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Macabros 077: Zitadelle der Grausamen

Macabros 077: Zitadelle der Grausamen

Titel: Macabros 077: Zitadelle der Grausamen
Autoren: Dan Shocker
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Eve Finigan war keine Frau, die sich leicht ängstigte.
    Als sie aber am Abend die kleine düstere Küche der
abseits gelegenen Hütte betrat, packte sie doch das Grauen.
Mitten im Raum stand ein Fremder!
    Die dunkle Silhouette zeichnete sich schemenhaft verschwommen vor
ihr ab.
    Eve Finigan schrie wie von Sinnen, machte auf dem Absatz kehrt und
lief durch den handtuchschmalen Korridor ins Freie.
    »Morgan! Morgan!« gellte es über ihre Lippen.
»Schnell… mein Gott… da ist jemand!«
    Morgan Finigan, ihr Mann, befand sich zu diesem Zeitpunkt etwa
fünfzehn Meter von der Hütte entfernt.
    Unter einer Baumgruppe stand der aufgebockte Wagen, von dem
Finigan das rechte Vorderrad gelöst hatte.
    Ruckartig wandte der Mann den Kopf und sprang auf die Beine.
»Was ist denn los?« rief er erschrocken. So außer
sich hatte er seine junge Frau noch nie gesehen.
    Eve Finigan war bleich, wirkte verstört und überschlug
sich in ihren Worten.
    »Du irrst dich. Wer sollte denn hier sein?« kam es leise
über Morgans Lippen. »Wenn jemand gekommen wäre –
hätte ich ihn auf alle Fälle sehen müssen. Auch Rocky
würde wohl nicht so ruhig neben der Hütte
liegen…«
    Rocky war ein Bastard zwischen Schäferhund und Terrier. Sein
Fell war stumpf, kurzhaarig und von grau-brauner Farbe. Er war ein
ausgesprochen wachsames Tier, auf das man sich verlassen konnte.
    Eve Finigan schüttelte heftig den Kopf. »Er hat
geschlafen… er hat nichts gehört, Morgan.« Sie warf
einen nervösen Blick zur Hütte.
    Morgan Finigan griff durch das geöffnete Fenster des Autos
ins Handschuhfach und nahm die dort bereitliegende Pistole. Er lud
sie durch.
    »Ich seh’ mich mal um, Eve. Ich kann es mir wirklich
nicht vorstellen… wie soll denn einer unbemerkt in die
Hütte kommen?«
    Das Holzhaus stand auf einer leichten Anhöhe. Der Boden vor
den Bergen war saftig und fruchtbar. Man sah es den üppig
wachsenden Büschen und Bäumen an, daß die Erde voller
Nährstoffe steckte.
    Mit jedem Meter in westlicher Richtung breitete sich dann eine
steinerne Wüste aus, die in kahlem, zerklüftetem Bergland
mundete.
    Die Hütte der Finigans stand praktisch auf einer
großen, bewaldeten Fläche, die kreisrund war und Morgan
als »seinen Garten Eden« bezeichnete.
    Hier, abseits jeder menschlichen Siedlung, waren die Finigans mit
sich und der Natur allem.
    »Rocky – komm!«
    Morgan Finigan sagte diese beiden Worte nur leise.
    Der Hund reagierte sofort. Er hob sein rechtes Auge, spitzte die
Ohren, musterte seinen Herrn, der auf die Hütte zukam, sprang
auf und lief ihm entgegen.
    »Geh bei Fuß, Rocky!«
    Der Hund bewegte sich auf gleicher Höhe mit ihm.
    Zuerst ging Morgan Finigan ums Haus. Das winzige Fenster zur
Küche war als Einstieg für einen erwachsenen Mann nicht zu
benutzen. Der bekam höchstens seinen Kopf durch.
    Als Finigan nichts Verdächtiges feststellte, ging er ins
Haus, um den Verdacht seiner Frau nachzuprüfen.
    Der Hund wich nicht von seiner Seite.
    Die Küche war leer.
    Irritiert tauchte Eve Finigan aus dem Korridor hinter ihrem Mann
auf.
    »Da ist nichts, Eve.«
    »Ich hab’ ihn gesehen, Morgan! Ganz
deutlich…«
    »Tut mir leid. Das Dach ist dicht, das Fenster ist zu klein,
und wenn er wirklich hier war, muß er durch einen der nach vorn
liegenden Räume wieder gegangen sein. Aber da hätten wir
ihn sehen und Rocky ihn wittern müssen.«
    Die aschblonde Eve Finigan fuhr sich mit zitternden Fingern
über ihre schweißnasse Stirn. »Ich verstehe das
nicht, Morgan… das ist gespenstig… der Mann war da! Ich
schwöre es dir!«
    Gemeinsam durchsuchten sie das Haus. Keinen Winkel ließen
sie unbeachtet.
    Sie fanden niemand.
    Aus Morgan Finigans Sicht war es auch logisch, daß ihre
Suche ergebnislos blieb.
    Eves Unruhe aber wuchs.
    Den ganzen Tag über wirkte sie eigenartig schweigsam, fuhr
beim geringsten Geräusch zusammen und erschrak vor ihrem eigenen
Schatten.
    Die junge Frau hatte Angst. Plötzlich nicht mehr vor einer
Gefahr, die von außen kam, sondern aus sich selbst heraus.
    War sie krank? War dies der Beginn des Wahnsinns?
    Erst am Spätnachmittag faßte sie sich wieder und bekam
ihre alte und gefestigte Stimmung zurück.
    Vielleicht hatte Morgan doch recht. Möglicherweise hatte sie
ihren eigenen Schatten gesehen und war grundlos erschrocken…
    Es war auch geradezu lächerlich zu glauben, daß jemand
hierher in die Einsamkeit kam und Gelegenheit fand, sich heimlich ins
Haus zu schleichen, während ein scharfer Wachhund auf
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