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Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer
Autoren: Dan Shocker
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über die Reling geworfen, als
der Schwimmer auftauchte. Unverrichteterdinge kehrte Ronny Hawker an
Bord zurück. An Deck hatte sich inzwischen eine große
Menschenmenge versammelt. Die Nachricht von der Sichtung des
Meeresungeheuers hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Passagiere
drängten sich an der Reling, waren mit Foto- und Filmkameras
bewaffnet und wollten das Ungetüm auf Zelluloid bannen.
    Viele glaubten an einen Scherz, rissen Witze darüber und
waren überzeugt davon, daß Kapitän Counter sich einen
Gag hatte einfallen lassen, um die erste Party auf dem Schiff noch
interessanter zu gestalten.
    Hawker strich sich die nassen Haare aus der Stirn und hatte seine
Last, sich einen Weg durch die Masse der Neugierigen zu bahnen.
    Fragen schwirrten durch die Luft und Gelächter, scherzhafte
Bemerkungen wurden laut…
    »Wie sah das Monster denn aus?« wollte eine attraktive
Rothaarige wissen, die in Hawkers Nähe auftauchte. Man sah ihr
an, daß sie nicht mehr ganz nüchtern war.
    Der Offizier gab keine Antwort.
    »War es aus Gummi oder Plastik?« wollte ein anderer
Passagier wissen.
    »Die Idee ist nicht schlecht. Kompliment an den
Käpt’n!« wurde die Bemerkung von der anderen Seite
laut. »Ist ja richtig aufregend…«
    Hawker wischte sich über sein nasses Gesicht.
    Er beeilte sich, die Kabine des Kapitäns aufzusuchen und dort
Bericht zu erstatten.
    Counter hörte aufmerksam zu, was der Offizier ihm mitzuteilen
hatte. Der für Schiff, Besatzung und Passagiere verantwortliche
Mann war Ende Vierzig, von stattlichem Wuchs, ein richtiger
Seebär. Ein dichter, schwarzer Vollbart rahmte sein Gesicht.
    »Komische Geschichte«, murmelte er, kaum daß
Hawker geendet hatte. »Der müssen wir wohl oder übel
auf den Grund gehen. Ein Scherz seitens der Passagiere ist
ausgeschlossen?«
    Hawker lachte leise. »Die glauben, daß Sie sich einen
Gag erlaubt haben, Käpt’n… soweit ich das beurteilen
kann, ist ein Scherz auszuschließen. Ich habe die Frau, die
über Bord gegangen ist, bis zuletzt noch gesehen. Sie wurde von
dem unheimlichen Wesen in eine für mich unerreichbare Tiefe
gerissen… das Opfer ist jetzt schon viel zu lange unter Wasser,
um noch am Leben sein zu können… der Scherz ging wohl ein
bißchen zu weit…«
     
    *
     
    Kapitän Counter leitete alles in die Wege, was er in dieser
Stunde tun konnte.
    Er ordnete einen sofortigen Stop aller Maschinen an. Mehrere
Beiboote wurden zu Wasser gelassen. Besatzungsmitglieder erhielten
den Befehl, die Umgebung des Schiffes noch mal abzusuchen. Vielleicht
fand man wenigstens die Leiche der Frau, deren Identität
inzwischen feststand. Es handelte sich um die
siebenundzwanzigjährige Sekretärin Rosemary Williams aus
North-Carolina.
    Die Zeugenaussagen über das Ereignis waren nach wie vor
dürftig, und Counter gewann den Eindruck, als mische sich
bereits nach kürzester Zeit Dichtung und Wahrheit. Das Monster
trat immer mehr in den Vordergrund und wurde von verschiedenen
Personen unterschiedlich beschrieben.
    Der eine redete von einer riesigen ›Seeschlange‹, ein
zweiter beschrieb es ݊hnlich dem Ungeheuer von Loch
Ness‹, ein dritter wollte einen schuppigen Saurier gesehen
haben, ein vierter ließ sich nicht davon abbringen, daß
es sich um einen Fischmenschen handelte, der im wahrsten Sinn eine
Mischung zwischen Mensch und Fisch war…
    Es bereitete Counter beträchtliche Mühe, seine
Passagiere von der Räumung des Oberdecks zu überzeugen.
Tanz und Vergnügen ging auf allen anderen Decks weiter. Doch die
Menschenansammlung oben wollte er nicht mehr dulden, um die
Rettungsmaßnahmen nicht zu gefährden.
    Ein Großteil der Passagiere war vernünftig genug, den
Anordnungen Folge zu leisten, andere murrten und hielten das Ganze
für aufgebauscht, um es interessanter zu machen. Dritte wiederum
taten nur so, als ob sie nach unten gingen. Neugier und
Sensationslust aber waren stärker als alle Vernunft. In einem
unbewachten Augenblick tauchten sie wieder auf und verbargen sich im
Kernschatten der Deckaufbauten, um zu beobachten, was wirklich los
war. Auf einem so großen Schiff wie der YOUNG LOVE gab es
tausend Versteckmöglichkeiten. Die Besatzung hätte doppelt
so groß sein müssen, um jeden Winkel im Auge zu
behalten.
    Das Wasser rings um den weißen Dampfer war taghell
ausgeleuchtet. Sämtliche Scheinwerfer der YOUNG LOVE brannten.
Die Beiboote waren mit mobilen Suchscheinwerfern ausgerüstet.
Die Position der Suchmannschaften war genau abgesteckt
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