Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Lebensbedingungen schenkt, die ich nicht erwartet
hatte…«
    Whiss schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Das
unterschiedliche Wasser«, erinnerte er sich, »das wollte
ich dir doch noch erklären. Das im Innern der Röhre war
gewissermaßen entartet, ohne jeglichen Sauerstoff. Du
hättest darin ersticken sollen. Das normale Wasser aber, das die
Städte erfüllt, besteht zu einem hohen Prozentsatz aus
flüssigem Sauerstoff. Und deinem und meinem Blut ist es egal, ob
der Sauerstoff in flüssiger oder gasförmiger Form an die
roten Blutkörperchen herangetragen wird. Die Hauptsache ist,
daß er lösbar ist und von unserem Organismus aufgenommen
werden kann. So gesehen, unterscheiden wir uns gar nicht so sehr von
jenen, die diese nun tote Stadt einst mit Leben
erfüllten…«
    Björn seufzte. Er war überzeugt davon, daß alles
ein bißchen komplizierter war, als Whiss es hinstellte, aber er
legte keinen Wert darauf, genaue Einzelheiten herauszufinden. Fest
stand, daß er noch am Leben war und sich nun in einer Stadt
aufhielt, die auf dem Meeresgrund lag. Dieses Meer wiederum war Teil
einer Welt, die das menschliche Auge ›von außen‹ her
nicht wahrnehmen konnte. Nur wenn man selbst Teil dieser Welt war,
konnte man sie erkennen.
    Eine bemerkenswerte Tatsache stellte er nun fest. Er konnte sich
in den Straßen bewegen, ohne von der Wasserströmung
abgetrieben oder nach oben gedrängt zu werden. Er hatte festen
Halt und konnte sich ganz normal bewegen. Mit kräftigen
Schwimmstößen versuchte er, in die Höhe zu kommen. Es
kostete ihn gewaltige Anstrengung, einige Meter unter sich zu
bringen. Kaum ließ er in seinen Bemühungen nach, sank er
schwer wie ein Stein wieder in die Tiefe.
    Nachdenklich richtete Björn einen Blick nach oben in den
grünen Wasserhimmel, der sich endlos über ihn spannte.
    Irgendwie gefiel ihm das Ganze nicht… diese tote Stadt, die
Rätsel, die sich um Horron rankten, die Tatsache, daß er
mit leeren Händen seinen Weg in einer Welt fortsetzte, von der
er nicht mal wußte, wo sie sich befand. Nur eins schien
ziemlich sicher zu sein. Dies war nicht mehr die unheimliche Welt
Zoor. Hier war nicht mehr Nh’or Thruu zu Hause. Apokalypta hatte
ihn weit fortgebracht, Wieviele Stunden, Tage, Wochen oder gar Monate
waren sie unterwegs gewesen? Er war nicht mal imstande, darüber
irgendwelche Mutmaßungen anzustellen.
    Er hatte die tödliche Gefahr dank Whiss’ hilfreichem
Eingreifen noch mal überstanden.
    Aber er fragte sich, ob das alles nicht nur einen Aufschub
darstellte.
    Er war Gefangener einer toten Stadt auf dem Meeresgrund, in dem
außer ihnen beiden kein Mensch zu Hause war. Er war unbewaffnet
und darüber hinaus verbannt in die Vergangenheit, die
zwanzigtausend Jahre vor der Zeitrechnung lag, in der er
normalerweise zu Hause war’…
    Seine Lage war nach wie vor aussichtslos. Er war winziger als ein
Atom, hineingeschleudert in eine Welt, die für die meisten
Menschen nicht existierte. Er dachte an die Freunde, an Pepe und Jim
und besonders an Carminia. Und Wehmut fraß sich in sein
Herz.
    Er biß die Zähne zusammen und schritt schneller aus.
Alle Straßenkreuzungen liefen genau im rechten Winkel
zusammen.
    Diese hohen Gebäude und Türme bildeten eine Kulisse, die
ihn eigenartig bedrückte, und in der er gefangen war.
    Seine besondere Aufmerksamkeit galt den riesenhaften Statuen der
Fischmenschen. Was für eine Bedeutung hatten sie? Warum gab es
so viele? In den schmaleren Nebenstraßen, die zwischen den
hohen Gebäuden wie Schluchten wirkten, standen noch viel mehr
Statuen.
    Ein ungutes Gefühl beschlich ihn.
    Er mußte an Apokalyptas Worte denken… Sie hatte von
›Versteinerung‹ gesprochen, vom ewigen Vergessen, in das
man fallen würde, wenn man sich in Horron, in der Stadt der
Vergessenen aufhielt.
    Nicht umsonst hatte es Apokalypta so eilig gehabt, die Röhre
zu verlassen und auf ihr Schiff zurückzukehren. Fürchtete
selbst die Dämonin die geheimnisvollen, für sie nicht
berechenbaren Kräfte einer Welt, die sie sich manchmal bei
Bedarf zunutze machte?
    Lauerte hier eine Gefahr, von der sie beide nichts
wußten?
    Hellmark warf einen Blick auf den kleinen Whiss, der tapfer in
Schulterhöhe neben ihm herschwamm, es dann aufgab und es sich
auf seiner Schulter bequem machte.
    »Ganz schöne Schwerkraft«, sagte der kleine
außer Atem. »Komm’ mir vor wie auf einem fremden
Stern…«
    »Wahrscheinlich befinden wir uns auch auf einem, wer
weiß«, knurrte Hellmark.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher