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Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Macabros 085: Oceanus' Totenheer

Titel: Macabros 085: Oceanus' Totenheer
Autoren: Dan Shocker
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Apokalyptas Armada hatte Raum und
Zeit durchpflügt, und er konnte nicht mehr daran glauben, noch
›auf der Erde‹ zu sein.
    »Diese tote Stadt gefällt mir nicht, Whiss«, sagte
er. Unwillkürlich senkte er die Stimme, als befürchte er,
von jemand vernommen zu werden, der besser nichts von ihrer
Anwesenheit erfuhr. »Mit jedem Schritt, den wir weiter in das
Labyrinth der Straßen und Plätze gehen, wird mir
unbehaglicher zumute. Es ist die Ruhe des Todes, der
Vernichtung… irgend etwas hat die Bewohner von hier vertrieben.
Und wir sind Spaziergänger auf einem riesigen Friedhof, wo es
außer uns nichts mehr Lebendes gibt…«
    Er stutzte plötzlich.
    »Irrtum, Whiss«, stieß er mit belegter Stimme
hervor. »Da ist je jemand…«
    Er selbst blieb sofort wie erstarrt hinter einer Statue stehen und
starrte in eine schmale, düstere Nebenstraße, in der sich
eine eigenartige Szene abspielte…
     
    *
     
    Um zwanzig Uhr begann das Bordfest.
    Gleich am ersten Abend gab es ein ausführliches
Unterhaltungsprogramm, damit die Passagiere die Möglichkeit
hatten, sich untereinander kennenzulernen.
    Tanz und Musik auf allen Decks.
    Die Stimmung war dementsprechend.
    Rosemary Williams ließ keinen Tanz aus. Sie wurde von
zahlreichen jungen und auch älteren Männern aufgefordert
und später zu einem Drink an der Bar eingeladen.
    Die Stimmung an Bord war aufgekratzt. Der reichlich
fließende Alkohol bewirkte Ungezwungenheit. Man kam sich rasch
näher.
    Kurz vor Mitternacht wußte Rosemary Williams nicht mehr,
wieviel Champagner sie getrunken hatte. Sie fühlte sich seltsam
heiter und beschwingt.
    Sie war indessen auf das obere Deck gegangen, wo einige Paare
tanzten, wo Menschen beisammen standen, um sich zu unterhalten oder
auch nur, um an der Reling zu stehen und in die dunkel schimmernde
Weite des Meeres hinauszublicken.
    Der Himmel war sternenklar, die milde Sommernacht angenehm. Durch
die Fahrtbewegung der YOUNG LOVE fächelte stets eine frische
Brise über Deck. Rosemary fand dies angenehm. Sie war erhitzt
vom vielen Tanzen und dem Champagner.
    Sie lehnte sich mit dem Rücken zur Reling, atmete tief die
frische Luft ein und beobachtete das Treiben der anderen.
    Ein amüsiertes Lächeln spielte um ihre schön
geschwungenen Lippen. Sie dachte an ihre Freundin und an die Kollegen
im Büro. Schade, daß die jetzt nicht dabei sein konnten.
Gerade solche Stunden mit Menschen zu erleben, mit denen man sonst
zusammen war, konnte die Freude nur noch steigern.
    Sie beobachtete ein junges Paar, das sich im Schatten der
Deckaufbauten innig küßte. Die Blondine nippte an ihrem
Glas, lächelte selbstvergessen und glücklich und
mußte an den jungen Mann denken, der Jim hieß und mit dem
sie während der letzten zwei Stunden fast ununterbrochen getanzt
hatte.
    Da konnte sich etwas anbahnen. Der Junge war neunundzwanzig und
einziger Sohn eines Verlegers, der mit Kochbüchern und Rezepten
sein Geld machte. Jim hatte Feuer gefangen. Nun kam es auf sie an,
daß es kein Strohfeuer blieb.
    Vielleicht ergab sich auch noch etwas Besseres. Nichts
übereilen, aber auch die richtige Chance nicht verpassen –
auf diesem schmalen Grat mußte sie wandern.
    Im Moment jedenfalls war sie hier, und Jim würde vergebens
nach ihr suchen. Sie hatte sich ohne eine Erklärung abgesetzt,
um an Deck frische Luft zu schnappen.
    Sie trug ein honigfarbenes Kleid, das hauteng anlag und ihren
strammen Körper voll zur Geltung brachte. Der gewagte Ausschnitt
wurde betont durch die feinen Rüschen, ebenso der Saum des knapp
unter dem Gesäß endenden Kleides. Es wurde gehalten von
dünnen Spaghettiträgern, die im Nacken durch eine Schleife
gebunden wurden. Ein Griff genügte, und das zarte Kleid geriet
ins Rutschen.
    Zwei, drei Paare tanzten noch. Sie waren einige Schritte von
Rosemary Williams entfernt. Die Passagiere, die gleich ihr vor
wenigen Minuten noch an der Reling gestanden hatten, waren wieder
nach unten gegangen.
    Der Luxusdampfer fuhr nur mit geringer Geschwindigkeit.
    Im sanften Säuseln des Windes und dem monotonen
Plätschern der Wellen gegen den Schiffsrumpf ging das neue
Geräusch unter.
    Aus dem Wasser tauchte etwas auf…
    In der Dunkelheit hob sich der massige, schuppige Fischkopf kaum
ab. Der breite, muskulöse Körper des Ungeheuers aus der
Tiefe glitt langsam nach.
    Niemand an Bord bemerkte die tödliche Gefahr, die sich der
Schiffswand näherte.
    Der Körper aus dem Wasser wurde größer. Das
unheimliche Wesen richtete sich auf, es war
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