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Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer
Autoren: Dan Shocker
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und das
Suchgebiet ziemlich groß.
    Befehle hallten über Deck und wurden durch Megaphon und
Lautsprecher mitgeteilt. Die ungewöhnliche nächtliche
Prozession weckte bei einigen Leuten eine eigenartige
Abenteuerlust.
    Pit und John Racliffe konnten der Versuchung nicht mehr
länger widerstehen.
    Die äußerlich so ungleich aussehenden Brüder aus
Aurora stimmten in einem überein: das war eine Gelegenheit,
unter Umständen auf sich aufmerksam zu machen und in die Presse
zu gelangen.
    Pit und John Racliffe waren Versicherungsagenten, traten an den
Wochenenden in Tanzlokalen und Bars auf, um dort Musik zu machen, und
waren begeisterte Sporttaucher.
    Die letzteren Ambitionen ließen sich unter einen Hut
bringen, wenn man es geschickt anfing. Pit und John Racliffe hatten
ein Gespür für sensationelle Effekte, die Publicity
schaffen konnten.
    Eine fixe Idee wurde in die Tat umgesetzt.
    Die beiden Brüder – der eine dunkelblond, der andere
schwarzhaarig und gelockt – suchten ihre Kabine auf. Nicht, um
sich diskret zurückzuziehen, sondern um ihre wahnwitzige Idee zu
verwirklichen.
    Sie packten ihre Taucherausrüstung aus.
    »Wenn da wirklich etwas dran ist, dann haben wir die Chance,
ganz groß herauszukommen«, sagte Pit Racliffe. Er war
groß, dunkelblond, hatte ein blasses Gesicht, und er hoffte,
sich die nötige Sonnenbräune auf den Bahamas zu holen.
    Sein Bruder war ihm behilflich, die Ausrüstung anzulegen.
    John Racliffe war einen Kopf kleiner, muskulöser und sah eher
aus wie ein Athlet denn wie ein Musiker.
    »Eine bessere Reklame könnten wir uns nicht
wünschen«, feixte John. »Ich sehe schon die
Schlagzeilen vor mir. ›Die Racliffes jagen Unterwassermonster!
‹ Das macht unseren Namen bekannt…«
    »Und wenn wir etwas finden, dann ist der Teufel los. Mit der
oberflächlichen Sucherei der Mannschaft ist sowieso kein
Blumentopf zu gewinnen…«
    Die Sauerstoff-Flaschen wurden angeschnallt, die Brillen
aufgesetzt. Beide Brüder bewaffneten sich mit Harpunen. John
Racliffe hängte sich außerdem eine Unterwasserkamera
um.
    »Vielleicht schwimmt uns was über den Weg, das
aufzunehmen sich lohnt«, sagte er leise, stand an der Tür
und lauschte nach draußen. Er öffnete sie einen Spalt und
blickte auf den langen, schmalen Gang hinaus. »Die Luft ist
rein. Wir können’s wagen, Pit…«
    Ihre Kabine lag etwa zwanzig Schritte vom Treppenaufgang entfernt.
Dort hielt sich kein Mensch auf. Ungesehen kamen die Brüder an
Deck, blieben im Schatten der Aufbauten und vergewisserten sich,
daß auf See noch allerhand los war und sie nicht damit rechnen
mußten, daß die Suchmannschaften innerhalb der
nächsten Viertelstunde vom Kapitän zurückbeordert
wurden.
    Die Racliffe-Brüder warfen sich einen Blick zu.
    Pit, der ältere, nickte. Er sprang zuerst. Kaum war er
eingetaucht, folgte sein Bruder. Sie hatten an diesem fröhlichen
Abend an Bord manches Glas ausgetrunken. Der Alkohol war nicht ganz
unschuldig an der fixen Idee, die sie nun realisierten. Sie waren
beide nicht betrunken, aber ihr kritisches Bewußtsein doch
schon erheblich eingeschränkt.
    Ein Deck-Offizier zuckte zusammen, als er in seiner Nähe das
platschende Geräusch vernahm. Hörte sich an, als ob jemand
einen schweren Gegenstand ins Wasser geworfen hätte.
    Der Mann in der weißen Uniform eilte an die Reling und
glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen, als er sah, wie
zwei Taucher im Wasser verschwanden.
    Der Kapitän wetterte, als er davon erfuhr. Aber im Augenblick
blieb ihm nichts anderes übrig als zu fluchen.
    Pit und John Racliffes Verhalten war in Anbetracht der
ungeklärten Situation mehr als Leichtsinn.
    Aber darüber dachte keiner von ihnen nach.
    Kraftvoll schwammen die beiden Brüder nebeneinander her und
hielten schußbereit die Harpunen in der einen Hand, die
großen Scheinwerfer in der anderen.
    Die Männer stießen bis in eine Tiefe von mehr als
zwanzig Metern, als John etwas entdeckte. Er gab Handzeichen, um
seinen Bruder darauf aufmerksam zu machen.
    Da sah auch Pit einen großen, gelbroten Ring, der lautlos
und langsam aus der ewigen Dunkelheit emporschwebte. Das Gebilde
hatte einen gewaltigen Durchmesser. Im Zentrum des Ringes hatte das
Wasser einen seltsamen, dunklen Schein. Ein gewaltiges Loch
pulsierte.
    Pit und John Racliffe schüttelten sich.
    Ihre Blicke trafen sich. Die Brüder verstanden sich auch,
ohne daß ein Wort zwischen ihnen fiel.
    Sie hatten schon viel gemeinsam erlebt und gesehen. Das
monströse Gebilde
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