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Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Titel: Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen
Autoren: Dan Shocker
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war
Ghanors Frau. Sie war überzeugt davon, ihren geliebten Gatten
durch einen Handstreich aus der Welt der Düsternis
zurückgeholt zu haben. Sie hatte einen Toten zum Leben
erweckt… aber er war nur zur Hälfte Ghanor und zur anderen
Hälfte Hellmark.
    Er lebte in einem unbekannten Leib. Man erwartete bestimmte Dinge
von ihm und setzte voraus, daß er über dies oder jenes
informiert war.
    Osira deutete auf das Pferd und schwang sich darauf. An ihrem
Blick erkannte er, daß er etwas falsch gemacht hatte.
    »Entschuldige«, sagte er schnell, sich auf die Situation
mit dem ihm eigenen Feingefühl, einstellend. Er griff sich an
die Stirn und schüttelte sich leicht. »Ich bin noch nicht
ganz in Ordnung… entschuldige… der Übergang… ich
bin ein wenig durcheinander, und es fällt mir schwer, mich an
gewisse Dinge zu entsinnen… eine leichte Amnesie…«
    »Das macht nichts!« Osira wurde sofort wieder
fröhlich. Sie streckte ihm die Hände entgegen, und er zog
sie nach oben. »Eine kleine Unhöflichkeit läßt
sich verschmerzen. Es ist zwar ungewöhnlich, daß eine
Lovon-Prinzessin hinter dem Gemahl sitzt, aber warum nicht…
ausprobieren kann man schließlich alles.«
    Mit diesen Worten schlang sie ihre weichen Arme um seine
Hüften, schmiegte den Kopf an seinen Rücken und hielt sich
fest.
    »Aber den Weg nach Lovon wirst du noch wissen,
Liebster…«
    Er kannte ihn nicht. Er war niemals dort gewesen. Die
Schwierigkeiten fingen schon an. Wie sollte es weitergehen, wenn er
Freunden, Verwandten und Bekannten vorgestellt wurde, wenn er
bestimmte Handlungen verrichten mußte, die man als
selbstverständlich hielt – und von denen er nicht die
geringste Ahnung hatte?
    Er ließ das Pferd leicht traben, nach Lovon…
    Hier kam ihm noch der Zufall zu Hilfe.
    Deutlich waren in dem bernsteinfarbenen Wüstensand von Helon
die Hufabdrücke all jener Tiere zu sehen, mit denen Ghanors
Entführer geritten wären. Er brauchte der Spur nur zu
folgen.
    Einmal blieb er stehen und wandte sich um. Er blickte zurück
zu der verlassenen Ruinenstätte, zu der Pyramide, die massig und
klobig alle anderen Gemäuer und Gebäude um ein Vielfaches
überragte.
    Prinz Ghanor atmete tief durch, und Hellmark, der in diesem
Körper lebte, wurde es angst und bange, wenn er an die nahe
Zukunft dachte.
    Er sah unüberwindliche Schwierigkeiten vor sich.
    Daß alles noch komplizierter war, als er in diesen Minuten
dachte, konnte er nicht ahnen.
    Hätte er einen Blick auf den Boden der Todespyramide werfen
können, wäre ihm ganz anders zumute geworden.
    Dort ereignete sich etwas Ungeheuerliches.
    Mit Verzögerung wurde die Seele des Prinzen Ghanor aus dem
Unterweltreich zurückgerissen. Sie fand keinen anderen
Körper als den Björn Hellmarks:
    Und Björn Hellmark am Boden der Pyramide, unmittelbar am Ufer
des Schwarzen Flusses liegend, bewegte sich und schlug die Augen
auf.
    Prinz Ghanor machte die gleichen Erfahrungen wie Hellmark –
nur umgekehrt.
    Auch er mußte mit dem Schock fertig werden, nicht der zu
sein, der er war… Er mußte lernen, einen fremden
Körper zu beherrschen, den er nicht kannte.
    Er erhob sich und inspizierte den Lederbeutel an seinem
Gürtel. Er wußte nicht, welchen Sinn das verkorkte
Fläschchen hatte, welchen Sinn die drei faustgroßen,
rubinroten Steine, welche Bedeutung jenes grau-braune knisternde
Tuch, das sackartig zusammengenäht war.
    Ghanor in Hellmarks Körper erklomm die Höhe bis zum Ende
des Schachts, und da das Schwert mit dem Magnetfeld seines
Körpers Kontakt hatte, bereitete es dem Kletternden keine
Mühe, diese spezielle und wunderbare Waffe mit sich zu
nehmen.
    Ghanor starrte in die Nacht Richtung Lovon, und er sah auch den
von den Hufen aufgewühlten Boden.
    Osira mußte irgend etwas unternommen haben. Die Toten am
Fuß der Pyramide, unter ihnen Lugom und all die Vertrauten,
für die er die Hand ins Feuer gelegt hätte, bewiesen
das.
    Osira befaßte sich seit geraumer Zeit mit dem Wissen hinter
den sichtbaren Dingen. Dies hatte ihn möglicherweise vor einem
gräßlichen Schicksal in der Unterwelt bewahrt. Aber das,
was ihn hier erwartete, war nicht weniger schrecklich.
    Irgend jemand hatte demnach seinen Körper übernommen.
Und Osira ahnte es nicht…
    Hellmarks Gesicht wurde unter den finsteren Gedanken Ghanors hart
und ernst.
    Vielleicht war ganz und gar Lugom in der Gestalt des Prinzen
Ghanor nach Lovon zurückgekehrt, ohne daß ein Mensch es
ahnte. Eine perfektere Maske konnte sich ja niemand
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