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Macabros 046: Blutsiegel des Molochos

Macabros 046: Blutsiegel des Molochos

Titel: Macabros 046: Blutsiegel des Molochos
Autoren: Dan Shocker
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fremden Welt schälten
sich Bilder. Er sah Dämonen zur Welt kommen, erblickte
monsterhafte Geschöpfe, die sich wie ein Hagelschauer auf fremde
Häuser und Hütten niederließen, die Dächer und
Wände durchbrachen, ohne sie zu beschädigen.
    Gesichter von Menschen aus allen Zeiten… Gesichter fremder
Wesen von anderen Sternen, die nie eines Menschen Fuß betreten
hatten.
    Die verwirrenden und wilden Szenen auf dem Blutsiegel erwachten in
diesen Sekunden für ihn zu einem schrecklichen Leben, wie
Traumgestalten, die ein Zauberspruch weckte.
    Die Bestien tauchten aus dem Siegel empor wie aus einem brackigen,
blutigen See. Lange Arme reckten sich Hellmark entgegen, ohne ihn zu
berühren. Furchtbar anzusehende Vögel umschwirrten ihn,
Helden mit geflügelten Helmen kämpften gegen Monster, die
schreiende irdische Frauen entführten.
    Dieser Wirrwarr von Geräuschen und Eindrücken war kaum
zu ertragen. Hellmark zog die Arme an seinen Körper und hielt
sich die Ohren zu. Das nützte nichts. Die Geräusche und der
Gesang der Geisterstimmen, die sich anhörten, als würden
hohle Knochen aneinandergeschlagen, blieben. Die drangen durch seine
Poren und erfüllten seinen Körper wie eine Flut, die ihn
mehr und mehr mit sich riß.
    Er mußte an Dr. Henry Herold denken, der ebenfalls in diesen
Schacht gestürzt war.
    Und er mußte an die gurgelnde Stimme des sterbenden Ontar
Muoll denken, der ihm noch zugerufen hatte, was ihn im Blutsiegel in
etwa erwartete.
    Es kam ganz darauf an, welchen Teil des Siegels er erreichte
– das entschied Ort und Zeit…
    Zu dem Grauen, das er beobachten konnte, zu den vielen tausend
Bildern, die blitzartig in sein Bewußtsein drangen, die er gar
nicht übersehen und erst recht nicht behalten konnte, kam etwas
Neues.
    Was da geschah, passierte mit einer Langsamkeit, daß es ihm
einfach nicht entging.
    Das Siegel richtete sich auf! Nein! Es wurde – emporgehoben
und ihm entgegengestreckt!
    Zwei riesige, knochige Hände hielten das Siegel umfaßt,
in dem sich wie in einem spiegelnden See die gespenstischsten Szenen
abspielten. Die dort agierenden Gestalten waren scharf
herausgebildet, lebten, atmeten, schrien, knurrten, grunzten und
quiekten…
    Für einen Moment war es Hellmark, als würde das Siegel
des Molochos aus einer tiefen Ferne ihm entgegengeschoben. Er sah das
Siegel für eine ganz kurze Zeit klein und überblickte die
schartigen, ausgebrochenen Ränder, die tiefen Risse und
Einschnitte, die das Alter und die Brüchigkeit des Siegels unter
Beweis stellten.
    Rund um den morschen Rand, rund um die beiden schwebenden
Hände, die ohne jeglichen Kontakt zu einem Körper waren,
breitete sich die endlose Weite eines sternenlosen, erloschenen
Universums aus.
    Dann wurde das Siegel größer, aber nur langsam. Alles
war auf schreckliche Weise verlangsamt, und Hellmark kam es vor, als
wäre er bereits seit Ewigkeiten unterwegs, ehe er jetzt dieses
letzte, entscheidende Stadium des Unheils und der Ungewißheit
erreichte.
    Jetzt füllte das Siegel sein ganzes Blickfeld. Nun war die
Schwärze des stumpfen, leeren Kosmos’ verschwunden, nun gab
es nur noch das Siegel.
    Die Stimmen wurden zum Donnergrollen, schwollen an im
Crescendo!
    Björn Hellmark traf auf das Blutsiegel. Im oberen rechten
Viertel tauchte er ein, unmittelbar neben einem vogelähnlichen,
langbeinigen Geschöpf, mit gewaltigem Schnabel und einem langen,
dünnen Schwanz. Das Vogelwesen wurde von einem kleinen
Geschöpf seiner Art geritten, das seine klauenartigen Hände
ausgestreckt hielt, als müsse er dem Reittier zeigen, welche
Richtung es einzuschlagen hätte.
    Björn Hellmark tauchte ein in die zähe Masse, in der er
unendlich langsam verschwand…
     
    *
     
    Kein Licht. Keine Luft. Keine Bewegungsfreiheit…
    Ein ungeheurer Druck wurde auf seinen Körper ausgeübt,
als breite sich ein Untier von unvorstellbaren Ausmaßen auf
seinem Körper aus.
    Er konnte nicht mehr atmen und meinte, seine Lungen würden
platzen.
    Keine Geräusche mehr…
    Nach dem schauerlichen Chor – nun diese absolute Stille!
    Panik erfüllte ihn.
    Das also war das Ende!
    Molochos hatte es geschafft!
     
    *
     
    Die Finsternis blieb nicht.
    Die Dunkelheit war brüchig. Fahles Licht sickerte ein. Es kam
von überall und nirgends.
    Schemenhafte Umrisse wurden sichtbar.
    Ein Zimmer. Sehr klare Form, sehr modern. Ein Bett stand darin.
Aus verborgenen Quellen leuchtete anheimelnd gedämpftes Licht
aus einer Ecke.
    Hellmark hatte das Gefühl, von ›oben‹
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