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Lustnächte

Lustnächte

Titel: Lustnächte
Autoren: Barbara DuMont
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Baumeister, Großgrundbesitzer. Und es ist so gut wie sicher, dass sie in Heiligen Land, genauer gesagt unter dem Tempelberg, wo sie ihr Hauptquartier hatten, Grabungen durchführten. Man geht allgemein davon aus, dass sie dort weitere Reichtümer gefunden haben. Und diese Reichtümer haben sie mit niemandem geteilt. Ihr Armutsgelübde erstreckte sich nur auf die einzelnen Ritter, nicht auf den Orden selbst.“
    „Sehr interessant. Und was hat das hiermit zu tun?“
    „Die Templer müssen unermesslich reich gewesen sein. Genau deshalb sind die Aussagen auf diesem Pergament gar nicht so abwegig.“
    „Ganz recht. Nur übersiehst du eines: Ihre Macht und ihr Reichtum haben sie auf den Scheiterhaufen gebracht und ihre Besitztümer wurden aufgeteilt.“ Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der breiten Brust. „Jean-Luc hat dich da ganz schön eingewickelt. Der Schatz der Tempelritter. Großer Gott, Marc! Das ist ein Ammenmärchen. Der König und der Papst waren seinerzeit enttäuscht, dass nicht mehr da war zum Verteilen. Deshalb glaubten sie, die Templer hätten das Meiste versteckt. Diese Idee hat sich bis heute hartnäckig gehalten. Aber es wundertmich, dass zwei vernünftige, erwachsene Männer darauf hereinfallen.“
    „Wenn sich herausstellt, dass das Pergament echt ist, haben wir den Beweis, dass auch der Schatz existiert.“
    Marc rückte dicht zum Schreibtisch und stützte seine Ellenbogen ab.
    „Und was wirst du dann tun? Zum nächsten Museum laufen und sagen: Seht mal, was ich hier habe. Ein Schreiben vom letzten Großmeister der Tempelritter, das beweist, dass sie einen Schatz versteckt haben. Ich schenke es euch. Und das Echtheitszertifikat gleich dazu. Mal davon abgesehen, dass dabei nichts für dich rausspringt, belangt man dich vielleicht noch wegen Diebstahls von Kulturgut.“
    „Ich habe es nicht gestohlen, verdammt noch mal!“ Jetzt reichte es ihm wirklich. „Ich wusste nicht einmal, was es ist, als ich es in der Kneipe aus der Tasche zog und Jean-Luc sich neugierig draufstürzte. Ich habe es bei Vermessungsarbeiten in der Abtei gefunden. Es steckte in einer Säule. Und jetzt will ich nichts mehr hören.“
    Er griff demonstrativ zu seiner Zeitung und würdigte Marc keines Blickes mehr. Seine Kopfschmerzen waren zurückgekommen, sein Magen rebellierte immer noch und sein Kaffee war inzwischen kalt.
    „Yvonne!“
    „Warum schreist du so? Wir haben eine Sprechanlage.“
    Yvonnes orangeroter Lockenkopf erschien im Türrahmen. „Kaffee?“
    „Was sonst?“
    Fast sofort schwebte sie herein und schenkte ihm eine neue Tasse ein, wobei sie sich unnötig weit nach vorn beugte, und ihm den Ausblick auf zwei niedliche, von einem Push-up zur Geltung gebrachte Brüste gewährte. Ungnädig richtete er seinen Blick in die Zeitung und Yvonne zog sichtlich beleidigt ab.
    „Beantwortest du mir noch eine klitzekleine Frage?“
    „Nein!“
    „Was wirst du tun, wenn sich die Echtheit des Pergaments als sicher herausstellt?“
    „Nichts.“
    „Willst du der Sache etwa nicht nachgehen“, fragte Marc ziemlich enttäuscht, doch Pierre gab demonstrativ keine Antwort mehr.

Dreizehn Stunden hinterm Steuer. Beatrix strich eine ihrer Locken aus der Stirn. Was für eine Schikane in einem vollgestopften Mini Cooper. Und ganz ohneNavigationssystem. Seit sie bei Plougastel-Daoulas die N 165 verlassen hatte, hatte sie sich immer mehr in diesen kleinen Straßen verzettelt, die typisch für die Bretagne waren. Manche glichen eher einem Feldweg. Idyllisch, hieß es im Reiseführer. Und Schuld an ihrem ganzen Elend war dieser verflucht gut aussehende Franzose, dachte sie verärgert. Fluch über ihn und über sein gewinnendes Lächeln, mit dem er sie zwischen knochentrockenen Croissants und miserablem Kaffee in der letzten Raststätte eingewickelt hatte. „Nehmen Sie die Landstraße, Mademoiselle“, hatte er geflötet, „sonst machen Sie einen Riesenumweg. Und Sie können sich gleich von der unvergleichlichen Schönheit dieses Landstriches überzeugen.“ Gar nichts konnte sie. Inzwischen war es stockdunkel und diese Landstraße – oder vielleicht auch ein Feldwirtschaftsweg, das wusste man ja nie so genau – führte scheinbar ins Nirgendwo. Verdammt! Dabei hatte sie diese Reise so akribisch genau geplant. Sie hätte auf ihren Vater hören sollen. Er hatte ihr eine Ägyptenreise zum Abschluss des Studiums schenken wollen. Alles hübsch organisiert, mit Reiseführer und festgelegten
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