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Macabros 046: Blutsiegel des Molochos

Macabros 046: Blutsiegel des Molochos

Titel: Macabros 046: Blutsiegel des Molochos
Autoren: Dan Shocker
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So etwas gibt es nicht!« entfuhr es dem
Arzt.
    Chaster Morgan atmete tiefer, sein Gesicht nahm Farbe an.
    »Er hat die Krise überwunden!« Die Krankenschwester
lächelte.
    Sie und Dr. Shank ahnten nicht, was sich in diesen Sekunden
wirklich abgespielt hatte.
    Die ganze Kraft und Energie eines anderen Körpers wirkte wie
ein Schock auf den Organismus des AD-Inspektors.
    Morgan schlug die Augen auf. Die dunkelbraunen Pupillen zeigten
Glanz.
    »Nun, Doc? Wie sieht es aus?« Morgans Stimme klang voll
und dunkel und sympathisch.
    »Ich kann’s nicht fassen, Morgan. Aber Sie haben’s
geschafft. – Wie fühlen Sie sich?«
    »Ausgezeichnet, Doc.«
    So ganz überzeugt von dieser Mitteilung aber war Shank
offenbar nicht. Er spielte sämtliche Reaktionstests durch, die
seiner Meinung nach dem Zustand des Kranken jetzt zuzumuten waren.
Die Werte zeigten fast optimale Einstellungen.
    Der Kreislauf war stabil, die Herzleistung stimmte, das EKG und
die Hirnstromkurven waren in Ordnung.
    Die Strahlung, die mehrere Besatzungsmitglieder einer Raumeskorte
in Sektor M3 abbekommen hatten, war bis zur Stunde ebenso
geheimnisvoll wieder zusammengebrochen wie man sie festgestellt
hatte.
    Chaster Morgan war dabei aus unerfindlichen Gründen am
stärksten in Mitleidenschaft gezogen worden.
    Während seine Kameraden nach einer eingehenden ambulanten
Untersuchung wieder entlassen werden konnten, war Morgan in
äußerst geschwächtem Zustand eingeliefert worden.
    Seine Organe arbeiteten mit Mindestleistung, das Steuerzentrum in
seinem Hirn spielte verrückt.
    Dabei war Chaster Morgan keine Mimose. In der AD-Abteilung der
Vereinten Nationen der Erde war sein Name bekannt wie ein bunter
Hund. Morgan war als Abwehragent beliebt und gefürchtet. Je
nachdem von welcher Seite man das sah. Chaster Morgan war ein
Draufgänger, der Tod und Teufel nicht fürchtete, der das
Recht über alles stellte und dem man seine Gefährlichkeit
nicht ansah. Morgan war dort ein Freund, wo man es erwartete –
aber er war unerbittlich seinen Feinden gegenüber.
    Morgan reckte sich. »Sie sehen mich an, als wäre ich dem
Sensenmann von der Sense gesprungen, Doc«, meinte er. »Ich
fühl’ mich, als könnte ich Bäume
ausreißen.«
    »Genauso sehen Sie auch aus. Bei Ihnen hat das, was Ihre
Kameraden innerhalb von Sekunden oder Minuten abschüttelten aus
irgendeinem unerfindlichen Grund eine Woche gedauert. Wahrscheinlich
wird diese geheimnisvolle Strahlenkrankheit für uns alle
für immer ein Rätsel bleiben…«
    Damit traf er den Nagel auf den Kopf.
     
    *
     
    Die Untersuchungen bestätigten Dr. Shanks Vermutung: Chaster
Morgan war kerngesund. Irgendein autogener Faktor hatte den
Gesundungsprozeß ausgelöst.
    Morgan wollte so schnell wie möglich aus dem Krankenhaus
entlassen werden.
    »Dafür haben wir volles Verständnis, Mister
Morgan«, ließ Shank ihn wissen. »Und den Wunsch
erfüllen wir Ihnen auch. Einen Tag aber sollten Sie noch bei uns
bleiben. Darauf bestehe ich. Ich will sehen, ob die letzten
Untersuchungswerte stabil bleiben. Eine reine
Routineangelegenheit.«
    Chaster Morgan warf einen Blick auf die vollautomatische
Kalenderweltuhr an der Wand.
    Sie zeigte den – 17. April 2318!
    Björn Hellmark war durch das Blutsiegel des Molochos in die
Zukunft der Erde geschleudert worden…
     
    *
     
    Aber davon wußte er nichts, davon ahnte auch Chaster Morgan
nichts.
    Der AD-Inspektor war nicht mehr der alte, als man ihn
entließ, als er von seinen Freunden – allen voran der
kugelrunde Frankie Lane, Morgans treuster Freund und Begleiter auf
den meisten Patrouillenflügen – abgeholt wurde.
    Es gab ein feuchtfröhliches Wiedersehen mit den Kameraden,
Freunden und Freundinnen.
    Daß Chaster Morgan verändert war, sah ihm niemand an.
Das merkte Morgan selbst nicht mal. Genaugenommen war es auch keine
Veränderung. Ein fremder Mensch, ein fremder Geist war in ihm
aufgegangen – Morgan hatte den Fremden völlig absorbiert.
Er war ein Teil seines Leibes, ein Teil seines Ichs geworden.
    Aber das fremde Ich registrierte er nicht.
    Chaster Morgan sah aus wie immer, sprach wie immer und bewegte
sich wie eh und je. Er war zu Scherzen aufgelegt und befand sich in
bester Stimmung. Auch in seiner Psyche gab es nichts, was man als
›anders‹ oder ›fremd‹ hätte bezeichnen
können.
    So war das für Chaster Morgan.
    Wie empfand Björn Hellmark?
    Er merkte, daß er existierte. Aber er kam sich vor wie in
einem Traum.
    Von seiner wahren Herkunft, von seinem alten
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