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Incubus et Succubus

Incubus et Succubus

Titel: Incubus et Succubus
Autoren: Asher Reed
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Prolog
    Lilith tarem anima
     
     
    Erneut setzte ein Chor ein, der in tiefen, rhythmischen Klängen eine immer wiederkehrende M elodie anstimmte:
      Incubus et Succubus
      Incubus et Succubus
      Incubus et Succubus
      Ein nackter Mann lag in einem Pentagramm, das fünf Zacken aufwies und kleine Verschnörkelungen. Unter ihm auf dem Boden waren etliche Schriftzeichen aus Kreide gemalt worden. Er zitterte. Er lächelte. Blaue Flecken waren auf seinem Körper, die sich zu Schlieren entlang der Wangen verformten. Einer rituellen Symbolik gleich, wurde der Gesang in seiner düsteren Sprache lauter:
      Incubus et Succubus
      Incubus et Succubus
      Lilith tarem anima
      Incubus et Succubus
      Der Mann spannte seine Muskeln an, scheinbar hatte er eine Vision, er versuchte zu schreien, seine Visionen mitzuteilen, aber er ließ letzten Endes niemanden daran teilhaben. Er behielt sie für sich. Seine Lippen bewegten sich in einem fort, kein Ton entwich daraus.
      Der Raum, in dem er sich befand, war groß – einer Kuppel gleich. Ein Deckengewölbe spätgotischer Baukunst, das bis zur Hälfte eingerissen und durchgebrochen war, umarmte das Szenario träge. Wasser tropfte hindurch. An den Wänden huschten Schatten auf und ab. Blitzhelle Lichter fielen von der Decke herab und erhellten für Sekunden das Schauspiel mehr und mehr. Steinbrocken fehlten an den Wänden. Kerzen waren an den glaslosen Fenstern aufgestellt. Sie flackerten im Sturmwind. An anderen Stellen der Kapelle fehlte fast gänzlich das Mauerwerk; durchgebrochen sah es aus; Wind drang durch jede Ritze. Die Stuckaturen waren fast gänzlich abgeblättert. Mitten in den verfallenen Räumlichkeiten gingen verschleierte Menschen mit ihren dunklen und magischen Symbolen um einen Mann und bereiteten ihm noch nie dagewesene Qualen und Schmerzen. Ihre verkehrten Kreuze, die um ihre Hälse gebunden waren, glühten wahrhaftig.
      K ein Mondstrahl drang durch die großen Fenster, in dem die Stimmen der dunklen und verschleierten Menschen zu hören waren, nur blitzhelle Strahlen jagten aus der Ferne vorbei und donnerten durch die Fenster hindurch. Ihr Schall schien im Raum zu ersticken.
      Incubus et Succubus
      Neben dem Mann, der in dem Pentagramm lag und zitterte, lag ein großes Messer, es blitzte im Kerzenlicht, spiegelte gierige und offene Münder wider. Ein Kamin war in der Ecke und spendete Feuer, sowie helles Kerzenfeuer an den Spitzen des Pentagramms aufstellt worden war, es entwich ein flackernder Trost aus Wärme und Licht. Langsam ging ein Mann aus dem Kreis auf den jungen Mann im Pentagramm zu, hob sachte das Messer und stach langsam in dessen Bein … Blut trat schnell aus der Wunde und der junge Mann schrie kein Wort; er hatte die Lippen gespitzt, zitterte und sprach in unverständlichen Worten mit einer Erscheinung, die nur er sehen konnte.
      Semper ti crescis et tunc curat
      Egostatem me potestatem in aturatem
      Factus ti materia levis elimenti
      Sors nuc immanis et inanis
      Wieder trat einer der dunklen und verschleierten Menschen aus dem Kreis, hob das zuvor auf seinen rechtmäßigen Platz zurückgelegte Messer und stach in das andere Bein. Kein Ton, kein Schrei. Dunkles Reden. Dunkles Summen. Dunkles Murmeln. Dunkles Knistern.
      Incubus et Succubus
      Erneut stach einer aus den Reihen zu, diesmal in den Arm des jungen Mannes, der zu weinen begann, nur die Lippen bewegten sich, kein Laut entwich.
      Incubus et Succubus
      Incubus et Succubus
      Lilith tarem anima
      Incubus et Succubus
      Die Kreaturen der Nacht waren in höchster Blüte und rissen an den Lebenden und wollten die Toten auferwecken. Stoßweise war das Atmen der Dunklen und Verschleierten zu hören, die im Kreise wanderten. Mit weichen Schritten kam einer aus ihren Reihen heraus und stach erneut zu. Viel Blut trat aus den Wunden und jetzt blickte der Mann, der nun schon sieben Wunden an seinem Körper hatte, den nächsten Dunklen und Verschleierten an. „Bitte, nicht“, flüsterte er diesem zu und er musste zusehen, wie das von Blut triefende Messer von seinem rechtmäßigen Platz hochgehoben und eine weitere Wunde in sein weißes und festes Fleisch gestochen wurde.
      Incubus et Succubus
      Ein warmer und erdiger Duft durchströmte den großen Raum. Die Art von Geruch, durch den man sich behaglich, entspannt und naturverbunden fühlt. Der junge Mann klapperte mit den Zähnen und benetzte seine Lippen, als läge Sand darauf.
      Semper ti crescis et tunc
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