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Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Titel: Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen
Autoren: Dan Shocker
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waren lange Zeit in verschiedenen Wohnungen, zum Teil sogar bei
Freunden, Bekannten und Verwandten untergebracht gewesen. Erst nach
dem Bau dieses Hauses hatte Kay Olsen alles an einem Ort vereinigen
können.
    Große Tonscheiben, versehen mit Vertiefungen und
Erhöhungen und farbigen Symbolen, hingen an den Wänden:
Aztekische Kalender. An den Wänden waren Zeitungsausschnitte aus
der Fachpresse mit Stecknadeln und Reißbrettstiften befestigt,
und besondere Artikel dort waren rot unterstrichen.
    Von den furchterregenden Göttern der Mayas und Azteken hatte
er sich anhand von Bildern und Skizzen Nachbildungen angefertigt; er
hatte ihre Stellung der Staatsreligion und im Geisterglauben jener
Völker studiert und eigene Essays darüber geschrieben, die
er nie zur Veröffentlichung anbot.
    Noch war die Zeit nicht reif, noch wartete er auf den
entscheidenden Augenblick, der näher war, als andere
glaubten.
    Kay Olsen wollte gerade zur offen stehenden Verbindungstür
des halbdunklen Raumes, als er wie vom Donner gerührt in der
Bewegung erstarrte.
    Ein Geräusch!
    Schwere, schlurfende Schritte… Ganz in seiner
Nähe…
    Aber – das konnte nicht sein!
    Er war doch allein hier im Haus.
    Aus weit aufgerissenen Augen nahm er wahr, was nicht sein
konnte.
    Eine der schrecklichen Göttergestalten löste sich von
der Wand – und kam genau auf ihn zu!
     
    *
     
    Sekundenlang setzte sein Denken aus.
    Wie im Fieber reagierte und handelte er.
    Der Fluch der alten Völker, die nicht wollten, daß man
hinter ihr Geheimnis kam?
    Olsen wußte später nicht mehr zu sagen, wie er
eigentlich vorgegangen war, wie er sich aus dem Bann löste, der
seine Glieder lähmte. Er handelte wie in Trance.
    Das Blut rauschte in seinen Ohren, und er hörte einen
gellenden Schrei von sich.
    Olsen warf sich zur Seite, griff nach dem zwei Meter langen Speer,
der an der Wand neben alten Waffen hing, riß ihn herab und
stieß blitzschnell und ohne Überlegung zu.
    Es ratschte…
    Er zerriß den Umhang, den der unheimliche Götze trug.
Dann ein neuer Ruck. Die Speerspitze bohrte sich in etwas
Weiches.
    Wie aus weiter Ferne nahm er dumpfes Stöhnen wahr. Ein Zucken
lief durch den Götzen. Die Hände, die er gierig nach Olsen
ausstreckte, zitterten und wurden wie von unsichtbaren Fäden an
den Körper des Getroffenen zurückgezogen. Er preßte
sie an den Leib.
    Olsen stieß ein zweites Mal nach und bohrte die Spitze
unterhalb der riesigen, dämonenfratzigen Maske in den Brustkorb
des anderen. Der brach gurgelnd zusammen und schlug mit dem Gesicht
auf den Boden.
    Ein dumpfer Schlag, der verebbte.
    Dann unheimliche, tödliche Stille…
    Olsen hörte sein eigenes Herz schlagen, das wild pochte und
tausendfach verstärkt aus der Decke und den Wänden zu
kommen schien.
    Er starrte auf den reglosen Körper zu seinen Füßen
und wagte in den ersten drei Sekunden nicht, sich von der Stelle zu
bewegen. Dann, ganz langsam, als ob ein Zentnergewicht ihn zu Boden
drückte, ging er in die Hocke. Und auch dann wagte er noch
nicht, den Reglosen anzurühren. Er tippte ihn zunächst
vorsichtig mit der Speerspitze an.
    Da erst nahm er das Blut an der Metallspitze und dem Schaft wahr
und sah das Blut, das unter dem Körper hervorsickerte.
    Blut?
    Eine eiskalte Hand griff nach Olsens Herzen. Blut bedeutete –
Leben. Aber ein Geist, ein Dämon – bestand nicht aus
Fleisch und Blut!
    Da erst kam er zu sich, da erst wichen die Benommenheit und das
Grauen und machte der unendlichen Angst Platz einem Irrtum zum Opfer
gefallen zu sein.
    Mit zitternden Händen drehte er den Körper herum und
löste die große Maske vom Kopf der Gestalt. Dunkles Haar
trat hervor. Ein bleiches, vor Schmerz verzerrtes Gesicht mit weit
aufgerissenen Augen…
    Kay Olsen starrte in vertraute Züge.
    Vor ihm lag niemand anders als – Heinz Marstner!
     
    *
     
    „Heinz?“ reagierte er tonlos, und es wurde ihm nicht
bewußt, daß er sprach. „O mein Gott, was habe ich
getan!“
    Sein ganzer Körper schien starr vor Kälte zu werden,
seine Haut zog sich zusammen, seine Nackenhaare sträubten
sich.
    Eine Ewigkeit schien zu vergehen, ehe er wieder einen klaren
Gedanken fassen konnte, ehe sein Gehirn wieder zu arbeiten
begann.
    Er ahnte, was hier geschehen war.
    Marstners Verhalten in der letzten Nacht! Der Kollege hatte ihm
einen Schreck einjagen wollen. Er war noch vor ihm hierhergekommen,
auf illegale Weise ins Haus gedrungen und hatte sich hier
versteckt.
    Marstner warf sich einen der alten Umhänge
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