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Lustnächte

Lustnächte

Titel: Lustnächte
Autoren: Barbara DuMont
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wollte mir dort ein Zimmer nehmen.“
    Na also. Ihre Stimme wurde ein wenig sicherer. Ging doch.
    „Sie können natürlich gern erst mal hierbleiben“, sagte er. „Ich … äh … war gerade dabei, mir etwas zu essen zu machen. Hunger?“ Essen war immer gut.
    „Ich weiß nicht, vielleicht“, kam es matt aus den Kissen.
    „Prima! Das ist ein gutes Zeichen. Ich bin gleich wieder da.“
    Er eilte in die Küche. Mit einem Mal war er strahlender Laune. Natürlich hatte er nicht vor, sie mit diesem undefinierbaren Eintopf zu vergiften. Es musste sich doch noch etwas anderes finden lassen. Aufgeräumt öffnete er eine Flasche Rotwein, klaubte zwei Gläser aus dem Schrank und stellte Käse, Butter und Brot auf das Tablett. Etwas altbackenes Brot von Samstag, aber sie war nicht ganz auf dem Damm und würde es vielleicht nicht bemerken. Und schließlich hatte sie sich ja nicht die Zähne bei dem Unfall ausgeschlagen. Es würde schon gehen. Er lächelte in sich hinein. Sie war hübsch. Wirklich hübsch, wenn sie auch im Moment ein wenig zerzaust aussah. Genau der südländische Typ Frau, den er mochte. Mitte, vielleicht Ende zwanzig. Sie gefiel ihm. Wäre doch bestimmt nett, sie näher kennenzulernen. Im nächsten Moment fasste er einen Entschluss. Den Wagen würde er morgen früh abholen lassen und dem Typ von der Werkstatt nahelegen, dass er sich mit der Reparatur nicht beeilen musste.
    Dadurch ließen sich zwei, drei Tage mit ihr herausschinden. Er würde schon dafür sorgen, dass ihr die Wartezeit nicht lang wurde. Der Plan war gut. Beschwingt griff er das Tablett, rettete die ins Taumeln geratenen Gläser und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer.
    Sie hatte sich im Bett aufgesetzt und konnte schon wieder ein bisschen lächeln. Und sie hatte wirklich ein süßes Lächeln. Allzu lange würde sie wohl nicht leidend sein.
    „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt“, sagte sie. Ihr Akzentwar genauso süß wie ihr Lächeln. Und langsam kehrte auch die Farbe in ihr Gesicht zurück. Den Notarzt würden sie nicht brauchen.
    „Ich bin Beatrix Greifenberg und komme aus München.“
    „Pierre LeBreton“, sagte er knapp. „Nennen Sie mich einfach Pierre.“
    „Ich hoffe, Pierre, Sie sind nicht allzu böse wegen des Zauns. Ich komme natürlich für den Schaden auf.“
    „Unsinn! Ich wollte ihn ohnehin erneuern.“ Glatt gelogen. Der Zaun war keine drei Wochen alt. Aber wen interessierte das schon? Er strahlte sie an, platzierte das Tablett auf der Bettdecke und suchte sich einen strategisch günstigen Platz, um sie zu füttern.
    „Ich hoffe, Sie mögen Käse. Warmes Essen gibt es heute nicht. Meine Haushälterin hat frei.“ Er hoffte inständig, dass Elaine nicht schon morgen früh wieder auf der Matte stand mit ihrem ewigen Gekeife. Sie würde bloß wieder alles verderben.
    „Rotwein?“ Eine überflüssige Frage. Das Glas war bereits halb voll.
    „Eigentlich trinke ich nie Alkohol.“
    „Papperlapapp! Das hier verordne ich Ihnen als Medizin. Und das hier auch.“
    Pierre schnitt ein Stück Käse ab, nahm ihn ungeniert in die Finger und hielt ihn ihr hin.
    „Mund auf!“
    Gehorsam öffnete sie den Mund und Pierre steckte ihr das Stückchen hinein, samt seiner Fingerspitze, die er nur langsam zurückzog.
    Was ihm unverhofft einen heftigen Testosteronstoß bescherte. Er bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. War wohl besser, er ließ sie allein essen und setzte für den Rest des Tages nur noch leichtfüßige Konversation auf den Plan. Für alles andere war sie offensichtlich noch zu mitgenommen. Er wusste, dass er ein charmanter Unterhalter sein konnte, wenn er wollte. Und heute Abend wollte er entschieden. Als er sich spät in der Nacht von ihr verabschiedete, hatte sie tatsächlich schon wieder lachen können und ihm waren keinesfalls ihre bewundernden Blicke entgangen. Die Sache ließ sich gut an. Wenn er sie auch erst einmal gesund pflegen musste.

Am nächsten Tag war Pierre in recht aufgeräumter Stimmung. Nicht einmal Monsieur Lacot konnte seine gute Laune verderben, obwohl er zum dritten Mal die Pläne für den Umbau seines Hauses verwarf und ihn damit zwang, von vorn zu beginnen. Er war überaus charmant zuYvonne und übersah geflissentlich ihre unvermeidlichen Rechtschreibfehler genauso wie den grellgelben Pullover. Auf Marcs hartnäckige Fragen nach dem Pergament antwortete er mit ausgesuchter Geduld, dass er nicht daran denke, es zurückzugeben und plane, weitere Schritte zu ergreifen.
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