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Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Titel: Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen
Autoren: Dan Shocker
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wie zur Salzsäule erstarrte Osira stand oben am
dunklen Fenster, sah, was geschah, und eine eisige Hand krallte sich
in ihr Herz.
    Alles in ihr wehrte sich gegen das, was sie erblickte, und sie
hätte gewünscht, daß es nur ein Traum wäre. Doch
die grausame Wirklichkeit übertrumpfte alles.
    Sie hatte es geahnt.
    Sie war nicht unvorbereitet. Und nun zeigte sich, wie gut es war,
die Dinge, die sie in der Schicksalsuhr der Gestirne erkannt zu haben
glaubte, nicht auf die leichte Schulter genommen zu haben.
    Sie rannte aus dem Zimmer. Ihre Dienerinnen folgten ihr, doch mit
einem scharfen Zuruf wies sie die zurück.
    Auf dem Weg nach unten warf sie immer wieder einen Blick aus den
Fenstern, die über den Garten und das Gemäuer führten,
und sie sah, wie die Reiter davonpreschten, weit in die Wüste
hinein.
    Nur zwei Minuten später erreichte sie auf kürzestem Weg
den prinzlichen Reitstall und schwang sich auf ihr
Lieblingspferd.
    »Lauf, Sjai, lauf!« Sie gab dem Tier die Sporen, und das
kräftige Pferd jagte aus dem Stall. Und während sich die
Dinge im Palastgarten normalisierten, während die Wachen und
Soldaten die Untiere töteten und die Brände löschten,
jagte sie in die Wüste, immer den Spuren folgend, welche die
Hufe der anderen Reittiere hinterließen.
    Die Pferde in Ghanors Ställen waren alle gut in Schuß
und standen in voller Kraft.
    Eine gute Helon-Stunde währte der Ritt. Es gelang ihr nicht,
die Verschwörer einzuholen. Und sie hätte auch kein
Interesse daran gehabt. Es kam ihr darauf an, auf der Fährte der
Entführer zu bleiben und nicht auf sich aufmerksam zu
machen.
    Die Abtrünnigen sollten sich sicher wähnen.
    Unwillkürlich tastete Osira nach ihrem Strumpfband. Sie war
beruhigt, als sie spürte, daß dort die handliche Waffe,
die sie in aller Eile im Palast an sich genommen hatte, noch
steckte.
    Damit ließ sich etwas anfangen.
    Der Waffenforscher Lias, der am Hof lebte, hatte vor geraumer Zeit
eine Methode entwickelt, die auf dem Gebiet der Waffentechnik in
Lovon revolutionär war.
    Lias hatte ein Gas entdeckt, das Feinde töten und Freunde
verschonte.
    Ghanor ließ sich laufend über die Entwicklung
berichten, und er wollte diese Waffe entschärfen. Es kam ihm
darauf an, eventuelle Feinde nicht zu töten, sondern nur
kampfunfähig zu machen. Er wollte ihnen die Chance zur Umkehr
bieten. Ob das klug war, ließ sich nicht auf Anhieb
beantworten.
    Osira jedenfalls besaß eine der Probewaffen, die handlich
und leicht und überall am Körper zu verstecken waren.
    Die schöne Prinzessin hielt den Atem an, als sie erkannte, wo
der Ritt der Entführer zu Ende gegangen war.
    In der Ruinenstadt, in der Stadt der Todespyramide!
    Die Reittiere standen verlassen am Fuß der mächtigen
Pyramide, und Osira hielt hinter einem von Wind und Wetter zernagten
Gebäude an und beobachtete von dort aus, wie die vier
Entführer bereits die oberste Terrasse der Pyramide erklommen
hatten.
    Zwei Männer ließen sich mitsamt dem bewußtlosen
Ghanor in die ungewisse Tiefe hinab, die Silhouetten der beiden
anderen hoben sich kaum sichtbar vom dunklen Himmel ab.
    Osira griff unter ihren Rock, löste die flache,
pistolenähnliche Waffe mit dem kurzen Lauf und sprang dann vom
Pferd.
    Geduckt, geschickt die Dunkelheit und den Schatten der zerfallenen
Gebäude und der riesigen Pyramide nutzend, lief sie hinüber
und begann die klobigen Stufen zu erklimmen, die teilweise so schmal
waren, daß man sich wunderte, wie wohl die Füße
derjenigen beschaffen waren, die diese Stufenpyramide einst
erbauten.
    Osira bewegte sich kraftvoll und mit der Biegsamkeit einer
Katze.
    Auf halber Höhe angekommen, duckte sie sich hinter einem
Vorsprung. Oben auf der Pyramide entstand Bewegung. Sie sah,
daß nur einer der Verschwörer nach dem Tau griff und in
dem Schacht versank, während der andere den Weg nach unten
antrat. Offenbar hatte er etwas vergessen oder wollte bei den
Reittieren bleiben, die nur flüchtig angebunden wurden.
    Der Abtrünnige kam genau auf die Prinzessin zu.
    Die hielt den Atem an und rührte sich nicht von der Stelle.
Die Waffe in ihrer Hand lag vollkommen ruhig.
    Der Mann tauchte genau über ihr auf.
    Da sah er die Kauernde.
    Die Prinzessin und der Verschwörer wechselten einen
Blick.
    »Kason?! Also auch du…« Osiras Stimme klang hart
wie Metall.
    Sie ließ dem anderen überhaupt keine Chance. Sie
drückte ab. Ein grüner Strahl zischte aus der
Mündung.
    Das Gas wurde wie magnetisch von Kason angezogen,
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