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Macabros 112: Totenheer "Nekromos"

Macabros 112: Totenheer "Nekromos"

Titel: Macabros 112: Totenheer "Nekromos"
Autoren: Dan Shocker
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ganze Umgebung sah aus wie ein riesiger,
durchlöcherter Käse, durch den ein unscheinbarer Mensch
wanderte.
    Auf ihnen gab es vorspringende Felszungen und Plateaus, die so
groß waren, daß man ein Einfamilienhaus darauf hätte
errichten können.
    Auf ihnen wuchsen jene steinernen Blumenkohlgebilde, die selbst
wieder ein eigenes Labyrinth darstellten.
    Als einzelner dieses Höhlenlabyrinths zu durchforsten, war
ein Ding der Unmöglichkeit. Eine ganze Armee hätte Jahre
gebraucht, um jeden Winkel zu durchstöbern. Nur durch Zufall
konnte man auf einen möglicherweise hier Versteckten
stoßen.
    In der Dunkelheit glomm ein kaum wahrnehmbares, schwaches
Licht.
    Eine Feuerstelle!
    Gut getarnt lag sie hinter einem Blumenkohlgebilde.
    Geduckt lief Björn Hellmark darauf zu.
    Er mußte einen Felsblock erklimmen, um noch näher an
das Feuer heranzukommen.
    Dann spähte er durch die Löcher.
    Was er sah, entsetzte ihn.
    Das glimmende Feuer… war der Rest eines Scheiterhaufens!
    An zwei totemähnlichen Pfählen waren zwei Gestalten
gebunden: Ein Mann und eine Frau.
    Ihre Körper waren verkohlt von der großen Hitze, die
auf sie eingewirkt hatte.
    Doch die Gesichter waren noch gut zu erkennen.
    Bei den Verbrannten handelte es sich um – Rani Mahay und
Danielle de Barteaulieé!
     
    *
     
    Er wollte diese Vision des Grauens nicht glauben.
    Höllenspuk. Da wurde seinen Sinnen etwas vorgaukelt, was in
Wirklichkeit nicht da war…
    Das war seine nächste Reaktion.
    Er verschaffte sich Gewißheit und ließ in diesem
Moment, da seine Nerven aufs äußerste belastet waren, alle
Vorsicht außer acht.
    Hellmark lief um den durchlöcherten Felsbrocken herum zu der
unheimlichen Feuerstelle.
    Da war der Geruch… die Reste des verglühten Reisigs
raschelten unter seinen Füßen… Vorsichtig
berührte er mit der Schwertspitze Rani Mahays verkohlten
Körper.
    Björn rechnete damit, daß die Vision nun platzen
würde wie eine Seifenblase, wenn das Schwert mit ihr in
Berührung kam.
    Widerstand!
    Da wußte er, daß die Bilder Wirklichkeit waren, kein
dämonisches Gespinst, das das Schwert auflösen konnte.
    Die Körper war echt!
    Danielle und Rani waren in einen furchtbaren Hinterhalt
geraten.
     
    *
     
    Der dunkelrote Wagen jagte über die Camden High-Street,
passierte Camden Town und ließ Greater London zurück.
    Eve Taskin benutzte wenig später eine Abzweigung, um Weg und
Fahrzeit zu verkürzen. Sie kannte sich in diesem Vorort bestens
aus. Schließlich war dies nicht ihr erster Besuch bei Betsy
Holborn. Wenn man etwas von ihr wollte, mußte man schon zu ihr
kommen. Betsy war eine Seele von Mensch, aber schrecklich
altmodisch.
    Zwanzig Meilen vom Stadtzentrum entfernt lebte Betsy Holborn in
einem kleinen Haus vom Verkauf ihrer Bilder. Ihre Lieblingsmotive
waren Szenen aus dem Mittelalter, die sie in bester Miniaturmalerei
auf Leinwand brachte.
    Eve Taskin hatte Betsy Holborn bei einer Ausstellung in einem
großen Londoner Hotel kennengelernt. Obwohl Eve keine
Kunstkennerin und ausgesprochene Liebhaberin war, hatten die Bilder
Betsy Holborns sie auf eigenartige Weise angesprochen.
    Die Detailfreudig- und -genauigkeit faszinierte sie vom ersten
Moment an.
    Auf den Bildern waren hundert kleine Szenen aus dem Alltag von
Rittern, Burgfräuleins und Prinzessinnen zu sehen. Die Mode
stimmte, die Gegenstände, die man damals besaß, die
Einrichtungen…
    Darauf angesprochen, ob sie diese Dinge genau studiert hätte,
lächelte die junge Frau, die mit ihrer Mutter allein lebte, und
antwortete: »Nein. Ich bin viel zu jung, um dies alles studiert
haben zu können. Es sind Träume, die ich wiedergebe. Die
Dinge sind in mir… Ich brauche nicht erst über sie
nachzudenken. Sie fließen mir aus dem Pinsel. Farben und Formen
entstehen in dem Augenblick, da ich zu malen anfange…«
    Eve Taskin erwarb ein Bild das seitdem ihre Wohnung im Piccadilly
Circus schmückte.
    Betsy Holborn hatte es sich nicht nehmen lassen, das Gemälde
selbst vorbeizubringen und persönlich an der von Eve
vorgesehenen Stelle aufzuhängen.
    An diesem Tag war Betsy Holborn, nur ein Jahr älter als Eve,
zum Five-o’clock-tea geblieben, und der Anfang einer
Freundschaft war gemacht.
    Die beiden jungen Frauen verstanden sich, obwohl sie in
Temperament und Herkunft so grundverschieden waren.
    Als Eve Taskin sich auf dem Weg zu dem abseits gelegenen Haus
befand, fand sie es gar nicht mehr so traurig, daß Pamela
abgesagt hatte. Sie bedauerte zwar die Notlage, in die Pam
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