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106 - Atomgespenster

106 - Atomgespenster

Titel: 106 - Atomgespenster
Autoren: Larry Brent
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    In der zunehmenden Dunkelheit hinter der mit
Büschen und Gras bewachsenen Erdwelle waren die beiden Männer kaum auszumachen.
    Sie trugen zudem dunkle Kleidung und
verhielten sich still.
    Ihren Wagen hatten sie in etwa achthundert
Metern Entfernung abgestellt. Er stand verborgen hinter Büschen.
    Einer der beiden blickte durch ein Nachtglas.
    Nur etwa zweihundert Meter von ihrem
Beobachtungsplatz entfernt befand sich die Anlage. Die Silhouette der vier
riesigen Türme des Atomkraftwerkes zeichnete sich unheimlich und gespenstisch
gegen den düsteren Himmel ab.
    Hinter den Kühltürmen waren die Umrisse
langgestreckter Hallen aus häßlichem, grauem Beton und zweier
Verwaltungsgebäude wahrnehmbar, die fünf Stockwerke emporragten, im Vergleich
zu den Kühltürmen jedoch klein und verloren wirkten.
    Clay Braighton, der fünfundzwanzigjährige
Physikstudent, der durch das Fernglas schaute, schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht«, murmelte der Mann mit dem
nackenlangen, fast schwarzen Haar und den braunen
    Augen. »Ich glaube, wir sollten uns die Sache
noch mal überlegen .«
    »Heh? !« fuhr Ernie
Winewood auf. Er war einen Kopf kleiner als der hagere
Begleiter, zwei Jahre älter und von etwas gedrungener Gestalt. Ernie Winewood
sah aus wie ein harmloser Chorknabe, dem keiner etwas Böses zutraute. Aber der
äußere Eindruck täuschte. Winewood war eiskalt und hatte es faustdick hinter
den Ohren. »Was ist denn los mit dir? Hast du die Hosen voll ?«
    Braighton setzte das Glas ab und strich das
lose in die Stirn fallende Haar zurück. »Nein. So kann man das nicht sagen. Es
gibt zu viele unwägbaren Risiken .«
    »Quatsch !« stieß
Ernie Winewood hervor. »Es gibt überhaupt kein Risiko. Wir sind bestens
ausgestattet. Wir haben Schutzanzüge bei uns und Meßgeräte. Uns kann nichts
passieren. Und sehen - kann uns auch niemand. Hier steht weit und breit kein
Haus, in dem jemand wohnt, und nach dem Unfall damals im Kraftwerk hat man auch
die Straße verlegt, die daran vorbeiführt. Die alte Asphaltbahn muß irgendwo da
vorn liegen. Aber sie läßt sich nicht mehr ausmachen. Sie ist total versandet .«
    Das Gelände des vor sieben oder acht Jahren
stillgelegten Atomkraftwerkes war von einem vier Meter hohen, stabilen
Drahtzaun umgeben. In Abständen von fünf Metern hingen grellgelbe Warnschilder
mit der Aufschrift:
    »Betreten verboten!
    Achtung! Radioaktivität!
    Lebensgefahr!«
    Braighton kratzte sich im Nacken.
»Wahrscheinlich hältst du mich für verrückt . . . Aber seitdem wir hier sind -
und das sind immerhin schon zweieinhalb Stunden - werde ich das Gefühl nicht
los, daß nicht nur wir die Anlage dort drüben beobachten, sondern daß wir
selbst beobachtet werden. Da drüben ist etwas, Ernie. Und es weiß, daß wir da
sind . . .«
     
    *
     
    Der angesprochene Freund sah den Sprecher an,
als sei er nicht ganz richtig im Kopf.
    »Daß du ein bißchen nervös bist, okay, das
kann ich noch verstehen. Mir ergeht es schließlich nicht anders. Aber daß du
dann solchen Unfug daherredest, kapiere ich nicht. Da drüben ist niemand, dafür
lege ich meine Hand ins Feuer. Wie oft ich während der letzten Wochen
hiergelegen und das Gelände inspiziert habe, kannst du dir nicht vorstellen. Es
kommt und geht niemand. Wäre ja auch totaler Schwachsinn, nicht wahr, wenn man
bedenkt, daß hier vor Jahren der Teufel los war, als rund achttausend Menschen
evakuiert wurden und das Werk praktisch nur noch Schrottwert hat . . .
Schrottwert für den, der nicht weiß, was dort möglicherweise wirklich noch
lagert. Nämlich: Genügend wiederaufbereitete Brennstäbe, die damals nicht
abtransportiert wurden, die unter Verschluß liegen und reichen, um ’ne Bombe
zusammenzubauen, mit der man eine Großstadt wie New York in die Luft sprengen
kann .«
    »Ich hoffe, daß es nicht New York sein wird.
Ich bin dort geboren .«
    »Das wird in irgendeinem arabischen Land in
die Luft gehen. Dort wird die Bombe auch zusammengebaut. Was dazu benötigt
wird, ist der Grundstoff Uran. Und den liefern wir .«
    Clay Braighton gab sich einen Ruck.
    »Okay. Sehen wir nach . . .«
    Das Gefühl der Unsicherheit und des Beobachtet
werdens war wieder verschwunden.
    Auch Clay Braighton dachte an die Million,
die für jeden von ihnen hinter dem Auftrag steckte.
    Winewood war ein Teufelskerl, wenn es darum
ging, irgendwo einen heißen Tip aufzufangen und diesen zu Geld zu machen. Eine
Million Dollar für jeden, falls sie es schafften, die benötigte
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