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Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Titel: Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten
Autoren: Dan Shocker
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angeboten werden.
    Der Fahrer hielt das Lenkrad fest umspannt und pfiff leise die
Melodie mit, die aus dem Lautsprecher des Autoradios drang. Es
handelte sich dabei um einen alten Titel der Beatles:
»Yesterday«, und Fisher wurde unwillkürlich daran
erinnert, wie er vor fünfzehn Jahren noch wie ein Wilder nach
diesen Klängen getanzt hatte.
    Wie doch die Zeit verging! Manchmal war einfach nicht zu fassen,
daß man schon selbst bald zum alten Eisen
gehörte…
    Fisher fuhr sich durch das Haar.
    Die nächtliche Straße war kaum befahren. Zügig kam
er vorwärts.
    Er passierte ein Schild, das auf eine Raststätte hinwies, die
noch runde fünfzehn Meilen von seinem augenblicklichen Standort
entfernt lag.
    Als er die Abfahrt erreichte, entschloß er sich, dort eine
Pause einzulegen, eine Cola zu trinken und eine Kleinigkeit zu
essen.
    Er stellte das schwere Fahrzeug abseits in der Dunkelheit am
äußersten Parkstreifen ab und stieg dann aus. Er sicherte
die Türen, überprüfte noch mal den Verschluß der
Laderäume und zündete sich eine Zigarette an. Langsam ging
er zu dem hellerleuchteten Restaurant. Auf dem Parkplatz standen
einige LKW. Er würde bestimmt Bekannte treffen. Genauso war
es.
    So blieb er länger, als er sich ursprünglich vorgenommen
hatte.
    Dann kehrte er zu dem geparkten LKW zurück.
    Gerade als er die Tür zum Führerhaus aufschloß und
einsteigen wollte, trat hinter dem Fahrzeug eine Gestalt hervor.
    Sie war dunkel gekleidet und hob sich in der Finsternis kaum von
der Umgebung ab.
    »Guten Abend, Fisher«, sagte eine kalte,
unpersönlich klingende Stimme.
    Der Fernfahrer fuhr zusammen. Er erkannte diese Stimme sofort
wieder. Wenn man erlebt hatte, was ihm kürzlich passierte dann
konnte man diese Stimme einfach nicht vergessen.
    Henry Fisher warf den Kopf herum.
    Da stand der Mann, von dem er wünschte, daß er ihn nie
wiedergesehen hätte.
    Der aus der Dunkelheit wie ein Geist Aufgetauchte verzog
spöttisch die Lippen. »Ich hatte Sie gewarnt. Ich habe
Ihnen eine Chance gegeben, weiterzuleben. Sie haben diese Chance
nicht genutzt.«
    In den Augen seines Gegenüber las Fisher seinen Tod. Der
Mann, der vor ihm stand, war niemand anders als Frank Holesh, ein
enger Vertrauter Richard Patricks, der sein Leben, seinen Geist und
seine Seele Molochos überlassen hatte, um ein reiches und
bequemes Leben zu führen.
    Holesh verfügte über dämonische Kräfte, und
Henry Fisher erbleichte, als er sah, wie der unheimliche
nächtliche Gast, der ihm hier in der Abgeschiedenheit auflauerte
und damit genau seine Wege verfolgt hatte, seine Drohung
wahrmachte.
    Holeshs beide Arme wuchsen!
    Sie schoben sich schlangengleich, teleskopartig aus seinem
Körper. Die Ärmel seiner Jacke waren viel zu kurz, und aus
diesen Ärmeln begannen die nackten Arme zu sprießen wie
wucherndes Gewächs.
    Die Hände stießen blitzschnell vor, und noch ehe der
wie hypnotisierte Fisher zu einer Abwehrbewegung kam, noch ehe er
begriff, wie ihm geschah, umklammerten die nervigen Finger seinen
Hals und drückten zu.
    Die Finger waren eiskalt und blutleer – wie die einer
Leiche!
     
    *
     
    Sie benutzten den Pfad, der an dem künstlichen Bach
entlangführte.
    Der Park war traumhaft schön, ausgestattet mit lauschigen
Fleckchen, wo Teiche angelegt worden waren und weiße,
verschnörkelte Eisenbänke den Spaziergänger zur Rast
einluden.
    Die Villa stand im vorderen Drittel dieses Parks, und von der
Straße aus konnte man nicht sehen, wie groß dieses
herrlich gelegene Grundstück wirklich war.
    Mitten in dem am dichtesten bepflanzten Teil des Geländes
befanden sich die Reste einer Ruine, die niemand an dieser Stelle
vermutete.
    Hier stand ein uraltes Gemäuer, versehen mit einem fast
völlig erhaltenen eckigen Turm und einem burgähnlichen
Anbau. Es handelte sich um die Reste eines aus Schottland stammenden
Castles. Der Vorbesitzer des Anwesens und der Villa hier in Miami war
ein Narr alter Schlösser und Burgen gewesen, hatte viele Reisen
nach Europa unternommen und alle Plätze aufgesucht, die ihn
interessierten. In Schottland ersteigerte er die Wind und Wetter
ausgesetzte Burg, ließ sie Stein für Stein abtragen und in
seinem Park in Miami originalgetreu wieder errichten.
    In dem Castle gab es unheimliche Kellergewölbe und
maßstabgerecht eingerichtete Säle und Kammern, die
benutzbar waren. Der Millionär, der vor drei Jahren an
Herzversagen starb und nur eine kranke Tochter zurückließ,
die geistesgestört in einem Pflegeheim ihr
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