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Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer
Autoren: Dan Shocker
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fast zehn Meter
groß. Die gewaltigen Schuppenarme kamen aus dem Wasser.
Zwischen den Fingern spannten sich Schwimmhäute.
    Ein Wesen von einem anderen Stern schien durch die Musik, durch
das Lachen die Stimmen und das Licht angelockt worden zu sein.
    Das breite Fischmaul öffnete sich, die riesigen Augen,
schwarz, rund und wimpernlos, starrten leblos wie Glaskugeln auf die
blonde Frau, die dem aus dem Meer Tauchenden den Rücken
zukehrte.
    Auf dieser Seite der Reling stand sonst niemand mehr, der das
Ungeheuer hätte sehen können.
    Für Rosemary Williams kam das Entsetzen wie ein Blitz aus
heiterem Himmel. Eine riesige Hand, schuppig und kalt wie Eis,
preßte sich auf ihren Mund, ehe auch nur ein einziger Laut
über ihre Lippen kam.
    Ein Ruck… die gutgebaute Blondine wurde über die Reling
gezogen, ohne daß einer der umstehenden Passagiere im ersten
Moment etwas bemerkte.
    Und als einer darauf aufmerksam wurde, war es schon zu
spät.
    »Himmel! Was ist denn das?!«
    Der Schrei eines einzelnen hallte über Deck. Der Mann stand
etwa vier Meter von dem Ereignis entfernt und zündete sich
gerade eine Zigarette an, als er sah, wie Rosemary Williams
rücklings über die Reling gezerrt wurde.
    Die tadellos gewachsenen Beine der Frau ragten noch in die Luft,
das kurze Kleid rutschte weit über die Schenkel hoch, dann
verschwand sie unterhalb der Schiffswand.
    Der Passagier spurtete los und alarmierte schreiend die anderen,
die zur Reling stürzten.
    Rosemary Williams schlug wild um sich und traf auch Arme und
Brustkorb des unheimlichen Entführers, ohne daß dies
jedoch an ihrer Lage etwas änderte.
    Das Wasser schlug über ihr zusammen.
    Drei, vier Passagiere der YOUNG LOVE sahen gerade noch, wie die
junge Frau untertauchte. Einer riß geistesgegenwärtig
einen Schwimmreif vom Haken an der Reling und schleuderte ihn
über Bord.
    Ein Offizier des Dampfers war alarmiert worden und eilte
heran.
    Wie gebannt starrten die Menschen, die Zeugen des Ereignisses
geworden waren, auf das Meer. Die Stelle, wo Rosemary Williams
verschwunden war, glättete sich.
    Die Menschen hielten den Atem an, während der Offizier alles
in die Wege leitete, was für eine Rettungsaktion notwendig sein
konnte. Er veranlaßte, daß das Schiff gestoppt wurde.
Danach verlor er keine Zeit mehr und sprang einfach über
Bord.
    Zu diesem Zeitpunkt wußte er noch nichts von den
Beobachtungen eines der Passagiere, der sicher war gesehen zu haben,
daß ein Tiefseemonster die blonde Frau ins Wasser geschleppt
hatte. Er war überzeugt davon, daß Rosemary Williams etwas
zu tief ins Glas geblickt, sich über die Reling gebeugt und das
Übergewicht bekommen hatte.
    Der Mann tauchte in etwa an der Stelle ein, wo auch die blonde
Frau verschwunden war.
    Ronny Hawker trieb sich mit kraftvollen Schwimmstößen
in die Tiefe und hatte die Augen weit geöffnet. Das Licht von
Deck und aus den Bullaugen der YOUNG LOVE lag wie ein fahler Schleier
auf der Wasseroberfläche und sickerte nicht weit in die
Tiefe.
    Der Schein aus den Bullaugen der tieferliegenden Decks durchsetzte
das Wasser und bewirkte eine eigenwillige, gespenstische
Atmosphäre.
    Hawker sah den massigen Schatten vor sich, der rasch in die Tiefe
verschwand.
    Der Mann verstärkte seine Anstrengungen, ging sparsam mit dem
Luftvorrat in seinen Lungen um und wollte so lange wie möglich
unter Wasser bleiben, in der Hoffnung, daß er die Frau noch
erreichte.
    Es gelang ihm auch, näher an den Schatten heranzukommen. Sein
Herz begann schneller zu schlagen, als er die massige Gestalt sah, in
deren Umklammerung Rosemary Williams sich wand.
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah er die dunklen Umrisse
des riesigen Fischmenschen und die helle Haut der Frau, ihr
gelöstes Haar, das vom Auftrieb des Wassers wie ein weiter
Schleier über dem Haupt der Unglücklichen wirkte.
    Dann stieß der Entführer mit seinem Opfer blitzartig in
die Tiefe vor.
    Hawker konnte nicht mehr mithalten.
    Aus dem unbekannten Dunkel der See sah er einen schwach glimmenden
Ring auftauchen, wie er ihn noch nie zuvor in seinem Leben erblickt
hatte.
    Der Ring war gelb und rot, flammte einen Moment auf und Hawker
glaubte zu sehen, daß das unheimliche Meeresungeheuer genau in
das Zentrum des merkwürdigen Gebildes vorstieß – und
verschwand. Gleich darauf löste auch der flammende Ring sich
auf.
    Irritiert und nervös machte der Offizier kehrt. Luftmangel
und der Anflug einer unerklärlichen Angst trieben ihn in die
Höhe. Eine Strickleiter wurde
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