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Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Titel: Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen
Autoren: Dan Shocker
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leise Geräusch neben ihm machte ihn darauf aufmerksam
daß er nicht allein war.
    Rani drehte sich um. Scheu, müde und abgekämpft sah sie
ihn an.
    Der Inder ging auf sie zu und legte den Arm um ihre Schultern, und
sie wich nicht vor ihm zurück.
    „Er hat stillschweigend vorausgesetzt, daß wir
zusammengehören. Ich bin auf dich aufmerksam geworden, weil ich
dich schreien hörte. Leider konnte ich dir nicht so helfen, wie
ich es gern getan hätte. Ich hatte etwas Pech. Doch nun ist im
letzten Augenblick noch alles gut geworden. Bist du allein –
oder in Begleitung? Wie kommst du hierher? Wie heißt
du?“
    Sie beantwortete die letzte Frage zuerst. „Mein Name ist
Danea. Ich bin jetzt allein. Meine Begleiter sind tot. Einer nach dem
anderen wurde von dem Ungeheuer geholt. Ich bin die letzte der
Gruppe, die in Vertonsh aufbrach, um die Küste zu erreichen, wo
es Schiffe geben soll, die die Ausreisewilligen von Xantilon
wegbringen, damit sie in einem anderen Land ein neues Leben beginnen
können.“
    Rani unterhielt sich mit Danea, während er den primitiven
Sackleinenbeutel aufhob, der mehrere Meter entfernt lag und den sie
verloren hatte. Darin befanden sich Brotreste. Wasserbehälter
und getrocknete Früchte, die etwas muffig rochen.
    Sie gingen den Weg zurück, den der Inder gekommen war. Mahay
steckte sein Schwert wieder in die Tasche, begutachtete seinen Bogen
und sammelte die Pfeile, die er verloren hatte. Während dieser
Tätigkeit ging er auf die Fragen seiner hübschen
Begleiterin ein, die mehr und mehr auftaute, die keine Furcht vor ihm
hatte und offensichtlich froh war, daß es jemand gab, der sich
ihrer annahm.
    Sie ging auch noch mal auf das Gespräch ein, das Rani mit
Kaphoon führte, der ihren Weg kreuzte und sie vor Schlimmem
Bewahrt hatte.
    „Man erzählt viel über ihn, sein Name ist zur
Legende geworden, Rani. – Ich wollte nie glauben, daß es
ihn wirklich gibt. Man sagt, daß er schon vielen geholfen hat,
daß er wie ein Geist auftaucht und Bedrohten zu Hilfe eilt und
ebenso geheimnisvoll wieder untertaucht. Hast du nie zuvor von ihm
gehört, weil du so erstaunt warst?“
    „Ich war aus einem anderen Grund erstaunt. Ich glaubte,
meinen Freund zu sehen, den ich schon seit langer Zeit suche, und von
dem ich nicht weiß, ob er noch am Leben ist oder nicht. Es war
sein Schatten, der mir begegnet ist, der Schatten seines anderen
Lebens.“
    „Ich verstehe dich nicht, Rani.“
    Er seufzte. „Ich verstehe es selbst nicht ganz, um es dir mit
den richtigen Worten plausibel zu machen, Danea. Vielleicht aber kann
ich es dir doch mal erklären. Nicht jetzt. Auf dem Weg zur
Küste. Vielleicht treffen wir Kaphoon ein zweites Mal und es ist
dann nicht Kaphoon, sondern Björn… aber reden wir von etwas
anderem. Ich sehe, das, was ich sage, verwirrt dich nur.“
    Sie setzten ihren Weg durch die Nacht fort. Je weiter sie Richtung
Norden kamen, desto trister und unwirklicher wurde die Landschaft und
erinnerte an eine menschenleere, öde Mondlandschaft. Flache und
tiefe Krater wechselten ab wie niedrige und hohe Hügel. Der
Untergrund war hart und rissig und erinnerte an Lehmboden, der
plötzlich einer enormen Hitze ausgesetzt wurde und
verhärtete.
    Weit und breit war kein Mensch, kein Baum, kein Strauch…
    Wortlos liefen Rani und Danea nebeneinander her. Jeder hing seinen
Gedanken nach.
    Das junge Mädchen dachte an die Angehörigen und Freunde,
die von den Ungeheuern verschlungen wurden oder im Kampf fielen und
hoffte, die Insel noch verlassen zu können, ehe sie im Meer
versank. Mahay dachte an Björn Hellmark und fragte sich, ob er
jemals etwas über das Schicksal des Freundes erfahren
würde.
    Viel Hoffnung hatte er nicht mehr.
     
    *
     
    Es gab jemand, der in diesen Minuten auch an Rani Mahay
dachte.
    Dieser Mann war Björn Hellmark.
    Er stand an der Reling des Schiffes, das eine Göttin ihm
geschenkt hatte, und starrte gedankenverloren über das endlose,
stille Wasser.
    Lautlos glitt das Schiff auf seinem Element. Die Segel waren
leicht gebläht. In der Takelung quietschte es manchmal, und der
Schiffsrumpf ächzte. Diese Geräusche und der leise Wind,
der das Plätschern des Wassers gegen den Rumpf verursachte,
waren die einzigen Geräusche.
    Björns Blick war in imaginäre Ferne gerichtet.
    Der Deutsche fragte sich, ob seine Mission überhaupt noch
einen Zweck erfüllte, ob nicht alles zu spät erfolgte?
    Er durfte nicht vergessen, daß er monatelang durch eine
fremde Welt geirrt war, ohne
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