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Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Titel: Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten
Autoren: Dan Shocker
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der
Anflug des Spotts war unüberhörbar, der mit ihr
schwang.
    Hinter und über der Schönen wirbelten die Schatten,
deren Nähe sie wie die Gegenwart der Fremden beinahe
körperlich spürte. Und die Schatten verschmolzen
ineinander, streiften an der Wand herab – und schienen auf dem
Weg nach unten eine feste Gestalt anzunehmen. An der Seite, links
neben der Fremden an der Wand, wuchs etwas nach außen. Es
wirkte länglich und doch massig, bestand aus Schatten, die sich
mehr und mehr verdichteten. Aus dem gasförmigen Etwas –
wurde etwas Festes. Hart und undurchdringlich wie Stein.
    Aber diese sich verfestigenden Schatten verdichteten sich zu einem
gedrungenen Oberkörper einer gewaltigen echsenförmigen
Monstrosität, die in der Wand zu hocken schien und deren riesige
Augen gierig und bösartig funkelten und deren Maul sich weit
öffnete, nicht um zuzuschnappen, sondern um höhnisch und
abgründig zu lachen, als würde sie hier einen Sieg
erringen, den ein Außenstehender nicht begreifen konnte.
    »Neeeeeiiiiinnn!« Olivia Santieno schrie, wie noch nie
zuvor in ihrem Leben.
    Sie wirbelte herum. Alles in ihrem Körper war auf Abwehr und
Widerstand eingerichtet. Sie ließ die Fackel fallen und schrie
weiter wie von Sinnen, daß es schauerlich und grausam durch das
alte Gewölbe hallte, in dem Schatten, Geister und Monstren sich
ein Stelldichein gaben.
     
    *
     
    Seit Stunden wartete man auf eine Nachricht Pete Longs. Fred Nail
faßte sich in Geduld.
    Björn Hellmark aber verschaffte sich Gewißheit,
getrieben von der Furcht, daß Long vielleicht etwas entdeckte,
das ihm zum Schicksal wurde.
    Er ließ Macabros entstehen, während er das
Gespräch mit Nail weiterführte. Fred Nail ahnte nicht,
daß sein Besucher in diesen Sekunden gleichzeitig an zwei
verschiedenen Orten agierte.
    Macabros materialisierte im Park der Santienos.
    Regen. Rauschen in den Wipfeln des alten Baumbestandes… Ein
markerschütternder Schrei, der in höchster Todesnot
ausgestoßen wurde.
    Macabros versetzte sich in die Richtung des Schreis. Seine
Umgebung erlosch, und eine neue breitete sich um ihn aus.
    Ein Gewölbe, erfüllt von Schatten, einem aus der Wand
ragenden Ungeheuer, das dort festgeklemmt zu sein schien, einer
blonden, fremden Frau mit üppigen Formen, der dunkelhaarigen
Chilenin, die vor Angst und Entsetzen dem Wahnsinn nahe war.
    Die Schatten waren hier versammelt!
    Wenn die Überlieferung der großen mündlichen
»Tarka« stimmte, dann konnten sie an diesem Versammlungsort
gebannt werden, wenn…
    Macabros reagierte einfach, ohne lange zu überlegen.
    »H-a-o-p-h-y-l-k-o-n-t-r-o-m-t-e-t-c-o-i-l-a-k-!«
brüllte er, gleichzeitig Olivia Santieno nach vorn
reißend, um sich aus dem Zugriff des Schattens zu bringen, der
sich in dieser Sekunde über sie stülpen wollte.
    Alles ereignete sich lautlos und in gespenstischer
Geschwindigkeit.
    Die blonde Frau, die – wie Macabros richtig vermutete –
aus der Erinnerung der Pilze, die auch die Schatten waren, erzeugt
worden war, verschwand zuerst. An ihrer Stelle stieg ein
unförmiger Schatten in die Höhe.
    Und die Schatten selbst wurden in der gleichen Sekunde, als der
Name des Schattenfürsten lautstark gerufen wurde, zu flachen
Gebilden, die wie farblose, aufgesetzte Bilder an den kahlen
Wänden, der Decke und sogar am Boden haften blieben. Sie
bewegten sich nicht mehr und waren gebannt.
    Der halbe Leib des Monstrums, der aus der Wand ragte, wirkte wie
eine unheimliche Götzenstatue aus einer anderen Welt, blieb
erhalten, und es war Macabros, als würden die
schneckenförmig ineinandergedrehten Augen ihn bösartig und
haßerfüllt anblicken, als würde der matte Glanz
dieser Augen noch erhalten bleiben.
    Olivia Santieno fiel halb bewußtlos in seine Arme und konnte
noch mit schwacher Stimme flüstern: »Wer sind… Sie?
Woher kommen Sie?«
    Er nannte ihr seinen Namen und sprach mit ruhiger und beruhigender
Stimme.
    »Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, Madame. Es ist alles
gut.«
    Er hielt sie auf den Armen und ihr Herzschlag beruhigte sich.
    Die Schatten waren nicht mehr wirksam.
    Macabros brachte Olivia Santieno ins Haus zurück. Auf dem Weg
nach dort redete die Frau unaufhörlich, als müßte sie
das loswerden, was sie beschäftigte und bedrückte.
    Auf diese Weise erfuhr Macabros, daß vor zwei Tagen bereits
die ersten Einflüsse der menschenfressenden Schatten
spürbar wurden. Dies mußte der Zeitpunkt gewesen sein, als
Mysterion, der Seelenfänger, in den Felsentunnel
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