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Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Titel: Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen
Autoren: Dan Shocker
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passierte das
Gewebe seiner Kampfuniform und wurde von seinen Poren
aufgenommen.
    Kason riß den Mund auf. Er wollte etwas sagen, wollte
schreien. Sein Körper verkrampfte sich. Er riß die Arme an
den Leib, als ob er unter heftigen Schmerzen zu leiden hätte.
Dann fiel er kopfüber und stürzte wie ein Stein in die
Tiefe. Unweit der Pferde schlug er dumpf auf. Die erschreckten Tiere
machten einen heftigen Satz zur Seite und rissen sich los. Sie
galoppierten davon.
    Osira setzte ihren Aufstieg fort, und sie zögerte keine
Sekunde, ebenfalls in den Schacht zu steigen, in dem die
Verschwörer mit ihrem Gefährten verschwanden.
    Sie glitt an dem Tau in die Tiefe, hinein ins Zwielicht und die
muffige Luft der Pyramide.
    Die Dunkelheit kam ihr zustatten und die Tatsache, daß alle
hier unten Kason und nicht sie erwarteten.
    Ihr Auftauchen schlug ein wie eine Bombe.
    »Osira!« Lugom war der einzige, der dazu kam, einen Laut
von sich zu geben.
    Noch am Tau hängend, vollzog sie ihre furchtbare Rache, ohne
mit der Wimper zu zucken.
    Zweimal spie die Waffe einen grünen Strahl ab. Die beiden
Begleiter Lugoms fielen dem plötzlichen Angriff zum Opfer.
    Lugom, der das Ritual bereits beendet hatte, sprang noch auf und
wollte sich auf Osira stürzen.
    Da zischte der Strahl in sein Gesicht. Seine Poren nahmen das
geheimnisvolle Gas auf. Lugom schnappte nach Luft wie ein Fisch auf
dem Trockenen.
    Er taumelte noch einen halben Schritt nach vorn und wollte im
Sterben noch seine Richterin zu Boden reißen.
    Seine Augen waren weit aufgerissen, und ein ungläubiger
Ausdruck vertrieb die glitzernde Kälte seines gnadenlosen
Blicks. Er begriff nicht, daß die Dinge sich so schnell
ändern konnten.
    Seine Lippen bewegten sich. Sie formten den Laut
»Rha…«, aber sie konnten den Namen der grausamen
Göttin nicht mehr aussprechen.
    Vor den Füßen Osiras brach Lugom zusammen.
    Die schöne Frau stieg kalt über ihn hinweg. Sie hatte
nur Augen für den geliebten Gatten, der mit dem Rücken
gegen die kahle Wand neben den Skeletten lehnte und dessen Kopf
leicht auf die Brust gesenkt lag.
    Zwischen den Augen befand sich ein kleines dunkles Loch.
    Ghanor war bereits tot.
    Seine Hände lagen auf den ausgestreckten Beinen. Die Finger
griffen ineinander, und in den nach außen gedrehten
Handinnenflächen lag ein kleines schwarzes Schiff.
    Osira fiel auf die Knie. Sie achtete weder auf die drei
Erschossenen noch auf den starr und steif liegenden Körper des
fremden Blonden, der dicht am Ufer des Schwarzen Wassers lag.
    Ghanors Füße berührten den Kopf der sterblichen
Hülle des Fremden.
    Osiras Blick irrte über das träge sich wälzende
Wasser. Sie konnte nichts Besonderes feststellen. Ghanors Seele
mußte sich schon sehr weit von diesem grausigen Ort entfernt
haben.
    »Laßt es nicht zu spät sein für das, was ich
tun muß«, kam es leise und gequält über ihre
feucht schimmernden, schön geschwungenen Lippen. »Ihr
Götter habt mir den Weg gewiesen, die Botschaften in der
Schicksalsuhr der Gestirne zu lesen, und durch die geheimen Schriften
der großen Philosophen Lovons erhielt ich Einblick in die
Möglichkeiten, die uns Sterblichen gegeben sind, die Macht der
Finsternis zu bannen. Niemand ist ihr hilflos ausgeliefert. Wer stark
genug liebt und stark genug geliebt wird, kann den Weg der Seele in
die Unterwelt der Verbannten aufhalten und sie zurückfordern.
Ich bitte euch um diesen Dienst.«
    Und mit zitternden Fingern nahm sie das schwarze Schiffchen aus
der Handinnenfläche des Gatten, warf es zu Boden und zertrat es
und stellte statt dessen das Schiff in die ineinandergreifenden
Hände, das sie mitgebracht hatte.
    »Kehr zurück, Seele, in den Körper, der dich
erwartet…«
    Ghanors Füße berührten noch immer den Kopf des
toten Fremden.
    Dadurch nahm das Schicksal seinen Lauf…
     
    *
     
    Zavho wich nicht von Hellmarks Seite.
    Hier in der Welt der Verbannten und Vergessenen ereignete sich
etwas Einmaliges.
    Hellmarks Ruf nach der Fähre zeigte Erfolg.
    Der flache, schwarze Nachen mit dem Rippensegel glitt lautlos in
die Bucht.
    Dunkle, schattengleiche Wesen befanden sich an Bord. Sie
ließen sich nicht auf Anhieb kategorisch als Menschen
einordnen. Sie waren Schemen, die menschliche Formen aufwiesen.
    Björn sah am Fuß des Mastes eine Pergamentrolle.
    »Es ist die Botschaft«, murmelte Zavho. Und zum ersten
Mal entdeckte Hellmark den Anflug eines Lächelns auf den
Zügen seines Gönners. »So kannst du sie doch noch
erlangen und
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