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Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln

Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln

Titel: Macabros 113: Die Wahnsinnskugeln
Autoren: Dan Shocker
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ließ dennoch nicht los!
    Die weichfließende Masse war unverwundbar, oder es gelang
ihm nicht, ein lebenswichtiges Organ zu treffen.
    Evont wurde zu Boden gerissen und merkte, wie er davongeschleift
wurde. Er schlug um sich, ohne daß er etwas damit
erreichte.
    Der Speer wurde ihm aus der Hand gerissen, wackelte wie ein Stab
hin und her, der zu locker im Boden steckte, und fiel
schließlich seitwärts in die Büsche.
    Das Grauen lief fast lautlos ab, und die Schläfer in der
Mulde, erschöpft von dem anstrengenden Marsch, bekamen von allem
nichts mit.
    Evont war bedeckt von schwarzem Schlamm. Die Konturen des Opfers
zeichneten sich unter der Masse ab, die ihn nun vollends umgab.
    Noch hielt er sein Schwert in der Hand. Aber auch die Waffe war
inzwischen von dem schmierigen Film überzogen, der einen
Durchmesser von etwa fünf Metern hatte und im Moment noch rund
fünfzig Meter lang war.
    Der lebende Schlamm zog sich in das schmutzige Flußwasser
zurück. Die Ausbeulung – Evonts Körper – rutschte
über den steinigen Boden, geriet dann in die Nähe des Ufers
und verschwand in gurgelndem Wasser.
    Evont wurde von der unheimlichen Bestie aus dem Strom in die Tiefe
gezogen…
     
    *
     
    Er spürte den Druck und das Wasser, das über ihm
zusammenschlug.
    Evonts Herz raste.
    Er war das Opfer eines Ungeheuers geworden. Bis zur Stunde hatte
er nicht gewußt, daß im ›Dunklen Wasser‹ Wesen
existierten, die nachts an Land krochen und dort offensichtlich ihre
Beute jagten.
    Der schwarze Film zog sich von seinem Gesicht zurück, und das
schmutzige Wasser traf ihn jetzt voll.
    Evont riß die Augen weit auf und nahm nur verschwommene
Konturen wahr. Das schwache Licht der Sterne reichte nicht aus, um
die Oberfläche des Flusses zu durchdringen.
    Evont wurde weiter mit ruckartigen Bewegungen in die Tiefe
gezerrt. Offenbar wollte das Flußungeheuer ihn nicht sofort
verschlingen, sondern ihn als Vorrat anlegen.
    Noch war er imstande, die Luft anzuhalten und mit dem
Sauerstoffrest in den Lungen auszukommen. Aber mit jeder Sekunde, die
verstrich, wurde die Angst zu ertrinken größer und stieg
wie ein Schreckgespenst in ihm auf.
    Es mußte einen Weg geben, sich zu befreien!
    Er war stark und noch bewaffnet – und doch klebte er wie eine
Fliege im Spinnennetz an diesem merkwürdigen
Schleimkörper.
    Vor seinen Augen begann alles zu kreisen, der Druck in seinem Kopf
wurde unerträglich.
    Dann begann er Wasser zu schlucken, ohne es zu wollen, und in
panischer Angst mobilisierte er alle Kräfte, zu denen er noch
imstande war.
    Doch es war ein Kampf, den er nicht gewinnen konnte.
    Die Bestie war stärker. Er verschwand bis zu den Schultern in
der sackartigen Ausstülpung, war praktisch ein Teil des
unheimlichen Wesens.
    Plötzlich sah er etwas Helles.
    Seine strapazierten, schon beeinträchtigten Sinne erhaschten
einen Eindruck.
    Aus dem dunklen, aufgewühlten Boden ragte eine menschliche
Gestalt.
    Groß, breitschultrig, kühne Gesichtszüge,
blond.
    Wie ein Geist aus dem Nichts tauchte die Gestalt auf, nahm
schärfere Konturen an und schnellte auf Evont zu…
     
    *
     
    Der Mann aus Kyrta fühlte den Tod kommen und reihte die
Bilder, die er wahrnahm, in das Reich der Halluzinationen ein, die
von seinem absterbenden, sauerstoffunterversorgten Gehirn
herrührten.
    Das war eine Erscheinung.
    Er wünschte sie sich, aber sie konnte ihm nicht helfen.
Gerade in dieser schweren, gefahrvollen Zeit war der Name des Mannes,
auf den die Legende zurückging, wieder in aller Munde.
    Die Generationen vor Evont hatten ihm die Bezeichnung ›Toter
Gott‹ gegeben, der Begriff ›Tod‹ im Sinn von abwesend,
gerade nicht hier<. Seine Anwesenheit oder Abwesenheit war nie
etwas Endgültiges. Er tauchte unerwartet an verschiedenen Orten
auf, half in Notgeratenen und Bedrohten und tötete die Geister
und Dämonen. Er hatte ein Schwert bei sich, das die
Geschöpfe der Finsternis in eine Wolke verwandelte. Er selbst
war unverwundbar. Kein Feuer konnte ihn verbrennen, kein Schwert
fällen, keine Säure ihn zerstören.
    Der ›Tote Gott‹ – eine lebendig gewordene
Legende!
    So, wie er ihn eben gesehen hatte, beschrieb man ihn.
    Es ging alles so schnell, daß Evont die Dinge nicht
mitbekam.
    Es ging ein Ruck durch seinen Körper. Er wurde seitwärts
weggeschleudert, und rings um ihn herum stieg sprudelnd das Wasser
auf.
    Der Fluß, in den er getaucht wurde, geriet in Bewegung.
    Das unheimliche Schleimgeschöpf, das hier im ›Dunklen
Wasser‹ zu Hause
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