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Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Titel: Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen
Autoren: Dan Shocker
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damit die Hoffnung entfachen, daß diejenigen bald
aus dieser dunklen Sackgasse entkommen können, die eigentlich
nichts hier zu suchen haben – leb wohl! Ich werde in Gedanken
oft bei dir sein und den Tag herbeisehnen, an dem wir uns
wiedersehen. Und wenn du erst mal gegangen bist, wenn dein Fuß
das dort drüben liegende Ufer berührt – ist es nur
noch eine Frage der Zeit, daß unser Wiedersehen meiner anderen
Welt stattfindet. Ich…«
    Weiter kam er nicht – und mehr nahm Björn Hellmark auch
nicht wahr.
    In dem Moment, als er auf den Nachen gehen wollte, geschah es.
    Eine unsichtbare Faust schien ihn blitzartig nach hinten zu
reißen.
    Hellmark taumelte. Sein Seelen-Körper war von einer
flammenden Aura umhüllt, und in den klaren Augen Zavhos
spiegelten sich Ratlosigkeit und Angst.
    Björn Hellmark wurde einfach davongerissen, seih Leib wurde
winzig klein in der fernen, feuchten Straße, die er gekommen
war.
    Ein Rauschen erfüllte Björns Bewußtsein. Die Welt
um ihn herum schien plötzlich zusammenzuschrumpfen, und er kam
sich darin vor wie ein Riese.
    Ein greller, alles zerstörender Blitz spaltete sein
Bewußtsein.
    Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er das Gefühl,
daß da noch jemand anders in seiner Nähe weilte, der
ebenfalls in einem Gedankenmeer der Überraschung und
Ratlosigkeit schwamm und nichts von dem begriff, was um ihn herum
vorging.
    Dann Schwere. Unruhe… Eine Stimme…
    »Ghanor?«
    Björn fühlte einen Druck auf der Brust, als ob ein Stein
darauf gewälzt würde.
    Hellmark atmete ganz bewußt. Er spürte schwer den
Schlag seines Herzens.
    »Ghanor?« Triumph und Erleichterung schwangen in der
Stimme mit.
    Er spürte eine zarte, duftende Hand, die über sein
Gesicht strich.
    »Die Öffnung in deinem Kopf ist verschwunden. Ich
höre dich atmen, Ghanor! Das Schiff hat deine Seele
zurückgeholt. Ghanor?! Kannst du mich hören?«
    Da schlug Björn Hellmark die Augen auf.
    Ein fremdes Gesicht schälte sich aus den zerfließenden
Nebeln.
    Das Gesicht einer Frau. Schön und ebenmäßig,
flammend kastanienrotes Haar rahmte das bleiche, interessante
Antlitz.
    Verführerisch schimmernde und duftende Lippen bewegten sich
vor ihm und bedeckten sein Gesicht mit Küssen.
    »Ghanor, du bist zurück! Warum siehst du mich so
verwundert an? Erkennst du mich nicht? Ich bin’s,
Osira!«
    Hellmark schluckte. Ein Kloß würgte in seinem Hals. Der
Blick des aus dem Hades Zurückgekehrten ging über die
Schulter der schönen Osira hinweg, und eisige Kälte
erfüllte Hellmark, als er sah, wer dort am Boden in
unmittelbarer Ufernähe des Schwarzen Flusses lag.
    Dort lag – er! Dort lag – Björn Hellmark, steif und
reglos!
    Die Seele aus der Unterwelt hätte in jenen Leib einfahren
müssen. Aber sie war im Körper eines Mannes gestrandet, der
sich Ghanor nannte…
     
    *
     
    Eine Flut von Gefühlen und Gedanken überschwemmte
ihn.
    Er blickte verstohlen an sich herab, als er sich erhob.
    Ghanor war schlanker, leichter als er, aber nicht minder
wendig.
    Osira nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich. Die toten
Verschwörer lagen auf dem Boden zwischen den Skeletten an der
Wand.
    »In Lovon wird es zur Ruhe gekommen sein. Eine Episode geht
vorüber, Ghanor. Mein Traum hat mir den rechten Weg gewiesen. Es
ist gut, daß ich mich nicht irritieren ließ.«
    Er nickte. »Ja, es war gut, Osira.« Er sagte es benommen
– und mit fremder Stimme. Mit der Stimme des Prinzen Ghanor.
    Schauer durchfluteten ihn, und Verwirrung ließ ihn nur
langsam klarsichtig werden.
    »Wer ist dieser Mann?« fragte er, auf den Blonden am
Boden deutend.
    »Ich weiß es nicht. Er lag schon hier, als Lugom und
die Abtrünnigen hierherkamen, um an dir den Ritus der Ewigen
Verdammnis zu vollziehen.«
    Er nickte und bückte sich, um nach dem Schwert zu greifen.
Doch er konnte es nicht an sich nehmen. Es war zu schwer. Er war
Ghanor – und nicht Hellmark.
    »Laß uns gehen! Ich bin so froh, daß alles gut
geworden ist«, vernahm er Osiras Stimme.
    An den Tauen kletterten sie in die Höhe. Zwischendurch ruhten
sie in den Nischen aus.
    Was sollte werden? Wieso war es zu diesem schrecklichen
Zwischenfall, diesem Seelentausch gekommen? Welche Faktoren konnte
man dafür verantwortlich machen?
    Es war jetzt nicht der Ort und der Zeitpunkt, den Dingen auf den
Grund zu gehen. Er mußte sich den Gegebenheiten anpassen.
    Er war ein Fremder in einem fremden Körper, ein Fremder in
dieser Welt. Die Frau, die ihn gerettet hatte war seine –
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