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Macabros 046: Blutsiegel des Molochos

Macabros 046: Blutsiegel des Molochos

Titel: Macabros 046: Blutsiegel des Molochos
Autoren: Dan Shocker
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durch die
Decke in den fremden Raum zu kommen.
    Es war kein Schlaf-, sondern ein Krankenzimmer.
    Im Bett lag jemand. Ein Mann. Er hielt die Augen geschlossen. Sein
Gesicht war markant geschnitten. Ein kräftiges, Energie
verratendes Kinn, braune, kurzgeschnittene Haare, starke Augenbrauen,
die fast schwarz waren.
    Am Bett standen eine Schwester und ein Arzt.
    Björn jedenfalls glaubte, daß es sich um Schwester und
Arzt handelte. Er trug einen weißen Kittel, sie ein
weißes Kleid, ein keß sitzendes Häubchen, unter dem
die Fülle des schwarzen Haares zusammengehalten wurde.
    Auf dem flachen Tisch links neben dem Bett lag ein Buch – der
Tisch rechts neben dem Lager war mehr eine moderne Schalttafel mit
einem Tabellenfeld, auf dem verschiedenfarbige Felder
glühten.
    Der Arzt machte ein bedenkliches Gesicht.
    »Es sieht nicht gut aus«, murmelte er kaum hörbar,
»die Pulsfrequenz ist weiter gesungen. Der Körper nimmt die
Substanzen einfach nicht an.«
    »Er war der Strahlung zu lange ausgesetzt«, bemerkte die
Krankenschwester.
    Der Doc nickte. »Nur das ist eine Erklärung. Die
anderen, die in den Strahlengürtel gerieten, haben es ohne
jegliche Nebenwirkung überstanden. Wir haben keine Reaktionen
erfassen können. Warum ausgerechnet bei ihm…« Dr.
Shank sagte sich, daß jeder Organismus anders geschaffen war
und dementsprechend auch anders reagierte. Nur das noch ließ
eine Erklärung zu.
    Der Arzt sah, daß ein rotes Kontrollicht aufflackerte. Im
gleichen Augenblick öffnete sich ein fingerbreiter Spalt in dem
beleuchteten Tisch rechts neben dem Bett und eine Injektionsnadel,
die mit einem biegsamen Schlauch verbunden war, schob sich lautlos
hervor.
    Dr. Shank griff danach. Der Computer hatte entschieden, Chaster
Morgan eine neue Injektion zu verabreichen, um die Werte nicht noch
weiter absinken zu lassen. Der Mechanismus konnte so eingeregelt
werden, daß der Computer eine Dauerkanüle mit Medikamenten
beschickte, aber hier hatte sich Dr. Shank nicht für diese
Möglichkeit entschieden.
    Bei diesem Patienten kam es darauf an, von Fall zu Fall zu
entscheiden.
    Er nahm den Schlauch, und die Schwester legte den Arm des Kranken
frei. Dr. Shank führte die Nadel nur in die Haut des Unterarms
ein. Die Menge des abgegebenen Präparates bestimmte der auf die
organischen Bedürfnisse des Kranken eingestellte Computer.
    Das rote Licht an der Tafel erlosch, und der Arzt löste
langsam die Nadel aus dem muskulösen Unterarm.
    Hellmark konnte das alles mit erschreckender Deutlichkeit
überblicken.
    Er kam herab, konnte nichts gegen die Abwärtsbewegung
unternehmen und wunderte sich, weshalb keiner der Anwesenden auf ihn
aufmerksam wurde!
    Die reagierten überhaupt nicht!
    Bestand er nicht mehr aus Fleisch und Blut? Hatten der Kontakt
oder die Passage des Blutsiegels des Molochos seine
ursprüngliche atomare Struktur verändert?
    Er hing jetzt direkt unter der Decke, genau vor den Augen der
beiden Menschen, die am Bett standen.
    Die aber kümmerten sich gar nicht um ihn!
    Und während Hellmark an seinem wie unter einer Presse
liegenden Leib herabschaute, wurde ihm gewahr, daß er
außer der Dämonenmaske und dem Schwert des Toten Gottes,
die nach dem Angriff Ontar Muolls in einer Felsenhöhle der
Grauen Riesen zurückblieben, noch mehr verloren hatte.
    Der Lederbeutel, der beim Sturz in den Schacht noch an seinem
Gürtel befestigt war, fehlte!
    In ihm befanden sich die Trophäen, mit deren Hilfe er sich
doch noch eine Chance ausgerechnet hatte.
    Mit dem Beutel waren verschwunden das verkorkte Fläschchen
mit dem Trank der Siaris und die drei in ein Samttuch eingeschlagenen
Augen des Schwarzen Manja.
    Hatte er sie auf dem Weg zum Blutsiegel verloren – oder
direkt im Augenblick des Eintauchens?
    Es blieb ihm keine Zeit mehr, darüber Überlegungen
anzustellen.
    Er schlug und trat um sich, als könne er damit dem Sog nach
unten entkommen. Aber dieser fremde Körper im Bett zog ihn an
wie ein Magnet.
    Atmen konnte Hellmark noch immer nicht. Er hatte das Gefühl,
jetzt müßten ihm die Lungen platzen.
    Er wurde von dem anderen Körper aufgesogen wie die schlechte
Luft von einem Ventilator.
    Björn Hellmark ging vollkommen ein in den fremden Organismus
– und im gleichen Augenblick verlor er seine Identität.
     
    *
     
    In dieser Sekunde flackerte die ganze Reihe der farbigen Lichter
auf dem computergesteuerten Tischfeld auf.
    Dr. Shank und die Krankenschwester fuhren zusammen wie unter einer
kalten Dusche.
    »Unmöglich!
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