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Lykos (German Edition)

Lykos (German Edition)

Titel: Lykos (German Edition)
Autoren: Björn Harmening
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„Plötzlich habe ich diesen Mann aus seinem Haus kommen sehen. Er schien sehr unruhig zu sein, was ich auf die Situation mit seiner Frau zurückführte, also habe ich ihn angesprochen. Er schien dann doch sehr gefasst zu sein und lud mich sogar in das Haus ein, aber dann ...“, fuhr Thea Buchwald fort. Sie zitterte bei der Erinnerung an die vergangenen Stunden heftig und konnte dann nicht mehr weitererzählen, denn ihre Stimme versagte.
Straub und Damm versuchten sie zu beruhigen und redeten auf sie ein. Trotz allen Mitgefühls glaubte der Oberkommissar der Reporterin jedoch nicht ganz. Zumindest ihr Wissen um den Namen von Ritsch konnte sie nicht aus dem Polizeifunk haben, da der Name dort nie genannt worden war. Sie musste die ganze Zeit einen Insider aus dem Präsidium als Informanten gehabt haben. Im Grunde war Straub das jedoch jetzt egal, denn der Fall – so seltsam und abgrundtief mysteriös er letztendlich auch war – hatte sich in der heutigen Nacht erledigt. Die wahren Hintergründe sollten den Oberkommissar und seine Kollegen jedoch in den nächsten Tagen noch beschäftigen; so viel stand fest.
    Zwei Tage nach den Ereignissen trafen sich Straub, Damm, ihr Vorgesetzter Hauptkommissar Reinhard Breuer und Dr. Leuschenberger zur Obduktion des Ehepaares Ritsch in Hannover wieder. Die Staatsanwaltschaft hatte diese Untersuchung in der übergeordneten Behörde des Landeskriminalamtes angeordnet, da die Umstände des Todes der beiden Eheleute mehr als seltsam erschienen. Zunächst konnte auch tatsächlich nichts Ungewöhnliches bei den Toten festgestellt werden. Straub und seine Kollegen hatten es auch schwer zu erklären, nach was die Pathologen eigentlich suchen sollten. Anatomische Veränderungen an den Gliedmaßen oder dem Gebiss waren in keiner Weise festzustellen – alles schien in bester Ordnung zu sein.
Doch dann fand Dr. Lee, ein bekannter Serologe der Universität in Seoul, Korea, und zufällig gerade als Gastdozent in Hannover, einen abgestorbenen Virenstamm im Blut von Bernd und Carola Ritsch, der Ähnlichkeiten mit Tollwutviren besaß. „Die Konzentration dieser Viren ist so hoch, dass die beiden eigentlich schon lange daran gestorben sein müssten. Sie haben das Gehirn und sämtliche Organe befallen. Ich habe so etwas noch nie gesehen“, bemerkte der Arzt verwundert. „Die Viren sind abgestorben, es besteht also keine Ansteckungsgefahr mehr. Ich möchte aber trotzdem wissen, wie es zu der Übertragung gekommen ist“, fuhr er in der Runde der Beobachter fort.
„Bisse!“, warf Straub daraufhin ein und blickte seine Kollegin dabei wissend an. „Es wird durch Bisse übertragen!“
    Drei Wochen später, Mitte Januar, erwachte sie mitten in der Nacht und fühlte sich wie nach einem Marathonlauf mit anschließendem Boxkampf über zwölf Runden. Einen derartigen Grad an Erschöpfung hatte sie noch nie erlebt – und das, obwohl sie schon seit Stunden geschlafen hatte. Sie blickte auf den Wecker, es war zwei Uhr Nachts. Die helle Scheibe des Mondes leuchtete in dieser eiskalten aber klaren Januarnacht durch das Schlafzimmerfenster hinein. Sie blickte den Trabanten wie verzaubert an und fühlte, wie die Kraft in ihr zurückkehrte. Eine Kraft, die ebenso ungewöhnlich war, wie die Erschöpfung, die sie eben noch gespürt hatte. Sie atmete tief ein und reckte sich. Doch dann begann der Schmerz in ihrem ganzen Körper. Erst ganz leicht, dann stärker und stärker werdend, bis sie es fast nicht mehr aushalten konnte. Sie schrie, sie schrie ihren Schmerz hinaus, und aus dem menschlichen Schrei wurde ein heiserer, immer rauer werdender Ton – ihre Sinne schwanden ...
    Ende
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