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Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Titel: Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen
Autoren: Dan Shocker
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um sich zu
ernähren. Lebensnotwendige Dinge sind einfach in uns
hineinprogrammiert. Aber das genügt uns nicht… wir wollen
immer tiefer in die Geheimnisse der Natur, in die des Lebens –
und des Sterbens eindringen. Aber niemand von uns braucht zu wissen,
wie das mit dem Sterben ist, verstehst du? Es geschieht ganz
automatisch, und dahinter beginnt etwas anderes, etwas Neues,
Unaussprechliches. Wer schon zu Lebzeiten die schwarze Wand, die
Leben und Tod voneinander trennt, niederreißen möchte,
muß sich da einiger fragwürdiger Praktiken bedienen, wie
ich das getan habe. Es ist wie eine Droge. Wer mal damit angefangen
hat, kommt nicht mehr los davon. Man will immer mehr wissen –
und gerät dabei immer tiefer in Abhängigkeit und
schließlich in den Wahn. Den Wahn konnte ich
möglicherweise noch rechtzeitig verhindern. Daher wollte ich
mich von den Texten trennen, die mir schlaflose Nächte
bereiteten. Einen Moment lang muß ich allerdings so versessen
gewesen sein, zwar mich zu befreien, aber einen anderen, der sich
dafür interessierte und meine Arbeit fortsetzen könnte,
damit zu belasten. Ich kam auf die verrückte Idee, daß es
nur so sein könnte. – Das war ein Trugschluß,
Francis! Verzeih mir! Wir beide können uns aber von dem Fluch
befreien, wenn wir nur wollen. Ich habe die Dinge los, und du hast
sie noch nicht gesehen. Erst im Lauf des morgigen Tages gelangen sie
in deine Hände. Laß die Finger davon, wirf das Paket in
die Themse oder in den Kamin! Solange du nichts vom Inhalt gesehen
hast…«
    Coogans Stimme versagte. Auf seiner bleichen Stirn perlte kalter
Schweiß.
    »Ich kann mich doch auf dich verlassen, Francis, nicht
wahr?« riß er sich, nochmal zusammen.
    Er wartete auf eine Antwort.
    »Francis? Hallo? Warum antwortest du nicht?«
    Doch völlige Stille herrschte. Die Leitung war tot.
    Eine eisige Hand griff nach Bill Coogans Herz.
    Die Verbindung war unterbrochen… Wie lange schon?
    Hatte er die ganze Zeit nur wie im Selbstgespräch vor sich
hingeplappert?
    »Francis?!«
    Seine Nackenhaare sträubten sich.
    Intuitiv registrierte er, daß die Atmosphäre in dem
kleinen, mit Möbeln überladenen Raum, sich verändert
hatte.
    Die Temperatur schien angestiegen zu sein, die Luft wirkte seltsam
neblig und diffus, er konnte die Umrisse der Möbel und
Wände nur noch schlecht erkennen, als ob sich ein Schleier vor
seine Augen legte.
    Sein Körper wurde steif. Er wollte sich zwar blitzschnell
umwenden, aber dazu war er überhaupt nicht imstande.
    Er wandte langsam den Kopf, als müsse er einen gewaltigen
Gegendruck abwehren.
    Er riß die Augen auf. Seine Blicke verfolgten den Lauf des
Telefonkabels. Das lag schlaff auf dem Boden. Der Stecker war aus der
Buchse gezogen!
    Bill Coogan gab einen leisen, gequälten Seufzer von sich. Ihm
wurde schwindelig.
    Verschwommen registrierte er die Bewegungen der Gestalten, die
sich lautlos aus dem Dunkel des Zimmers lösten und auf ihn
zukamen.
    Er war nicht mehr allein!
    Sie waren gekommen, um ihn zu holen.
    Seine Ahnung wurde zur grauenvollen Gewißheit – und mit
einem wilden, markerschütternden Schrei sprang er auf…
     
    *
     
    Der Reporter schüttelte den Hörer in der Hand und blies
in die Sprechmuschel.
    »Hallo, Bill? Was ist denn los? Warum sprichst du nicht
weiter?«
    Sein Gesprächspartner hatte sich plötzlich unterbrochen.
Die Leitung war tot.
    Francis Surman überdachte die letzten Worte seines Freundes,
der ihm etwas Wichtiges hatte mitteilen wollen. Irgend etwas nicht
ganz Ungefährliches…
    Surman nagte an seiner Unterlippe, drückte die Gabel und
versuchte mehrere Male, Bill anzurufen. Der Ruf ging auch durch, aber
in der anderen Wohnung hob niemand mehr ab.
    Da stimmte doch etwas nicht!
    Surman fuhr sich durch das kleingelockte Haar. Der Engländer
hatte ein kantiges, männliches Gesicht und tiefliegende Augen,
die sich in ständiger Bewegung befanden.
    Der Journalist war es gewohnt, schnell zu kombinieren und zu
reagieren.
    Er stopfte das herausgerutschte Hemd in die Hose und verließ
seine Wohnung. Der Aufzug in diesem Hochhaus mitten in London
funktionierte mal wieder nicht, und so lief Surman die fünf
Stockwerke nach unten.
    Wenige Minuten später brauste er in seinem rubinroten Triumph
Vitesse los. Sein Ziel war das westliche London, wo Bill Coogan in
einem alten Miethaus lebte.
     
    *
     
    Er wehrte sich voller Verzweiflung gegen die Bilder, die er
sah.
    Das gab es nicht…
    So begann der Wahnsinn! Nun also war der Moment
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