Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen

Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen

Titel: Macabros 075: Ustur - In den Ketten des Unheimlichen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Farngräsern hingen
geflochtene Matten mit einer Aussparung für die Flügel.
    Als Komestos II. langsam in die Tiefe glitt, konnte Macabros
sehen, daß viele Hängematten belegt waren.
Aanssmänner und -frauen lagen in bequemer Haltung darin, hatten
ihr Gebiß in die schlauchförmig zusammengerollten
Blätter geschlagen und saugten den Saft der Pflanzen. Der war
rot und dickflüssig.
    Die Aanss waren Vegetarier!
    Durch dämonischen Einfluß sollten diese Flugmenschen zu
Blutsaugern umfunktioniert werden.
    Mit den Beinen streifte Komestos II. einen besonders
hochwachsenden Farnbaum, ging im Sturzflug jubelnd auf eine leere
Hängematte herab, hockte sich hinein, ließ Macabros los,
bat ihn, sich festzuhalten, packte dann den grünen,
herabhängenden Pflanzenschlauch und schlug mit einem einzigen
Ruck seine Zähne in das vor Saft strotzende Gebilde.
    »Ah! Das tut gut«, rief er zwischen zwei langen
Schlucken. »Der Saft der Atalpha gibt uns Kraft und Stärke
und erhält unser Leben. Komm’ Freund - probier’s auch!
Er wird dir ebenso gut tun wie mir…«
    Macabros lehnte dankend ab.
    Er blieb insgesamt zwei volle Stunden im Reich der Aanss, lernte
durch Prinz Komestos II. das eigenartige Leben der fliegenden
Menschen kennen. Er begriff ihre Sorgen, Nöte und ihre Angst vor
Ustur, der sich irgendwo auf dieser Welt verbarg, und die fliegenden
Menschen zu Vampiren machte, zu kraftvollen Riesen, gegen die sich in
Zukunft Komestos’ Volk zur Wehr setzen mußte, um nicht
zugrunde zu gehen.
    Prinz Komestos II. begleitete Macabros, seinen Freund, wieder
zurück zum Tor, das die Wächter bewachten. Auf Komestos
Anordnung entfernten sie das Siegel, und die Blende öffnete sich
zur Nebelspirale, die langsam aufwärts drehende Schlieren
zeigte.
    »Leb wohl, Freund«, verabschiedete sich Komestos von
Macabros. »Ich weiß, daß wir einen Sinnes sind.
Vielleicht werden wir auch gemeinsam gegen den gleichen Feind
kämpfen. Ich werde alles daransetzen, das Tor in deine Dimension
weiter geschlossen zu halten. Und wenn du wiederkommen willst, aus
eigenem Antrieb, will ich dir den Schlüssel zu diesem Tor
überreichen…« Mit diesen Worten öffnete er seine
große, rechte Hand. Darin lag ein etwa zehn Zentimeter langer,
gläserner Stab, der geschliffen war wie ein Kristall und sich
nach unten hin verbreiterte wie ein Schlüssel, dessen Bart nicht
eingekerbt war.
    »Dreimal mußt du mit diesem Schlüssel auf den
Felsen klopfen. Er wird aufleuchten wie ein Stern und dir von der
anderen Seite deiner Dimension jederzeit das Tor öffnen, jeder,
der diesen Schlüssel hat und damit umzugehen weiß, ist
dazu imstande. Behüte ihn wohl! Wie deinen
Augapfel…«
    Macabros stieg durch die runde Öffnung, wandte sich noch mal
um und winkte Komestos II. zu, als sich die Blende des
Dimensionstores langsam schloß, kleiner wurde und
schließlich eine glatte, matte Stelle bildete, in der es keinen
Zugang zu geben schien.
    Macabros schwebte in die Höhe. Die Wirbelbewegung zog ihn
langsam nach oben, und wenige Augenblicke später fühlte er
festen Boden unter den Füßen.
    Mattschimmernd sah er die Umrisse der still stehenden Spirale.
    Im Moment seiner Ankunft legte das Motorboot auf der Westseite der
kleinen Felseninsel an.
    Tuckernd erstarb der Motor. Dr. Eglund sah im Sternenlicht die
Gestalt oben auf der Spitze des Eilands.
    Der verbrecherische Parapsychologe verlor keine Sekunde. Er
riß das Gewehr hoch, legte an und drückte ab.
    Zwei-, drei-, viermal jagte er eine Kugel durch den Lauf. Die
Schüsse folgten so dicht hintereinander, daß sie sich
anhörten wie einer. Jede Kugel traf. Sie durchbohrten
Macabros’ Körper, der jedoch nicht fiel.
    Im nächsten Moment tauchte er wie durch Zauberei neben dem
Schützen auf.
    Das Boot schwankte. Dr. Eglund schrie auf wie von Sinnen, verlor
den Halt, taumelte, schlug gegen die Bootswand und kam auf den
Planken zum Sitzen.
    Noch immer hielt er das Gewehr in der Hand. Das wurde ihm zum
Verhängnis. Im Stürzen zog er den Abzugshahn durch. Ein
Schuß krachte. Es war der letzte, den Eglund in seinem Leben
abgab. Die Kugel krachte in das mittlere Sprengstoffpaket…
    Dann war die Hölle los!
    Eine einzige Stichflamme, eine ohrenbetäubende Detonation!
Das Motorboot flog in hundert Stücke auseinander, und Eglund
wurde wie ein welkes Blatt durch die Luft gewirbelt.
    Der Tod kam so schnell, daß der Mann nicht mal mehr dazu
kam, sich über den Lauf des Schicksals Gedanken zu machen.
    Es wäre besser gewesen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher