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Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen

Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen

Titel: Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen
Autoren: Dan Shocker
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diesem
Flugmenschen und jenen anderen bestand.
    Die Flügel!
    Sie waren größer und bestanden nicht aus
Schuppen-Federn. Die schienen aus großem, gegerbtem Leder zu
bestehen, die von dicken, fleischigen Rippen gestützt und von
unzähligen, pulsierenden Adern durchzogen waren. Die Schwingen
wirkten trotz ihrer Größe auf ihre Weise
äußerst zerbrechlich und waren halb durchsichtig. Ein
pulsierendes Licht spielte zwischen den beiden
Außenhäuten.
    Macabros fand alles so, wie Molochos es gesagt hatte.
    Er eilte die terrassenförmigen Stufen empor, auf den
Gefesselten zu. »Du bist Prinz Komestos II.«, sagte er, als
sei das selbstverständlich.
    Er war nur noch wenige Schritte von dem Gefangenen entfernt, der
verzweifelt an seinen Ketten riß.
    Doch noch während Macabros dieses Schauspiel beobachtete,
dessen Hintergründe er nicht genau kannte, beobachtete er die
Reaktion auf dem Gesicht seines Gegenübers mit
allergrößter Aufmerksamkeit. Selbst wenn etwas schief
ging, konnte ihm nichts geschehen. Wenn Molochos ihn auf einen Irrweg
geschickt hatte, dann konnte dies nur bedeuten, daß er ihn als
Werkzeug benutzen wollte, um eine Teufelei auszuführen. Doch
leichtfertig würde Macabros nicht handeln.
    Der Vampirmensch mit dem langen, wallenden und schwarzen Haar und
den Flügeln öffnete die Lippen, so daß das blutrote
Gebiß zu sehen war.
    »Ich weiß nicht, wer du bist und woher du kommst«,
tönte es mit dunkler, angenehmer Stimme Macabros entgegen.
»Du bist ein Mensch wie ich. Auch wenn wir aus zwei
verschiedenen Welten kommen. Ich bin hier nur Besucher. Es ist nicht
recht, daß ich hier bin - doch es geschieht nicht freiwillig.
Bist du gekommen, um mir zu helfen oder mich zu töten? Welchen
Lohn hat dir Ustur versprochen?«
    »Ich bin Usturs Feind!«
    »Dann ist es gut. Ich bin Prinz Komestos II., der Herrscher
über die Aanss. Mit Hilfe einiger Verschwörer hat der
Dämon es geschafft, das Tor weiter zu öffnen, als uns lieb
sein kann. Wir haben das Tor in diese Welt seit jeher gut gesichert
und abgeriegelt, daß es zu keiner Begegnung zwischen Mensch und
Aanss kommen kann. Wir wissen, daß wir anders aussehen,
daß sie uns fürchten, obwohl wir guten Willens sind. Doch
es wäre schwierig gewesen, es zu erklären.«
    »Und wieso kommst du in diese Welt und weshalb bist du
angekettet?«
    »In meinem Land bin ich Usturs größter Feind. Sein
Ziel ist es, uns zu blutsaugenden Vampiren zu machen, damit wir
denen, die die Menschen so fürchten, ähnlich sehen. Ustur,
der Unheimliche, ist für meine Welt ein fleischgewordener
Alptraum. Er muß mich beseitigen, um meine Rolle einzunehmen,
um mein Volk zu verführen. Wenn die Aanss nicht mehr den Saft
der Atalpha zu sich nehmen können, um am Leben zu bleiben,
werden sie in Scharen in diese Welt kommen, um Menschen zu Fall zu
bringen. In ihren Augen werden diese Menschen nur Wilde und Barbaren
sein, Feinde Komestos II., den es in Wirklichkeit nicht gibt, weil
ich in dieser Welt den Tod fand. Angekettet an diesen leblosen
Felsen, auf dem ein Teil des Tores sichtbar geworden ist, werde ich
den Hungertod sterben und vergehen wie ein Hauch im Wind.«
    »Von welchem Tor sprichst du, Komestos? Laß’ es
mich sehen…«
    Der Angekettete deutete auf seine Füße. »Es liegt
genau unter mir.«
    Hellmark kam drei Schritte näher, so daß er die
Nähe des Fremden körperlich spürte. Komestos’
Körper haftete ein eigenwilliger, aber nicht unangenehmer Geruch
an.
    Und dann sah Macabros das Tor, von dem der Prinz der Aanss
gesprochen hatte. Es war ein nebelhaftes Gebilde, das sich
schneckenförmig unter seinen Füßen in die Tiefe
bohrte, das jedoch aussah, als wäre es nur von einem
unsichtbaren Projektor dorthin projiziert.
    Die Nebel kreisten in schmalen Schleiern und wurden lautlos in die
Tiefe gesaugt, als befände sich dort unten eine Art
Ventilator.
    Alles befand sich in stetiger Bewegung.
    Diese Entdeckung überraschte Macabros nicht besonders. Sie
war nur ein weiterer Beweis dafür, daß es überall in
dieser Welt in den verschiedensten Formen Tore in andere Dimensionen
und Paralleluniversen gab, in denen Menschen verschwanden, um nie
wieder aufzutauchen. Umgekehrt war es jedoch auch oft so, daß
Fremde hier eindrangen. Die tauchten oft wieder unter oder, wenn man
sie entdeckte, wie Komestos II. zum Beispiel, wußten sie eine
interessante Geschichte zu erzählen.
    Macabros tastete den Boden ab. Er führte seine Hand über
den rauhen, kahlen Felsen, tupfte mit der
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