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Macabros 077: Zitadelle der Grausamen

Macabros 077: Zitadelle der Grausamen

Titel: Macabros 077: Zitadelle der Grausamen
Autoren: Dan Shocker
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seine andere Hand
empor.
    Er stieß mit beiden Händen nach Eve Finigan. Sie flog
in die Kissen.
    Morgan Finigan zuckte zusammen.
    »Was ist denn los?« murmelte er schlaftrunken.
»Warum… schreist du denn so?«
    Eve schrie noch immer. Langgezogen und schaurig hallte es durch
das Zimmer, daß es kaum noch erträglich war.
    Mechanisch tastete Finigan nach dem Schalter der Gaslampe.
Elektrizität gab es in der abgelegenen Hütte nicht.
    Fahl leuchtete der Glaskolben auf. Kaltes Licht vortrieb die
Schatten der Nacht.
    Nach Morgan Finigans Herz schien eine eisige Hand zu greifen.
    Der Mann warf sich herum.
    »Eve!« rief er laut und klar.
    Seine Frau hatte ihr Gesicht im Kopfkissen verborgen und
brüllte, hatte die Hände darin verkrallt, und es bereitete
ihm einige Mühe, sie davon zu lösen.
    Eves Gesicht war weiß wie ein Leichentuch.
    Die Augen glühten wie Kohlen, und ihr Kopf ruckte wie bei
einem Roboter, der außer Kontrolle geraten war.
    »Reiß’ dich zusammen! Was ist denn los? Warum
schreist du denn?«
    Er schüttelte sie und schlug ihr ins Gesicht, um sie in die
Wirklichkeit zurückzurufen.
    »Du hattest einen schlechten Traum, nicht wahr? Es ist alles
gut… du brauchst keine Angst zu haben.«
    Er sprach beruhigend auf sie ein. Das wirkte.
    Schluchzend lag sie an seiner Schulter, die Nähe ihres Mannes
tat ihr gut.
    Sie stammelte etwas von einem unbekannten Besucher, der durchs
Zimmer gekommen sei und sie angefaßt hätte.
    »Unsinn! Da war niemand… und da ist niemand«, sagte
er scharf.
    »Doch«, ihre Stimme klang wie ein Hauch.
»Doch… diesmal laß’ ich’s mir nicht nehmen,
Morgan… Ich hab’ ihn gesehen… gerochen…
gespürt… Seine schrecklichen Arme… die Oberfläche
seiner Hände… sein Gesicht. Anfangs glaubte ich, es
wären nur Schatten… aber es war nicht so. Es waren
Auswüchse, Beulen… manche dick und schwammig… manche
prall, als wären sie herangereift, um jeden Augenblick zu
platzen wie eine reife Frucht.«
    »Du hast geträumt, Eve. Nichts von alledem gibt es in
Wirklichkeit.«
    Sie öffnete ihre tränenverschleierten Augen und wagte
es, einen Blick über Morgans Schulter zu werfen.
    Genau dahinter befand sich die Stelle, wo der unbekannte
nächtliche Besucher vor wenigen Minuten gestanden hatte.
    Der Platz war leer, als hätte der Erdboden den Fremden
geschluckt. Zitternd löste Eve Finigan sich von ihrem Mann und
drehte langsam den Kopf Richtung Tür.
    »Sieh genau hin«, sagte sie mit Grabesstimme. »Er
war hier. Die Tür steht ja jetzt noch offen…«
     
    *
     
    Ein Mann kam nach Marlos, dem unsichtbaren Eiland zwischen Hawaii
und den Galapagos-Inseln, zurück.
    Es war Björn Hellmark alias Macabros, jener blonde
Abenteurer, der imstande war, seinen Körper zu verdoppeln, um an
zwei Orten der Welt gleichzeitig zu sein.
    Björn hatte es eilig, die Blockhütte aufzusuchen, in der
der ehemals Schwarze Priester Molochos sich aufhielt. Mit Molochos
war inzwischen eine geistige Veränderung vorgegangen. Er
gehorchte nicht mehr den Mächten, denen er sich verpflichtet
hatte, seine Seele zu verschreiben.
    Rha-Ta-N’my, die Dämonengöttin, mußte
zürnen.
    Molochos hatte wieder seinen alten Namen – Ak Nafuur –
angenommen. Er war Al Nafuurs Zwillingsbruder, der in einem Reich
zwischen Diesseits und Jenseits existierte und zu Hellmarks
Geistführer geworden war, bei dem er sich von Zeit zu Zeit
meldete.
    Das Erlebnis im Mikrokosmos mit Frank Morell alias Mirakel war
nicht spurlos an Hellmark vorübergegangen.
    Er wirkte erschöpft und abgekämpft und konnte sich
trotzdem in diesen Minuten keine Ruhe gönnen.
    Es ging um das Leben eines Freundes, der in einem winzigen
Universum kleiner als eine Mikrobe existierte und dem Ruf ins
Vergessen gefolgt war.
    Vorsichtig drückte Hellmark die hölzerne Tür, an
der es kein Schloß gab, nach innen.
    Der zentral gelegene Raum war einfach, aber gemütlich
eingerichtet und enthielt nur das Notwendigste. Jeglicher Luxus
fehlte.
    Auf einer breiten, selbstgeschreinerten Liege lag Ak Nafuur.
    Auf einem Baststuhl neben dem Bett saß Carminia Brado, die
hübsche Brasilianerin, die Björn beim Karneval in Rio
kennenlernte und in die er sich unsterblich verliebte. Erst
kürzlich hatten sie beide die Erfahrung gemacht, daß ihre
Liebe bereits in einer anderen Welt, in einem anderen Leben begonnen
hatte.
    Vor etwa zwanzigtausend Jahren, so stellten sie fest, hatten sie
schon mal gelebt. Er als Kaphoon, ein mutiger, legendärer
Kämpfer eines
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