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0017 - Das Dämonenauge

0017 - Das Dämonenauge

Titel: 0017 - Das Dämonenauge
Autoren: Jason Dark
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Zwei Öllichter brannten am Kopfende der Liege. Ihr Licht erfüllte den Raum mit einem verschwommenen Dämmerschein. Mein Blick wanderte zu den Lampen hin. Ich hatte plötzlich das Gefühl, als würden sie sich einander nähern, einen furiosen Feuerwirbel bilden, aus dem sich dann die Bilder der Vergangenheit schälten.
    Hinter mir stand Suko, mein Freund und Partner. Er hielt die Hände gegeneinander gepreßt. Hin und wieder hörte ich ihn schwer atmen.
    Suko und ich befanden uns mit Jane in Kiriakis Wohnung, in einem Kellerraum, der in der Altstadt lag. Dort, wo die Gassen noch schmal und verwinkelt waren, wo kaum ein Tourist hinkam und die Menschen ihr eigenes Leben lebten. Kiriakis selbst war nicht da. Er hatte sich verabschiedet und wollte etwas besorgen. Was, das hatte er nicht gesagt. Ich wischte mir über die Stirn und atmete ein. Dann blickte ich wieder in Janes Gesicht, versuchte ein Lebenszeichen bei ihr zu erkennen.
    Wie tot lag sie auf der Liege. Ich strich mit den Fingerspitzen über ihre Wangen. Fühlten sie sich schon kälter an? Hatte sich die Totenstarre bereits ihres Körpers bemächtigt? »Jane!« flüsterte ich. »Mein Gott…«
    Schwer legte sich eine Hand auf meine Schulter. »Es wird schon alles gut werden«, sagte Suko leise hinter mir.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Man ist so hilflos«, erwiderte ich. »Man kann nichts tun, sich nicht wehren, sich…« Ich verstummte.
    »Janes Schicksal liegt in der Hand eines anderen, John!«
    »Ja.«
    Ich erhob mich, sah das auf den Boden gezeichnete Pentagramm mit dem Stern in der Mitte und den magischen Symbolen an den Schnittflächen.
    Dieses Pentagramm hatte uns im letzten Augenblick gerettet, als die Höllenmeute aus einer anderen Dimension in diesen Raum eingefallen war. Und noch immer klangen mir Kiriakis Worte in den Ohren, als er sagte: »Azarin ist mein leiblicher Sohn!«
    Wie grauenhaft mußte es für ihn gewesen sein, zu erfahren, daß sein eigener Sohn sich den Mächten der Finsternis verschrieben hatte. Ja, es war kein leichtes Schicksal, das wir zu tragen hatten.
    In meinem Schulterholster spürte ich den Druck der Pistole. Wäre sie geladen gewesen, läge Jane jetzt nicht hier. Aber meine Waffe war leergeschossen, als Azarin zustach. Ich hatte noch nicht nachladen können. In der Hektik hatte ich nicht an das Ersatzmagazin in meiner Tasche gedacht. »Wo er so lange bleibt?« fragte ich ungeduldig.
    »Er wird schon rechtzeitig zurückkehren«, erwiderte Suko. Mein chinesischer Partner hatte zu Kiriakis festes Vertrauen. So etwas geschieht bei einem Menschen wie Suko sehr selten. Ich empfand die Luft in diesem Kellerraum als drückend. Meine Nerven vibrierten. Ich wollte hier raus, etwas tun. Aber es war unmöglich, ich mußte warten. Auf Janes Tod – oder auf eine Rettung. Die Geräusche der Altstadt drangen nur sehr schwach bis zu uns. Manchmal fühlte ich mich wie in einer Gruft. Wieder sah ich Jane an. Ihre Haltung, ihr Ausdruck auf dem Gesicht hatte sich nicht verändert. Still und bleich lag sie auf dem provisorischen Bett.
    Ich hatte sie zu einem Arzt bringen wollen. In ein modernes Krankenhaus, dessen Geräte auf dem neuesten Stand der Technik standen. Doch Kiriakis war dagegen gewesen. Seine Worte schwangen mir noch im Ohr nach, wie er sagte: »Ich werde bald zurück sein und etwas mitbringen, das Jane Collins heilen kann.«
    Seltsamerweise stand Suko auf seiner Seite. Der Chinese ist selbst in einem Land geboren, in dem die Menschen den Glauben an die Kraft des Geistes und der Magie nicht verloren haben. Er vertraute Kiriakis. Und ich?
    Wie oft schon war ich in meiner Laufbahn mit Dingen konfrontiert worden, die der normale Verstand nicht erklären konnte! Aber ich weigerte mich zu glauben, daß der Grieche Jane Collins wirklich helfen konnte.
    »Er kommt«, sagte Suko und unterbrach damit meine pessimistischen Gedanken.
    Suko hatte das bessere Gehör. Tatsächlich verdunkelte sich wenige Sekunden später der Eingang. Ein Mann betrat den Raum. Es war Kiriakis!
    ***
    Der Grieche hielt eine flache Schale in der Hand. Sie war mit einem Tuch bedeckt, so daß ich nicht erkennen konnte, was sich in der Schale befand.
    Ich lief auf Kiriakis zu. »Endlich!« rief ich.
    Der Grieche lächelte. »Du sollst nicht so ungeduldig sein, John Sinclair. Eile schadet selbst dem weisesten Mann.«
    Es war seine Art, so zu sprechen. Etwas geschraubt und manchmal unverständlich. Dann versteckte er seine Bitten in Gleichnisse. Für Suko und mich war
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