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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)
Autoren: Veronika Bicker
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Kapitel eins
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    Robins Mutter hatte verboten gute Laune, als sie das Auto die Auffahrt der Daniel-Nathans-Akademie hinauf lenkte. Als könnte sie es nicht erwarten, uns endlich los zu werden. Rica saß auf dem Rücksitz und starrte aus dem Fenster. Sie fühlte sich fatal an den Tag im letzten September erinnert, an dem sie zum ersten Mal an diese Schule gekommen war. Auch wenn sie dieses Mal wusste, was sie erwartete, fühlte sie sich nicht besser.
    »Ihr seid sicher erleichtert, wenn ihr wieder unter euch seid«, zwitscherte Frau Wittich in dem übertrieben hohen Tonfall, den sie die ganze Woche über angeschlagen hatte. Rica wusste immer noch nicht, wie sie darauf reagieren sollte, aber er ging ihr dermaßen auf die Nerven, dass sie tatsächlich froh war, wieder zur Schule zurückzukehren. Sie wünschte, sie könnte ein paar Worte mit Robin wechseln, doch der saß vorne neben seiner Mutter und starrte ebenfalls aus dem Fenster.
    Die Woche bei den Wittichs hatte Entspannung sein sollen. Rica hatte sich darauf gefreut, ein paar Tage nur mit Robin verbringen zu können. Über all das nachdenken, was passiert war. Neue Energie tanken. Und nicht zuletzt wollte sie Robin mal ganz für sich allein haben. Ohne andere Schüler, ohne nervtötende Lehrer, ja sogar ohne ihre beste Freundin um sich.
    Aber der Plan war gründlich fehlgeschlagen. Nicht nur, dass Simon am ersten Tag am laufenden Band rumgenervt hatte, nein, die ganze Zeit war Frau Wittich um Rica und Robin herumgewuselt und hatte sie behandelt, als wären sie das nächste königliche Ehepaar. Kaum eine Minute hatten sie miteinander allein sein können. Und dabei hatte Rica nicht mal das Gefühl, dass Robins Mutter sie besonders mochte. Wenn sie glaubte, dass Rica nicht aufpasste, warf sie ihr immer wieder höchst skeptische Blicke zu.
    Ich bin nicht gut genug für ihren Sohn, das ist klar. Und dass ich ihr liebes Schätzchen Simon in Schwierigkeiten gebracht habe, macht es nicht besser.
    Robins kleiner Bruder Simon war am zweiten Tag gemeinsam mit ihrem Vater zu einem »Spezialisten« gefahren, und danach nicht wieder aufgetaucht. Rica hatte das Gefühl, dass Frau Wittich ihr die Schuld daran gab.
    Alles in allem war es nicht gerade der Urlaub gewesen, den Rica sich gewünscht hatte, und so war es ihr auch nicht gelungen, ihre Gedanken zu ordnen.
    »Ah, da sind wir schon«, sagte Frau Wittich. Sie lenkte den Wagen um die letzte Kurve und hielt nur kurz an, um darauf zu warten, dass das Tor zurückgerollt wurde. Rica hatte das starke Bedürfnis, einfach aus dem Wagen zu springen und davonzulaufen.
    Wenn ich erst einmal wieder hier drin bin, lassen sie mich vielleicht nicht mehr fort.
    Robin auf dem Vordersitz drehte sich um und schüttelte beinah unmerklich den Kopf. Rica konnte seine Stimme fast hören: »Alles wird gut. Mach dir keine Gedanken.« Das war die ganze Woche über sein Mantra gewesen. Rica wusste, dass er es gut meinte, aber allmählich konnte sie es nicht mehr hören. Dennoch schenkte sie Robin ein schwaches Lächeln. Sofort runzelte er die Stirn. Er kannte sie zu gut und wusste, wenn sie ihm etwas vorspielte. Rica verdrehte die Augen und winkte ab. Sie konnten später darüber reden.
    Kies knirschte unter den Reifen des Autos, als Frau Wittich es schwungvoll in Richtung der Schülerunterkünfte lenkte und auf dem Parkplatz anhielt. Im nächsten Augenblick war sie auch schon draußen und begann, Gepäck auszuladen.
    Vermutlich hat sie nicht vor, mich bis vor die Haustür zu bringen. Mit steifen Beinen kletterte Rica aus dem Auto, und streckte sich. Die Fahrt war lang gewesen. Sie hätte es vorgezogen, mit der Bahn zu fahren, doch Robins Mutter hatte darauf bestanden, sie den ganzen Weg im Auto zu bringen. Rica hatte das Gefühl, ihre Gelenke müssten quietschen und knacken. Sie dehnte sich und blinzelte ins Sonnenlicht, das nach der langen Fahrt mit getönten Scheiben schrecklich grell wirkte.
    Das Schulgelände lag friedlich da. Sonntagnachmittag war die Zeit, die die meisten Schüler dazu nutzten, ihre eigenen Wege zu gehen, und selbst der Park war verwaist. Die Stille ließ die Umgebung nur noch unheimlicher wirken, und obwohl die Sonne schien, schauderte Rica.
    »Alles klar?«
    Rica zuckte zusammen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, aber natürlich war es nur Robin.
    Sie zuckte mit den Schultern und warf einen bedeutsamen Blick zu seiner Mutter hinüber, die begonnen hatte, Reisetaschen in Richtung Eingang zu schleppen.
    »Ich
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