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Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Titel: Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten
Autoren: Dan Shocker
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Greenich
aus dem Zimmer hinter ihnen, in beiden Händen die gefüllten
Gläser.
    »Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte er lachend.
Seine Augen glänzten hinter der randlosen Brille. Greenich war
nicht mehr ganz standfest. »Ich habe mir gedacht, mein lieber
Santieno: ich bringe Ihnen schnell Ihren Drink, den Sie sich
eingeschenkt haben. Er wird sonst warm, das Eis ist schon fast
geschmolzen.«
    Er streckte die Hand mit Santienos Glas aus.
    Der Makler winkte ab. »Später, Greenich«, sagte er
einsilbig.
    »Ist was? Sie haben da eben etwas gesagt von nachsehen…
ich hab’s zufällig mitbekommen, Señor
Santieno…«
    Der Makler zuckte die Achseln. »Es scheint sich jemand im
Park aufzuhalten.« Mit diesen Worten eilte er ins Haus und
kehrte einen Augenblick später wieder zurück. Bewaffnet mit
einem Gewehr, das er entsicherte.
    Greenich zog die dünnen Augenbrauen in die Höhe.
    »Das hab’ ich nicht gewußt, entschuldigen Sie! Ein
Einbrecher?«
    »Wir wissen es nicht«, entgegnete der Makler.
    Greenich stellte die Gläser auf der Balkonbrüstung ab.
»Wenn Sie erlauben, werde ich Sie selbstverständlich
begleiten. Vielleicht ist es auch nur einer Ihrer Gäste, der
sich im Park verlaufen hat.«
    »Auch das ist möglich.« Santieno sagte nichts von
den Wahrnehmungen seiner Frau. Er wandte sich Olivia zu.
»Geh’ ins Haus, Liebste! Bleib’ nicht hier auf dem
Balkon!« Er sprach sehr leise, aber da Greenich so nahe war,
entging diesem die Bemerkung nicht.
    Olivia schüttelte den Kopf. »Das bring’ ich nicht
fertig, Alfredo. Allein in dem großen Haus…«
    Santienos Gesicht wurde steinern wie eine Maske. Er erkannte seine
Frau nicht wieder. Olivia hatte – Angst?
    Er sagte nichts und nickte nur.
    Vom Balkon aus führte eine freitragende Treppe in den Garten.
Der Weg ging an gepflegten Rosenbeeten entlang. Santieno war ein
Freund dieser Blumen und begeisterter Züchter. Insgesamt gab es
in seinem Garten über dreihundert Rosensorten mit den
exotischsten Namen. Darunter befanden sich einige Kreuzungen und
Züchtungen, die er selbst gemacht hatte. Eine Rose hieß
»Olivia«, und ihre Farbe war von einem zarten, samtenen
braunroten Ton, der Ähnlichkeit mit der Hautfarbe seiner Frau
besaß.
    Der Hauptpfad gabelte sich. Greenich machte von sich aus den
Vorschlag, in die andere Richtung zu gehen, um die Suche
abzukürzen.
    »Vielleicht kommen wir so schneller zu einem Erfolg«,
lächelte er. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen nahm er
den Vorfall offensichtlich nicht so ernst.
    Er bückte sich und hob einen Ast vom Rasen auf, befreite ihn
von kleinen Zweigen und schüttelte ihn wie eine Keule. Er
lachte. »Ist nicht besonders stark das Ästchen, aber wenn
mir der Kerl über den Weg läuft, wird es ausreichen, ihm
eins damit über den Schädel zu ziehen. Wenn ich rufe, ist
es am besten, wenn Sie gleich loslaufen. Wer weiß, wie lange
ich ihn festhalten kann.«
    Er ging in entgegengesetzter Richtung davon und tauchte in der
Dunkelheit unter.
    Olivia und Alfredo Santieno blickten sich aufmerksam um,
kontrollierten vor allem die dicht stehenden Sträucher und
Büsche und achteten auf jedes Geräusch.
    Aber Schatten machten keine Geräusche!
    Und ein Schatten war da…
    Er schwebte wie ein Nebelstreif, dunkel und bedrohlich über
den Blumenbeeten und richtete sich in dem Moment auf wie eine
Gestalt, als Mister Greenich des Weges kam.
    Greenich stutzte, als das dunkle Etwas auf ihn zuglitt.
    Schwarz und riesig – wie eine Hand…
    Er wich zurück. Narrten ihn seine Sinne? Hatte er etwa zuviel
getrunken?
    Der Schatten war direkt über ihm, und wie eine riesige Hand
senkte sich etwas auf ihn herab.
    Greenichs Augen weiteten sich voller Entsetzen. Er riß die
Arme hoch, und sein Mund öffnete sich zum Schrei.
    Aber den konnte er nicht mehr ausstoßen.
    Wie ein Mantel senkte sich der Schatten auf ihn und hüllte
ihn völlig ein.
    Ein dumpfes, bedrohliches Knurren lag in der Luft, als ob eine
Raubkatze ihn anfauchte.
    Die Schattenhand drückte ihn herab, und Greenich fiel zu
Boden.
     
    *
     
    Über die nächtliche Schnellstraße fuhr ein
schwerer LKW mit Anhänger. In dem Transporter war eine
große Sendung Frischfleisch verfrachtet.
    Henry Fisher, der zweiundvierzigjährige Verkaufsfahrer, hatte
von seiner Firma den Auftrag, die Sendung noch in der Nacht an Ort
und Stelle zu bringen. Das Fleisch sollte von einem Vertrieb in den
frühen Morgenstunden verschiedenen Supermärkten und
Großhandlungen in Miami zum Verkauf
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