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Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Titel: Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten
Autoren: Dan Shocker
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gehört…«
    »Was hast du gehört?« Zwischen seinen Augen
entstand eine steile Falte, ein untrügliches Zeichen dafür,
daß er langsam ungeduldig wurde. Alfredo Santieno konnte eine
ganze Menge ertragen. Seine Geduld war allgemein bekannt. Aber nun
schien es, als ob das Verhalten seiner Frau ihm doch auf die Nerven
ging.
    Er atmete tief durch.
    »Als ob jemand leise wimmere, als ob er… leide,
Alfredo.«
    Sie umklammerte seinen kräftigen Oberarm mit beiden
Händen. Alfredo Santieno sah seine Frau mit einem
merkwürdigen Blick von der Seite her an, ein Blick, den sie
nicht bemerkte.
    Er wollte etwas sagen, aber Olivia kam ihm zuvor.
    »Findest du denn das nicht auch seltsam«, sagte sie
unvermittelt, in der Absicht, ihr Mann wäre ihren
Gedankengängen gefolgt.
    »Was sollte ich seltsam finden, Liebes?«
    »Ich habe dich gerufen. Sehr laut… warum hat Mister
Greenich nicht geantwortet?«
    »Weil du nicht Mister Greenich, sondern mich gerufen
hast…«
    »Aber mein Schrei klang ängstlich,
Alfredo…«
    Er nickte nur.
    »Da mußte er doch annehmen, daß hier irgend etwas
vorgeht, daß ich Hilfe brauche«, fuhr sie leise fort.
    Ehe er es verhindern konnte, rief sie lautstark nach dem Gast.
    »Mister Greenich… Mister Greenich…
iiccchhh!«
    Ihre helle Stimme hallte durch die Nacht. Egal, wo Greenich sich
jetzt auch im Park aufhielt: dieser Ruf würde ihn überall
erreichen…
    Doch der Ruf verhallte, Olivia und Alfredo Santieno lauschten.
Beide warteten auf eine Antwort. Die erfolgte aber nicht.
    »Alfredo«, wisperte Olivia entsetzt. Das klägliche
Wimmern, das sie vor wenigen Augenblicken noch gehört hatte, lag
noch immer in ihren Ohren. »Da ist etwas
passiert…«
    »Was ist nur los mit dir, Olivia? Warum denkst du immer
gleich an etwas Schlimmes?«
    »Es ist diese Nacht. Es liegt etwas in der Luft, ich
fühle es. Ich kann dir nicht sagen, was es ist und warum es so
ist… ich habe keine Erklärung dafür. Was ist nur los?
Was hat sich verändert? Alfredo – der Schatten… damit
hat es angefangen. Was für eine Bedeutung hat der Schatten, und
wo kommt er her? Warum hat Greenich nicht auf meinen Ruf
geantwortet?«
    Der Makler war froh, daß seine Frau diese Frage
anhängte und ihm damit die Möglichkeit zu einer
vernünftigen Antwort gab. Auf ihre anderen Fragen vorher
hätte er nicht zu antworten vermocht.
    »Greenich hatte einiges getrunken. Das sieht man ihm nicht so
an. Er kann sich hervorragend beherrschen. Ich nehme an, daß er
bis zur ersten Bank gekommen ist, sich dort hingesetzt hat und dann
einfach eingeschlafen ist…« Er lachte. »Und einer der
schläft, sündigt bekannt nicht nur nicht – er kann
auch auf Rufe keine Antwort geben.«
    Alfredo drückte seine Frau an sich und hauchte einen
Kuß auf ihr schwarzes Haar.
    »Hoffentlich hast du recht.«
    Sie gingen weiter in den nächtlichen Park hinein. Vereinzelt
sorgten ein paar abseits stehende Laternen zwischen den
Sträuchern und am Wegrand dafür, daß man sich
zurechtfand. Sie schlugen den Weg ein, den Greenich vorhin gegangen
war, und brauchten nicht lange zu suchen. Schon von weitem sahen sie
ihn. Er lag auf dem Boden, mitten auf dem Weg.
    »Oh, mein Gott!« entfuhr es der bleichen Frau.
    Der Makler hielt das Gewehr in Hüfthöhe, als sie sich
der reglosen Gestalt näherten.
    Greenich hatte noch seinen Ast in der Hand.
    »Er wird bewußtlos geworden sein«, sagte Santieno
und bemühte sich, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu
geben.
    Er ging neben Greenich in die Hocke. Ein erster, prüfender
Blick! Da gab es keine Verletzung. Weder eine im Gesicht, noch am
Kopf. Greenich war demnach nicht niedergeschlagen worden.
    Ein Schuß war auch nicht gefallen, und Greenich wies auch
keine Stichverletzung auf.
    Santieno legte das Ohr auf die Brust des Mannes und tastete nach
seinem Puls.
    »Aber… das kann… doch nicht sein… das gibt es
doch nicht!« sagte Santieno tonlos. Er wirkte erschrocken. Sein
Blick begegnete dem seiner Frau. »Er – ist tot, Olivia!
Mister Greenichs Herz steht still, er atmet nicht mehr!«
     
    *
     
    Henry Fisher riß beide Arme hoch.
    Drei Sekunden lang war er wie im Bann des Geschehens, jetzt machte
er sich frei von dem Grauen, das ihn lähmte.
    Er ließ beide Hände herabsausen auf die Unterarme
seines Gegners und meinte, auf Schaumgummi zu kommen. Sein Schlag
federte förmlich ab.
    Wie Schraubstöcke legten sich die Finger des Angreifers um
seinen Hals. Frank Holesh stand zwei Meter weiter hinten und
hätte ihn
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