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Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen

Titel: Macabros 042: Hades, Hort der Vergessenen
Autoren: Dan Shocker
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neben ihr.
    »Du kennst ihren Namen?« fragte er irritiert. Das hatte
er nicht erwartet.
    Danielle schluckte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt und
brachte keinen Ton heraus. Die Französin hatte eines der tausend
mal tausend und vielleicht noch mehr Gesichter der
Dämonengöttin gesehen, die in ihrer Lieblingsgestalt des
Vogels dargestellt war.
    Dieser Tempel war der Schrecklichen geweiht. Die Königin
seines Herzens, von der Lugom gesprochen hatte, war die
Dämonengöttin.
    Das geisterhafte Licht über dem vorderen Altar
verstärkte sich. Der riesige Vogel warf einen bizarren und
übergroßen Schatten über die beiden klein und
verloren wirkenden Menschen dort unten, über denen er
plötzlich zu kreisen schien.
    Die gewaltigen Augen in dem kantigen Schädel begannen feurig
zu glühen, als ob das zentrale Feuer der Hölle sich darin
spiegele.
    »Sie ist eine Hexe, Lugom! Ihre Gedanken gehörten einst
mir.« Schaurig hohl und triumphierend klang die Stimme, und mit
Grauen sah Danielle, wie aus dem Schnabel, den Zähnen und dem
Kopf und schließlich aus sämtlichen Poren der lederartigen
Flügel eine schwärzliche, klebrige Flüssigkeit
tropfte.
    Blupp… blupp… blupp… machte es auf dem steinernen
Klotz vor ihr und auf dem Boden.
    Der schwarze Vogel schwitzte schwärzliches Blut, und
überall aus ihm quoll es hervor.
    »Sie ist eine Verräterin, die ihr Versprechen nicht
gehalten hat, Lugom. Ich befehle dir: Richte sie wie die Opfer, die
du mir bisher dargebracht hast!«
    Danielle erfaßte die tödliche Gefahr, in die sie
geraten war. Sie wollte aufspringen und zur Tür eilen. Doch ihre
Glieder versagten ihr den Dienst. In ihrer Angst dachte sie an
hundert Möglichkeiten, wie sie die Gefahr für sich
bereinigen könnte.
    Sie wollte sich unsichtbar machen – sie wünschte dem
Mann, der sie emporriß und brutal auf den steinernen Klotz
warf, die Pest an den Hals. Sie benutzte dabei unwillkürlich die
richtigen magischen Worte und Beschwörungen, aber es wurde
nichts daraus.
    Kräfte, die gegen Rha-Ta-N’my gerichtet waren, und die
praktisch doch durch sie kamen – konnten niemals als Gegenmittel
Anwendung finden.
    Kaum lag sie auf dem steinernen Klotz, gürtete Lugom sie mit
den breiten Lederbändern, die an Metallringen seitlich des
Klotzes befestigt waren. Im nächsten Moment lag sie so
festgebunden auf dem Untergrund, daß sie kein Glied mehr
rühren konnte.
    Das war Rha-Ta-N’mys Rache.
    Sie selbst war gebunden und konnte den Richterspruch gegen sie
nicht vollziehen. Aber sie hatte einen Henker bei der Hand.
    Aus der dunklen Ecke holte Lugom das breite Schwert.
    Blupp… blupp… blupp… die schwärzlichen,
zähen Tropfen verursachten einen harten und hallenden Rhythmus
und untermalten die schaurige Szene.
    »Töte sie, damit ich ihre zukünftigen Qualen
bestimmen kann!«
    Lugom riß das Breitschwert empor und ließ es
herabsausen!
     
    *
     
    »Neeeiiinnn! Ich will nicht sterben!« Ihr
markerschütternder Aufschrei brach aus ihrer Kehle, ließ
die Luft rundum erheben und hallte als schauriges, mehrfach
verstärktes Echo durch den höhlenartig gestalteten
Tempel.
    Das stählerne Blatt lag auf ihrer Kehle. Sie spürte den
Druck der schweren Schneide.
    Das Schwert ruhte auf ihrer Gurgel, der hart geführte Schlag
war in dem Augenblick abgestoppt worden, als ihr Schrei ohne ihr
Dazutun ihrer Kehle entwich.
    »Du willst nicht sterben, Danielle?« fragte die
spöttische Stimme von oben herab. »Aber so wie bisher
kannst du auch nicht weiterleben, nicht wahr? Du weißt, was ich
meine?«
    »Ja«, entrann es ihrer Kehle.
    »Du hattest einen Auftrag. Du hast mich
hintergangen…«
    »Ja, ich weiß.« Heiser klang ihre Stimme und war
nur ein leises, unverständliches Krächzen.
    »Würdest du es jetzt tun, wenn ich dich darum bäte,
Hellmark zu töten?«
    »Ja!« Todesangst saß ihr im Nacken. Sie war zu
allem bereit.
    »Du würdest alles tun, was ich von dir verlange? Egal,
was es ist?«
    »Ja.«
    »Du wärst – wie es sich gehört – meine
treue Dienerin?«
    »Ich wäre deine treue Dienerin.«
    »Nimm das Schwert zurück, Lugom!«
    Der Verschwörer gehorchte.
    Danielle de Barteaulieés Herz raste, ihr ganzer Körper
bebte.
    »Im Moment genügt mir diese Zusage. Hellmarks Tod
verlange ich nicht mehr von dir. Aber es wird tausend Dinge geben,
mit denen du mir beweisen mußt, daß du es ernst meinst.
Du erhältst von mir nochmals eine Chance – es ist die
letzte, Danielle de Barteaulieé! Hier in dieser Welt habe,
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