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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle
Autoren: Ronald M. Hahn
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Vorwort
     
    Will man sich die Sympathien eines angloamerikanischen SF-Autors vollends verscherzen, braucht man ihm nur die Frage zu stellen, woher er seine Ideen bezieht. Fragen dieser Art gehören nicht nur zum Standardrepertoire unwissender Berichterstatter von Presse, Funk und Fernsehen, sondern interessieren offenbar auch sehr stark den Durchschnittsl e ser, der sich zwar von schriftstellerischen Gedankenspielen gern beeindrucken läßt, im Grunde aber nicht so genau d a hinterzukommen scheint, wie man überhaupt solche „ve r rückten Einfälle“ haben kann.
    Die Antwort darauf ist kompliziert und einfach zugleich: Die Ideen sind schon da und waren es immer; sie liegen förmlich in der Luft. Wer mit offenen Augen durchs Leben geht (und dazu ist es nicht einmal nötig, SF-Autor zu sein), kann an einem ganz gewöhnlichen Wochenende mit ein w e nig Beobachtungsgabe und der Fähigkeit zur Auswertung politischer oder kultureller Nachrichten mehr Themen fi n den, als er verarbeiten kann.
    SF-Geschichten, die von Leuten zu Papier gebracht we r den, die mehr wollen als lediglich den Leser unterhalten, beschäftigen sich nämlich, wenn man genauer hinsieht, nicht unbedingt mit der Zukunft (auch wenn das futuristische E n vironment vielleicht dagegen spricht), sondern weisen in überspitzter Form auf die Gegenwart hin. Mit anderen Wo r ten: Sie greifen in literarischer Form Auswüchse gegenwä r tiger gesellschaftlicher Zustände auf und transponieren sie in eine Zukunft, die nicht einmal allzu fern von uns liegen muß. Muß dabei aber unbedingt alles noch schlimmer au f scheinen, als es ohnehin schon ist?
    Wenn dieses Buch den für SF-Verhältnisse eher ung e wöhnlichen Titel Gemischte Gefühle trägt, ist das schon so etwas wie eine Antwort. „ Die Lage ist ernst , aber nicht hof f nungslos. “ Die Geschichten dieses Bandes behandeln Th e men, die uns allen bekannt vorkommen sollten, und b e schreiben Dinge, mit denen wir tagtäglich konfrontiert we r den, Dinge wie den Sport, das Showbusineß, das Freizei t verhalten, den Wahnsinn moderner Großstädte, Überbevö l kerungs - und Umweltv erschmutzungsprobleme oder die all dies verwurste n den, aber selten klar analysierenden Medien. Sie behandeln in die Zukunft verlagerte Probleme der G e genwart und versuchen anhand der Satire die Finger auf Wunden zu legen, die von den Medien in der Regel eher verkleistert werden, bieten einen Blick hinter manche Kuli s se und hin und wi e der auch eine mögliche Lösung an.
    Die in diesem Band versammelten Texte sind teilweise sehr schwarz, aber es wäre sicher falsch, sie pauschal als Endzeitsehnsüchte oder Lust am Untergang zu werten. Das Aufzeigen des täglichen Wahnsinns sollte, so meine ich, beweisen, daß sich zumindest einige Angehörige der jungen SF-Autorengeneration wirklich Gedanken um die Zukunft (und damit auch um das Heute) machen. Und dazu gehören nun einmal Realitäten wie Arbeitslosigkeit, Wohnungsma n gel und institutionalisierte Manipulationsmechanismen, d e ren Durchschlagskraft ungleich größer ist, als man gemei n hin glaubt. Wer ein Interesse an einer erfreulichen Zukunft hat, sollte nicht vergessen, daß sie nur dann Gestalt anne h men kann, wenn man in der Gegenwart die entsprechenden Weichen stellt.
    Ronald M. Hahn

Helmuth Horowitz
Willkommen in der Stadt der Angst
     
    Okay, Mann, okay! Nur keine Gewalt! Ich sag dir auch so, wie alles kam, obwohl es eigentlich verdammt schwer zu erklären ist, aber wenn du unbedingt willst …
    Also, vorgestern – oder war ’ s gestern? Fuck it, in dieser miesen Stadt ist jeder Tag so beschissen wie der andere –, vorgestern also hing ich wie jeden Abend an der Theke von Fat Wimpy ’ s Kneipe und spülte mir literweise Bier durch die Kiemen. Ich kann dir sagen, Mann, ich war schon so voll, daß ich bereits wieder die ersten kleinen grünen Män n chen an den Flaschenkorken knabbern und mir zähneble c kend zugrinsen sah, aber wenn du so wie ich im Training bist, dann schert dich das einen Dreck, und ich hatte ohnehin keinen Bock, mit dem Saufen aufzuhören und die nächsten Jahre mit Hallelujagesängen zu verbringen.
    Neben mir lehnte Pell Mell an der Wand, und seine Pi n schervisage war noch weißer als der Kalk, der ihm in seine fettige Matte rieselte. Nee, ich weiß nicht, wie er richtig hieß, alle nannten ihn Pell Mell , weil er aussah wie ’ ne ze r quetschte Zigarettenkippe und in seinem Kopf wohl auch nichts anderes drin war.
    Pell Mell röchelte wie
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