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Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen

Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen

Titel: Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen
Autoren: Dan Shocker
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hatte
einen Moment das Gefühl, als würde sein Geist
außerhalb seines Körpers über ihm schweben, ihn
erkennen – auslösen! Auslösen, kam die Forderung
seines Unterbewußtseins.
    Und es löste aus.
    Ohne daß jemand Hand an die Sofortbildkamera gelegt
hätte, die gut zweihundert Kilometer von Ullrich Koster entfernt
war.
    Das Medium wußte nichts von dieser Tatsache. Es ließ
nur seine Gedanken wandern auf der Suche nach Hilfe, die dringend
erforderlich war. Für sie alle hier.
    Das Sofortbild schob sich aus dem Schlitz der Kamera.
    Einer wurde Zeuge dieses Vorgangs. Das war Molochos in der Mitte
des Kreises aus roten Manja-Augen.
    Die dunkelgekleidete, hagere Gestalt blickte irritiert
hinüber zur Wand.
    Dort begann das Bild sich langsam zu entwickeln.
    Doch Molochos war zu weit entfernt. Er konnte nicht sehen, welches
Motiv entstand.
    Er versuchte sich zu bewegen. Unendlich lange dauerte es, ehe es
ihm gelang, den rechten Arm in die Höhe zu bringen. Langsam
streckte er ihn aus. Er beabsichtigte, den unsichtbaren Bannkreis zu
durchbrechen und die andere Seite außerhalb des Ringes zu
erreichen.
    Doch wie an einer unsichtbaren Wand blieben seine Finger haften.
Er konnte sie nicht über eine bestimmte Grenze bringen.
    Molochos atmete schnell und schwer. Es schien, als würde ihm
sein Gefängnis zu eng, und plötzlich brach ihm der
Schweiß aus allen Poren.
    Visionen umtanzten ihn. Es waren die Schreckensbilder seines
Lebens, die ihm im Innern dieser unsichtbaren Kuppel nochmal
vorgespielt wurden und denen er sich nicht entziehen konnte. Molochos
erlebte die Geschichte seines Daseins mehrere Male hintereinander von
ihrem jetzigen, vorläufigen Endpunkt bis zurück zu seiner
Geburt, als er auf Xantilon im Haus eines angesehenen, ehrbaren
Bürgers das Licht der Welt erblickte und mit seinem achtzehnten
Lebensjahr entschied, in die Kaste der Priester einzutreten, um ein
heiliger Mann zu werden…
    Zwischen den Visionen, die lebhaft und farbig schillernd vor ihm
abliefen, gab es immer wieder mal lichte Momente, wo er seine
Umgebung begriff und auch das Bild drüben an der Kamera
hängen sah. Es bewegte sich sanft im kühlen Luftzug, der
durch die zerstörte Fensteröffnung drang.
    Genau auf der entgegengesetzten Seite der Ecknische, in der der
Tisch stand, über dem die Kamera hing, den Rücken zugewandt
– saß Björn Hellmark in einem weichen, bequemen
Sessel, hatte die Beine von sich gestreckt und das Schwert des Toten
Gottes quer über den Knien. Björn hielt die Augen
geschlossen. Er war erschöpft und abwesend. Der Kampf mit den
Flugmenschen hatte viel Kraft gekostet.
    Hellmark döste in diesen Minuten leicht vor sich hin und sah
nicht das entwickelte Bild, das an der Sofortbildkamera hing.
    In düsteren Farben zeigte sich eine Reihe von Bahren, auf
denen Menschen lagen, die nur noch ein Schatten ihrer selbst
darstellten. Und einer dieser Menschen war Ullrich Koster…
     
    *
     
    Der Weg von dem kleinen Haus am Rand der Heide zu dem winzigen
Eiland der ›Kahle Fels‹ – bedeutete nur den Weg der
Länge eines Gedankens.
    Er versetzte Macabros nach dort.
    In dem Augenblick, als Björns Doppelkörper
materialisierte, nahm er auch schon die neue Umgebung wahr, und die
Bilder und Geräusche, die Macabros empfing, wurden Inhalt von
Björns Bewußtsein.
    Die Wellen schwappten über das Gestein, auf dem Moos und
Algen wuchsen. Macabros’ Füße wurden von den
anrollenden Wellen umspült.
    Der Blick des Ankömmlings war nach vorn gerichtet.
    Der Fels stieg terrassenförmig auf und bildete eine Kuppel.
Auf dem zerklüfteten Plateau stand ein geflügelter Mensch,
der mit Ketten an den Stein geschmiedet war!
     
    *
     
    Obwohl Macabros’ Ankunft lautlos geschah, entging dem
Gefesselten der wie ein Gespenst Auftauchende nicht.
    Der Geflügelte warf sich herum. Hart klirrten seine Ketten,
an denen er wie ein Besessener zerrte. Er schien daran zu glauben,
sie zerreißen und dann einfach davonfliegen zu können.
    Der Mann dort oben hatte eine muskulöse Gestalt, trug
Stulpenstiefel und an Ober- und Unterarmen breite, bronzefarbene
Ringe, in die mythische Figuren eingearbeitet waren.
    Der Flugmensch auf der Spitze des Felsens wandte Macabros das
Gesicht zu. Die Augen des Gefesselten waren blutunterlaufen. Er hatte
die gleichen dolchartigen Vampirzähne wie jene Gestalten, die an
diesem Abend den Angriff auf das Haus der Kosters
durchführten.
    Macabros bemerkte aber sofort den Unterschied, der zwischen
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