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Macabros 112: Totenheer "Nekromos"

Macabros 112: Totenheer "Nekromos"

Titel: Macabros 112: Totenheer "Nekromos"
Autoren: Dan Shocker
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Zeitpunkt
befand sich das Haus schon in meinem Besitz. Betsy Holborn hatte tags
zuvor wunschgemäß die gesamte Kaufsumme auf ihr Konto
bekommen. Laut Vertrag ging damit alles auf mich
über…«
    »Alles? Auch – das Inventar?«
    »Auch das Inventar.«
    Eve Taskin verbarg ihr Gesicht in beiden Händen.
    »Aber warum hat sie das getan? Sie hing an diesem Anwesen, an
ihren Bildern… sie sind ein Vermögen wert!«
    »Ich weiß. Ich habe auch ein Vermögen dafür
bezahlt. Insgesamt wurden zweihunderttausend Pfund auf Betsy Holborns
Konto überwiesen.«
    »Der Verkauf mußte doch einen Sinn haben… was hat
sie veranlaßt, sich so plötzlich zu entscheiden?«
    Eve Taskin fing sich wieder und war ins Nachdenken geraten.
    »Wer sagt dir, daß es eine plötzliche Entscheidung
war, Eve?«
    »Als ich sie vor vier oder fünf Wochen besuchte, sprach
sie mit keinem Wort davon.«
    »So etwas kann über Nacht kommen…«
    »Eine ganze Existenz aufzugeben? Seine Heimat? Das Haus, das
sie liebte, in dem sie sich wohlfühlte?«
    »Man lernt Menschen nicht durch ihre Worte kennen, sondern
durch ihre Taten, Eve. Kannst du Gedanken lesen? Was wußtest du
wirklich über Betsy?«
    »Zugegeben, sehr wenig.«
    »Siehst du… Es ist etwas in ihr vorgegangen, was kein
Außenstehender erfuhr. Nicht mal ihre besten Freunde. Sie hatte
eine Entscheidung getroffen. Ganz allein für sich. Vielleicht
war es auch eine Vorahnung…«
    »Du meinst, daß sie…« Ihre Stimme versagte
ihr den Dienst.
    »… daß sie ihren Tod vorausahnte«, fuhr
Stuart Mayburry an ihrer Stelle fort. »Es gibt Menschen, die
können das. Der überstürzte Verkauf spricht
dafür. Vielleicht war sie auch todkrank, und keiner wußte
davon…«
    Eve Taskin begann Betsy Holborn als großes Rätsel zu
sehen.
    »Wenn sie eine Krankheit hatte oder eine Todesahnung –
warum hat sie dann noch verkauft? Das viele Geld, Stuart, hätte
für ihre Ansprüche zeitlebens gereicht.«
    »Vielleicht hat sie es einem wohltätigen Zweck
hinterlassen, wer weiß…«
    Mayburry dachte logisch und hatte für alles eine plausible
Erklärung.
    Eve Taskin erhob sich. Sie war noch etwas wackelig auf den Beinen
und näherte sich dem Bild. Betsy als brennende Hexe… was
hatte sie sich dabei gedacht, als sie es malte?
    Es gelang der jungen Frau aus London nicht, ihre Gedanken zu
sammeln und zielstrebig zu verfolgen. Das düstere Mosaik, das
Stuart Mayburry von Betsys Wesensart gezeichnet hatte, paßte
nicht in ihre Vorstellungswelt, aber der Freund aus London, mit dem
ein unvorhergesehenes Schicksal sie hier zusammengeführt hatte,
schien tatsächlich recht zu haben.
    Was er nicht gesagt hatte, sprach sie aus.
    »Es scheint, als – hätte sie den Verstand…
verloren…«
    Minutenlang herrschte nach ihren Worten bedrücktes
Schweigen.
    Eve Taskin sah sich in den Räumen um und betrachtete vor
allem die Bilder, die nun Stuart gehörten.
    Was war das bloß für ein Tag?
    Erst die übergroße Freude durch die Mitteilung Berrys,
sie heiraten zu wollen, dann die Vorbereitungen für das morgige
Fest… aber dann auch schon eine Enttäuschung nach der
anderen.
    Sie bekam plötzlich Angst.
    In ihre Freude mischte sich zuviel Unglück und blankes
Grauen.
    Angefangen hatte es mit dem Telefonat, das sie mit Pamela Kilian
führte.
    Und ohne daß es ihr bewußt wurde, begann sie davon zu
erzählen. Vom Unfall des Privatdetektivs, von der tödlichen
Gefahr, in der er noch immer schwebte, von dem Verdacht der
Detektivin Pamela, daß es bei diesem Unfall offensichtlich
nicht mit rechten Dingen zugegangen war.
    Stuart Mayburry hörte interessiert zu.
    Eve Taskin redete in allen Einzelheiten darüber. Es tat ihr
gut, die Dinge beim Namen zu nennen. Sie brauchte ein Ventil.
    »Stuart…«, murmelte sie abwesend, »kann es
denn so etwas geben? Wie ist es möglich, daß eine Kette
unheilvoller Umstände von einer Stunde zur anderen meinen
Lebenslauf bestimmt? Das sind keine guten Zeichen… Ich muß
versuchen, Berry zu erreichen.« .
    »Was hat er damit zu tun?«
    »Ich muß die Hochzeit absagen… ich bin nicht in
der Lage zu heiraten. Da sind Dinge passiert, über die ich
nachdenken muß, und die mich betreffen. Ich kann es dir nicht
erklären. Es ist nur ein Gefühl. Ich ziehe plötzlich
das Unglück wie eine Leuchtspur hinter mir her…«
    »Unsinn! Das darfst du nicht sagen. Du hast nichts zu tun mit
jenem Detektiv, mit dieser Pamela Kilian… Betsy Holborn war eine
Freundin von dir… sie fiel einem Mörder zum
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