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln

Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln

Titel: Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln
Autoren: Dan Shocker
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geworden.
    Die erste war ihnen nun so nahe, daß sie in sie hineinsehen
konnten.
    Wie eine überdimensionale Seifenblase hing die Kugel
über ihnen. Sie schimmerte in verhaltenen Braun- und
Blautönen. Die gleichen Farbtöne herrschten auch im Innern
dieser eigenständigen Welt vor.
    Was Rani Mahay, Danielle de Barteaulieé, Björn
Hellmark, Harry Carson und Arson sahen, erfüllte sie mit
Staunen.
    In der Kugel über ihnen, die schätzungsweise doppelt so
groß war wie ein Eigenheim, stand eine kaum bekleidete Frau.
Sie war jung, amazonenhaft, hielt in ihren Händen Pfeil und
Bogen und blickte interessiert und angespannt auf die Menschen herab,
die reglos auf dem Felsplateau standen und nach oben starrten.
    Die Amazone stand am Rand eines kleinen Sees, um den schilfartige
Gräser wuchsen. Dahinter ragte eine Art geschnitzter Totempfahl
in die Höhe, hinter dem wiederum die Behausung sichtbar wurde.
Die Unterkunft war eine einfache Hütte.
    Der Himmel war bräunlich bis cremefarbig. Es war ein
friedliches Bild.
    Die Kugel war eine hermetisch abgeschlossene kleine Welt mit einer
eigenen Atmosphäre.
    Da die Beobachter die Gelegenheit hatten, nun auch die anderen
Kugeln im Vergleich dazu zu sehen, bestärkte sie dies nur in
ihren Vermutungen.
    In der Kugel links daneben hockte eine Frau auf einem eisgrauen
Stein. Ihre Haare waren kürzer als die der Amazone in der
vordersten ›Seifenblase‹. Auch sie hielt Pfeil und Bogen in
der Hand. Im Hintergrund war ein anderes Totemzeichen zu sehen, und
die Behausung war direkt in eine Felswand eingebaut.
    Jeder hatte seine individuell gestaltete Umgebung und besaß
seine Welt, die er verteidigte.
    Sie kämpften offensichtlich nicht untereinander und
gehörten der gleichen Rasse an. Aber die Handvoll Fremder auf
dem Plateau konnte ein potentieller Gegner sein, den es zu beobachten
und im Notfall zu bekämpfen galt.
    Trotz der Bewaffnung der Amazonen und ihrer strengen Haltung
vermittelten die Welten in den ›Seifenblasen‹ den Eindruck
von Friedlichkeit und Harmonie.
    Sie waren fremdartig, aber nicht feindselig.
    Hellmark und seine Freunde verhielten sich weiterhin abwartend,
ließen in ihrer Aufmerksamkeit jedoch nicht nach.
    Sie alle hatten ihre einschlägigen Erfahrungen mit
dämonischen Mächten und wußten, daß das
Teuflische auch in Gestalt von Engeln auftreten konnte.
    Es war für sie alle immer schwierig, ihre Vorsicht und
Zurückhaltung mit einer gesunden Angst in Verbindung zu bringen,
um nicht im nächsten Moment in eine Dämonenfalle zu
tappen.
    Die Welt rings um sie herum war erfüllt von den riesigen
Kugeln.
    Harry Carson grinste und kam einige Schritte näher an
Björn heran. »Die Auswahl ist phantastisch«, strahlte
er jungenhaft. »In diesem Verein möchte ich der
Häuptling sein… Da ist eine schöner als die
andere…«
    »Und was ist mit Daiyana? Ich denke, sie ist die
Auserwählte«, entgegnete Björn, ohne den Blick von der
Welt der Seifenblasen zu wenden. Sie waren nun überall. Der
Himmel wurde durch sie gebildet. Sie hingen über der Stadt,
waren links und rechts, und einige senkten sich weiter herab.
    Harry Carson winkte und streckte den Kugeln die leeren
Handflächen entgegen.
    Über das Gesicht einer rotblonden Amazone, die ihm am
nächsten war, huschte ein flüchtiges Lächeln. Die
Fremde ging in die Hocke, legte demonstrativ Pfeil und Bogen zu Boden
und beugte sich ein wenig nach vorn, als wolle sie den blonden Mann
näher in Augenschein nehmen.
    War der Bann gebrochen?
    Erkannten sie gegenseitig, daß sie voreinander nichts zu
befürchten hatten – oder…
    Das Mißtrauen war gesunken. Offensichtlich handelte es sich
um ein Amazonenvolk, das hier in den Kristallfelsen wohnte und durch
die Landung der fliegenden Stadt angelockt worden war.
    Eine Gefahr war nicht ersichtlich.
    Und doch war sie da.
    Sie schlug blitzartig und unerbittlich zu.
    Die Kugeln lagen so dicht über ihnen, daß sich mehrere
gleichzeitig herabsenkten und die Gefahr aus allen Richtungen kam. So
entkam keiner.
    Weder Danielle noch Rani, weder Harry noch Arson und auch
Björn Hellmark wurde der Übergang, das Absenken
bewußt.
    Sie standen plötzlich nicht mehr auf dem schimmernden
Kristallplateau, sondern befanden sich von einem Moment zum anderen
im Innern der Kugeln. Jeder in einer anderen…
     
    *
     
    Keiner merkte den Übergang.
    Es ging zu wie durch Zauberei.
    Und als die Membran sich hinter ihnen schloß, war die Welt
auch nicht mehr so, wie sie sie von außen her
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